Nietzsche and Wagner

Cosima und Richard

Richard and Cosima
1. The First Meeting

2. Tribschen

3. Bayreuth, 1872

4. The "Triumphlied"

5. Bayreuth, 1876

6. The End in Sorrent

7. Retrospective, 1888

A link recommendation to the Wagner section of my translator Ingrid Sabharwal-Schwaegermann from Edmonton, Canada, with a detailed Wagner Time Table and his Beethoven Essay in German and English. As an additional treat here her links on the topic of Wagner!


Nietzsche meets Richard Wagner

In March 1868, Nietzsche had been ill for several months due to a riding accident that he had during his military service. At Pentecost of that year, Nietzsche's fellow student from his Leipzig years, Ernst Windisch (1844-1918, later lecturing as Professor for East-Indian Studies in Leipzig) visited him at Naumburg, where Nietzsche was staying for his convalescence; Windisch advised Nietzsche to habilitate himself with Ritschl in Leipzig, and he would also become very important to Nietzsche's future in a further matter.

In October 1868, having returned to Leipzig in restored health, Nietzsche wrote to his friend Rohde: "... Im übrigen nehme ich mir vor, etwas mehr Gesellschaftsmensch zu werden: insbesondere habe ich eine Frau aufs Korn genommen, von der mir Wunderdinge erzählt sind, die Frau des Professor Brockhaus, Schwester Richard Wagners: über deren Kapazitäten Freund Windisch (der mich besucht hat) eine erstaunliche Meinung hat ... Ritschls gehen fast nur mit Familie Brockhaus um." ("Briefwechsel mit Rohde" (Correspondence with Rohde, p. 71-- "...otherwise, I plan on becoming more of a member of society: in particular, I am focussing on a woman of whom I am told miraculous things, the wife of Professor Brockhaus, sister of Richard Wagner, with respect to whose capacity friend Windisch (who has visited me) has an amazing opinion...the Ritschls almost exclusively socialize with the Brockhaus family".)

One can see that, for the (still) critical connoisseur of Wagnerian music (for example, in 1866, he had dealt with the piano reduction of the Walküre), two important motives become intertwined here--in the same letter, he writes: "Mir behagt an Wagner, was mir an Schopenhauer behagt, die ethische Luft, der faustische Duft, Kreuz, Tod und Gruft usw." (p. 72--"I like in Wagner what I like in Schopenhauer, the ethical air, the Faustian fragrance, cross, death and sepulchre").

It is again Windisch who arranges his Leipzig living quarters for him, with Professor Biedermann in the Lessingstraße. On October 27th, Nietzsche, to whom even "die Kritik der Oper [...] offerirt" ("the Kritik der Oper (Critique of Opera) [...] (was) offered", hears the Tristan-Introduction and the Meistersinger Overture--and is captivated. The next day to Rohde (p. 77): "Heute Abend war ich in der Euterpe, die ihre Winterconcerte begann und mich sowohl mit der Einleitung zu Tristan und Isolden als auch mit der Ouvertüre zu den Meistersingern erquickte. Ich bringe es nicht übers Herz, mich dieser Musik gegenüber kritisch kühl zu verhalten; jede Faser, jeder Nerv zuckt an mir, und ich habe lange nicht ein solches andauerndes Gefühl der Entrücktheit gehabt als bei letztgenannter Ouvertüre" ("Tonight, I was in the Euterpe that had begun its winter concerts and which delighted me with both the Introduction to Tristan and Isolde and with the Overture to the Meistersinger. I can not find it in my heart to remain critically-cool towards this music; every fiber, every nerve in me twitches, and I have not had such a lasting feeling of transport than in listening to the last-mentioned overture, in a long time").

On November 6, when Nietzsche returned home from his opening speech before the "Philologischen Verein" (Philological Society), there was a message waiting for him from Windisch, already: "Willst Du Richard Wagner kennenlernen, so komme um ¾4 in das Café Théâtre" ("If you want to meet Richard Wagner, meet me at a quarter to four in the Cafe Theatre"). Wagner was secretly visiting his sister Ottilie who was married to the orientalist Hermann Brockhaus, under whom Winidisch prepared his habilitation. Mrs. Ritschl, Nietzsche's long-time mentor, was befriended with Mrs. Brockhaus. When Wagner now played his new Meisterlied from his Meistersinger, Mrs. Ritschl told him that she already knew it well, namely from a young philologist and student of her husband, Friedrich Nietzsche, who was very musical. Therefore, Wagner wanted to meet him. That is how it came about that Windisch wrote his note to Nietzsche, and, after some communication back and forth, it came to the first meeting of Nietzsche and Wagner at the house of Professor Brockhaus on the evening of November 8, 1868. Nietzsche, himself, reported about it to Rohde the next day (Briefwechsel mit Rohde [Correspondence with Rohde] p. 86 ff.):

"In der Meinung, daß eine große Gesellschaft geladen sei, beschloß ich, große Toilette zu machen, und war froh, daß gerade für den Sonntag mein Schneider mir einen fertigen Ballanzug versprochen hatte. Es war ein schrecklicher Regen- und Schneetag, man schauderte, ins Freie zu gehen, und so war ich denn zufrieden, daß mich nachmittags Roscherchen besuchte, mir etwas von den Eleaten erzählte und von dem Gott in der Philosophie ... Es dämmerte, der Schneider kam nicht und Roscher ging. Ich begleitete ihn, suchte den Schneider persönlich auf und fand seine Sklaven heftig mit meinem Anzug beschäftigt: man versprach in ¾ Stunden ihn zu schicken. Ich ging vergnügter Dinge weg, streifte Kintschy, las den ‚Kladderadatsch‘ und fand mit Behagen die Zeitungsnotiz, daß Wagner in der Schweiz sei, daß man aber in München ein schönes Haus für ihn baue: während ich wußte, daß ich ihn heute abend sehen würde und daß gestern ein Brief vom kleinen König (Ludwig II. von Bayern) an ihn angekommen sei, mit der Adresse »An den großen deutschen Tondichter Richard Wagner«.

Zu Hause fand ich zwar keinen Schneider, las in aller Gemächlichkeit noch die Dissertation über die Eudocia und wurde von Zeit zu Zeit durch gellendes, aber aus der Ferne kommendes Läuten beunruhigt. Endlich wurde mir zur Gewißheit, daß an dem altväterlichen eisernen Gittertore jemand warte: es war verschlossen, ebenso wie die Haustür. Ich schrie über den Garten weg dem Mann zu, er solle in das Naundörfchen kommen: unmöglich, sich bei dem Geplätscher des Regens verständlich zu machen. Das Haus geriet in Aufregung, endlich wurde aufgeschlossen, und ein altes Männchen mit einem Paket kam zu mir. Es war ½7 Uhr; es war Zeit, meine Sachen anzuziehen und Toilette zu machen, da ich sehr weit ab wohne. Richtig, der Mann hat meine Sachen, ich probiere sie an, sie passen. Verdächtige Wendung! Er präsentiert die Rechnung. Ich akzeptiere höflich: Er will bezahlt sein, gleich bei Empfang der Sachen. Ich bin erstaunt, setze ihm auseinander, daß ich gar nichts mit ihm als einem Arbeiter für meinen Schneider zu tun habe, sondern nur mit dem Schneider selbst, dem ich den Auftrag gegeben habe. Der Mann wird dringender, die Zeit wird dringender; ich ergreife die Sachen und beginne sie anzuziehn, der Mann ergreift die Sachen und hindert mich sie anzuziehn: Gewalt meiner Seite, Gewalt seiner Seite! Szene. Ich kämpfe im Hemde: denn ich will die neuen Hosen anziehn.

Endlich Aufwand von Würde, feierliche Drohung, Verwünschung meines Schneiders und seines Helfershelfers, Racheschwur: währenddem entfernt sich das Männchen mit meinen Sachen. Ende des 2. Aktes: ich brüte im Hemde auf dem Sofa und betrachte einen schwarzen Rock, ob er für Richard gut genug ist.

– Draußen gießt der Regen –

Ein viertel auf Acht: um halb acht, habe ich mit Windisch verabredet, wollen wir uns im Theatercafé treffen. Ich stürme in die finstre Nacht hinaus, auch ein schwarzes Männchen, ohne Frack, doch in gesteigerter Romanstimmung: das Glück ist günstig, selbst die Schneiderszene hat etwas Ungeheuerlich-Unalltägliches. Wir kommen in dem sehr behaglichen Salon Brockhaus an: es ist niemand weiter vorhanden als die engste Familie, Richard und wir beide. Ich werde Richard vorgestellt und rede zu ihm einige Worte der Verehrung: er erkundigt sich sehr genau, wie ich mit seiner Musik vertraut geworden sei, schimpft entsetzlich auf alle Aufführungen seiner Opern, mit Ausnahme der berühmten Münchener und macht sich über die Kapellmeister lustig, welche ihrem Orchester im gemütlichen Tone zurufen: »Meine Herren, jetzt wird's leidenschaftlich«, »Meine Gutsten, noch ein bißchen leidenschaftlicher!« Wagner imitiert sehr gern den Leipziger Dialekt.

Nun will ich Dir in Kurze erzählen, was uns dieser Abend bot, wahrlich Genüsse so eigentümlich pikanter Art, daß ich auch heute noch nicht im alten Gleise bin, sondern eben nichts Besseres tun kann, als mit Dir, mein teurer Freund, zu reden und »wundersame Mär« zu künden. Vor und nach Tisch spielte Wagner, und zwar alle wichtigen Stellen der »Meistersinger«, indem er alle Stimmen imitierte und dabei sehr ausgelassen war. Es ist nämlich ein fabelhaft lebhafter und feuriger Mann, der sehr schnell spricht, sehr witzig ist und eine Gesellschaft dieser privatesten Art ganz heiter macht. Inzwischen hatte ich ein längeres Gespräch mit ihm über Schopenhauer: ach, und Du begreifst es, welcher Genuß es für mich war, ihn mit ganz unbeschreiblicher Wärme von ihm reden zu hören, was er ihm verdanke, wie er der einzige Philosoph sei, der das Wesen der Musik erkannt habe: dann erkundigte er sich, wie sich jetzt die Professoren zu ihm verhalten, lachte sehr über den Philosophenkongreß in Prag und sprach »von den philosophischen Dienstmännern«. Nachher las er ein Stück aus seiner Biographie vor, die er jetzt schreibt, eine überaus ergötzliche Szene aus seinem Leipziger Studienleben, an die ich jetzt noch nicht ohne Gelächter denken kann; er schreibt übrigens außerordentlich gewandt und geistreich. – Am Schluß, als wir beide uns zum Fortgehen anschickten, drückte er mir sehr warm die Hand und lud mich sehr freundlich ein, ihn zu besuchen, um Musik und Philosophie zu treiben, auch übertrug er mir, seine Schwester und seine Anverwandten mit seiner Musik bekanntzumachen: was ich denn feierlich übernommen habe."

("Being of the understanding that a great soiree was going to be held, I resolved to dress for the occasion and was very glad that for this very Sunday, my tailor had promised to deliver to me the evening suit that I had ordered. It was a terribly rainy and snowy day, one hesitated to go outside, and therefore, I was glad that little Roscher visited me in the afternoon in order to tell me something about the Eleates and of God in philosophy...It was growing dark, the tailor had not come, yet, and Roscher left. I accompanied him, personally, went to the tailor and found his slaves busy with my suit, and one promised to send it to me in three quarters of an hour. I left in good spirits, went by Kintschy's, read the Kladderadatsch and found pleasure in reading this news item: that Wagner was in Switzerland, that, however, a beautiful house would be built for him in Munich, very soon, whil I knew that I would be seeing him tonight and that yesterday, a letter to him had arrived from the little King (Ludwig of Bavaria), addressed to 'the great German tone poet Richard Wagner'."

"At home, I did not find the tailor, yet, still read the dissertation about Eudocia in all peace and quiet and was, from time to time, stirred up by a shrill ringing of a bell that seemed to come from afar. Finally, it dawned on me that someone was waiting at the old-fashioned wrought-iron gate: it was closed, as well as the door to the house. Down across the garden, I shouted at the man that he should meet me at the Naumdörfchen: it was impossible to make oneself understood in the pouring rain. The house went into uproar; finally, someone opened, and a little old man with a parcel came to me. It was half past six and time for me to dress up for tonight's occasion, since I live very far out. Fine, the man had my things, I try them on, they fit. Suspicious turn of events! He presents me with the bill. I accept it politely. He wants to be paid right away, upon my receipt of the suit. I am surprised and explain to him that I have nothing to do with him as a man who just works for my tailor and that I would only deal with my tailor from whom I ordered the suit. The man becomes more urgent in his demand, the time is pressing more and more, as well, I take the things (clothes) and begin to put them on, the man takes the clothes and prevents me from putting them on: force on my side, force on his side! A scene. I fight, standing there in my shirt, since I want to put the new trousers on."

"Finally: Collecting my dignity, I solemnly threaten him, curse my tailor and his helper, swear revenge: during the course of this, the little man vanishes with my clothes. End of the second act: In my shirt, I sit on my sofa and look at my black suit coat and ponder it if is good enough for Richard."

"--Outside, the rain is pouring down. --"

"A quarter to eight: at seven thirty, I was supposed to have met up with Windisch, at the Theatre Cafe. I storm out into the dark night, also a little black man, without a festive suit, however, in a heightened romatic mood: luck is on my side, even the 'tailor scene' has something unusual and out of the ordinary about it. We arrive at the very comfortable Brockhaus salon: there is no-one besides the family, themselves, and Richard, and both of us. I am introduced to Richard and address him with a few words of reverence: he asks very detailed questions as to how I have become familiar with his music, curses horribly about the performances of his operas, with the exception of the famous Munich ones and makes fun of the conductors who address their orchestras in a leisurely tone: 'My dear gentlemen, now it's going to become passionate--My dearest fellows, a bit more passionate, please!' Wagner is fond of imitating the Leipzig dialect."

"Now I want to tell you quickly what this evening offered, truly, enjoyments of a peculiarly delicious kind, so that even today, I have not returned to my usual rut, yet, and can do nothing better than telling you this 'miraculous fable': Before and after dinner, Wagner played, namely, all important passages from the Meistersinger in which he imitated all the voices and was very unbuttoned in doing so. He is, after all, a marvelously lively and fiery man who talks very fast, is very witty, and can surely transport such a private company into a state of utmost hilarity. In the meantime, I had a longer discourse with him on Schopenhauer: oh, you can understand what an enjoyment it was to hear the latter spoken of with such warmth, what he (Wagner) owes him, how he was the only philosopher who had understood the essence of music: then he asked how today's Professors viewed him, laughed very much about the Philosophers' Congress in Prague and spoke 'of the philosophical civil servants'. Then, he read a passage from his biography that he is writing at this time, a very amusing scene from his Leipzig study years, of which I even now can not think without laughing; by the way, he writes extremely well and witty. -- Finally, when both of us prepared to leave, he warmly shook my hand and invited me very friendly to visit him in order to talk about music and to discuss philosophy, he also asked me to introduce his sisters and his relatives to his music, what I solemnly took on as my task."

On December 9th, (Briefwechsel mit Rohde [Correspondence with Rohde], p. 110), he wrote to Rohde: "daß wir uns über einen Genius ganz verstehen werden, der mir wie ein unlösliches Problem erschien und zu dessen Verständnis ich jahraus, jahrein neue Anläufe machte: dieser Genius ist Richard Wagner. Dies ist nun das zweite Beispiel, wo wir, fast unbekümmert um die herrschende und gerade unter Gebildeten gültige Meinung, uns unsre eignen Götzen aufstellen: und man tut schon das zweite Mal diesen Schritt mit mehr Sicherheit und Selbstvertrauen.

Wagner, wie ich ihn jetzt kenne, aus seiner Musik, seinen Dichtungen, seiner Ästhetik, zum nicht geringsten Teile aus jenem glücklichen Zusammensein mit ihm, ist die leibhaftigste Illustration dessen, was Schopenhauer ein Genie nennt: ja die Ähnlichkeit all der einzelnen Züge ist in die Augen springend. Ach, ich wollte, ich könnte Dir in behaglicher Abendstunde die vielen kleinen Einzelheiten erzählen, die ich über ihn, meistens durch seine Schwester, weiß; ich wollte, wir könnten die Dichtungen miteinander lesen (die Romundt so hoch schätzt, daß er Richard Wagner für den bei weitem ersten Dichter der Generation hält, und über die auch Schopenhauer, wie Wagner mir erzählte, sehr gut gedacht hat), wir könnten zusammen den kühnen, ja schwindelnden Gang seiner umstürzenden und aufbauenden Ästhetik gehen, wir könnten endlich uns von dem Gefühlsschwunge seiner Musik wegreißen lassen, von diesem Schopenhauerischen Tonmeere, dessen geheimsten Wellenschlag ich mitempfinde, so daß mein Anhören Wagnerischer Musik eine jubelnde Intuition, ja ein staunendes Sichselbstfinden ist."

(..."that we will come to a total understanding of a genius who appeared to me as an unsolvable problem and at the understanding of whom I, for years, made several attempts: this genius is Richard Wagner. This is now the second example where we, almost regardless of the ruling opinion that prevails particularly among the educated, come to worship our own Gods: the second time, one takes this step with more certainty and self-confidence."

"Wagner, as I know him now, from his music, from his dramatic writings, from his aesthetics, and not in the least part due to this fortunate meeting with him, is the lively illustration of that what Schopenhauer calls genius, nay, the similarity of the particular traits is very evident. Oh, I wish that I could spend an evening with you to tell you about all those details that I know about him, mostly from his sister: I wish we could read his dramatic writings together (which Romundt values so highly and of which also Schopenhauer, as Wagner tells me, has thought very well), together, we could walk the bold, nay dizzying path of his revolutionary aesthetics, and, finally, we could be swept away by the emotional impact of his music, by this Schopenhauerian sea of tones, the most secret waves of which I sense, so that my listening to Wagnerian music is a jubilant intuition, nay, an amazing finding of oneself.")




Tribschen

Instead of embarking on a journey to Paris with Rohde that they had planned in order to pursue the study of sciences there, in February 1869, at the age of 24 years, Nietzsche received an appointment as extraordinary Professor of Philology at the University of Basel, which was changed into an ordinary position, one year later.

On April 19, 1869, Nietzsche arrived in Basel and first took up lodgings at Spalentorweg 2, later at the Schützengraben 45 (today 47). On May 25th, he finally overcame his understandable inner reservations as to whether he should take Wagner by his word with respect to his invitation to him of Leipzig, and went for his first visit to Tribschen.

Wagner had lived there since April, 1866, after he had to retreat from Munich in such a humiliating manner; after a short time, Cosima von Bülow had moved to Tribschen, as well and, while she was still married to Hans von Bülow, was expecting her third child, her daughter Isolde. Ludwig II. continued to support Wagner financially and also visited him in Tribschen near Lucerne at Lake Lucerne.

Tribschen

At that time, Wagner was working on the compositional sketch of the third act of Siegfried, when Nietzsche handed over his calling card to his servant on Pentecost Sunday of 1869. However, the "master" was not allowed to be disturbed in his work; to This, Nietzsche noted"... Vor dem Hause stand ich lange still und hörte einen immer wiederholten schmerzlichen Accord. Einladung zu Tisch ... auf Montag angenommen." "Montag mit dem Morgenschiff nach Tribschen ..., Baronin von Bülow. [...] Mit Wagner zurück zum Rößli, herzliche Einladung." ("I stood still for a very long time in front of the house and again and again, I heard a painful chord. Invitation for dinner ... accepted for Monday...On Monday, by the morning boat, to Tribschen .. Baroness von Bülow. [...] Back with Wagner to the 'Rößli', cordial inivitation"(Janz I, 296 f.)

On June 5th and 6th, Nietzsche was accidentally in the house, when Siegfried, Wagner's son with Cosima, was born; on September 3, he reports to Rohde about a new "Insel der Seligen" ("Island of the Blessed" -- Briefwechsel mit Rohde (Correspondence with Rohde), p. 165ff). "Übrigens habe auch ich mein Italien, wie Du; nur daß ich mich dahin immer nur die Sonnabende und Sonntage retten kann. Es heißt Tribschen und ist mir bereits ganz heimisch. In letzter Zeit bin ich, kurz hintereinander, vier Mal dort gewesen, und dazu fliegt fast jede Woche auch ein Brief dieselbe Bahn. Liebster Freund, was ich dort lerne und schaue, höre und verstehe, ist unbeschreiblich. Schopenhauer und Goethe, Aeschylus und Pindar leben noch, glaub es mir." ("By the way, I too, have my Italy, just like you, it is just that I can only escape to it on Saturdays and on Sundays. It is called Tribschen, and I already feel very at home in it. During the last little while I have been there four times, and in addition to this, there also rushes about one letter a week into this direction. Dearest friend, what I have learned there and what I have seen there, is undescribable. Schopenhauer and Goethe, Aschylus and Pindar are still alive, believe me.")

How close this exchange was shows another passage of this letter to Rohde, in which he reports to him of his acceptance speech at the university which he had mailed out to various friends and authorities before. Of Ritschl he reports as having received "das Lob eines guten Stilisten davongetragen" ("the praise of being a good stylist"--one should note here, how Ritschl praises him and what he does not mention!) Finally, he gave the speech to "Freund Wagner, der sie Frau v. Bülow vorgelesen hat: er stimmt, was mich sehr stärkt, mit allen vorgetragenen ästhetischen Ansichten überein und gratuliert mir, das Problem richtig gestellt zu haben..." ("friend Wagner who read it to Mme. v. Bülow: he agrees, what strengthens me very much, with all of my outlined aesthetic views and congratulates me for having presented the problem correctly...").

His daily routine in Basel, the professor of philology Nietzsche described thus to his old teacher Ritschl: "Jeden Morgen der Woche halte ich um 7 Uhr meine Vorlesung und zwar die drei ersten Tage über Geschichte der griechischen Lyrik, die drei letzten über die Choephoren des Aeschylus. Der Montag bringt das Seminar mit sich, das ich für meinen Teil ungefähr nach Ihrem Schema eingerichtet habe. ... Dienstag und Freitag habe ich am Pädagogium zweimal zu unterrichten, Mittwoch und Donnerstag einmal." ("Every morning, I hold my lecture at 7 o'clock, namely, for the first three days, on ancient Greek lyric, the last two days on the Choephores of Aeschylus. Monday brings the seminar with it, that I, for my part, have designed approximately after your pattern. Tuesday and Friday, I have to teach at the Pädagogium twice, on Wednesday and on Thursday once each.")

However, how lonely Nietzsche felt in Basel, can be seen in his letter to Rohde of the end of January to February 15th, 1870 (Briefwechsel mit Rohde -- Correspondence with Rohde -- p. 180):

"...Nun will ich eins Dir recht eindringlich sagen. Denke daran, auf Deiner Rückreise einige Zeit bei mir zu wohnen: weißt Du, es möchte vielleicht für lange Zeit das letzte Mal sein. Ich vermisse Dich ganz unglaublich: mache mir also das Labsal Deiner Gegenwart und sorge dafür, daß sie nicht so kurz ist. Das ist mir nämlich doch eine neue Empfindung, auch so gar niemanden an Ort und Stelle zu haben, dem man das Beste und Schwerste des Lebens sagen könnte... Meine Freundschaft bekommt unter so einsiedlerischen Umständen, so jungen und schweren Jahren, wirklich etwas Pathologisches: ich bitte Dich, wie ein Kranker bittet: ‚komm nach Basel!‘

Mein wahres und nicht genug zu preisendes Refugium bleibt für mich Tribschen bei Luzern: nur daß es doch nur selten aufzusuchen ist. Die Weihnachtsferien habe ich dort verlebt: schönste und erhebenste Erinnerung! Es ist durchaus nöthig, daß Du auch in diese Magie eingeweiht wirst. Bist Du erst mein Gast, so reisen wir auch zusammen zu Freund Wagner...

Ich gewinne immer mehr Liebe für das Hellenenthum: man hat kein besseres Mittel sich ihm zu nähern, als durch unermüdliche Fortbildung seines eigenen Persönchens. Der Grad, den ich jetzt erreicht habe, ist das allerbeschämendste Eingeständniß meiner Unwissenheit. Die Philologenexistenz in irgend einer kritischen Bestrebung, aber tausend Meilen abseits vom Griechenthum, wird mir immer unmöglicher. Auch zweifle ich, ob ich noch je ein rechter Philologe werden könne: wenn ich es nicht nebenbei, so zufällig erreiche, dann geht es nicht. Das Malheur nämlich ist: ich habe kein Muster und bin in der Gefahr des Narren auf eigne Hand. Mein nächster Plan ist, vier Jahre Culturarbeit an mir, dann eine jahrelange Reise – mit Dir vielleicht...

– Ich habe hier einen Vortrag über "Sokrates und die Tragödie" gehalten, der Schrecken und Mißverständnisse erregt hat. Dagegen hat sich durch ihn das Band mit meinen Tribschener Freunden noch enger geknüpft. Ich werde noch zur wandelnden Hoffnung: auch Richard Wagner hat mir in der rührendsten Weise zu erkennen gegeben, welche Bestimmung er mir vorgezeichnet sieht. Das ist alles sehr beängstigend... Doch ich will mich nicht anfechten lassen: litterarischen Ehrgeiz habe ich eigentlich gar nicht, an eine herrschende Schablone mich anzuschließen brauche ich nicht, weil ich keine glänzenden und berühmten Stellungen erstrebe. Dagegen will ich mich, wenn es Zeit ist, so ernst und freimüthig äußern, wie nur möglich. Wissenschaft, Kunst und Philosophie wachsen so sehr in mir zusammen, daß ich jedenfalls einmal Centauren gebären werde."

("...Now I want to tell you one thing very urgently: think of living with me for some time on your return journey: you know, it might be the last time, for a long time. I miss you quite unbelievably: thus give me the pleasure of your presence and take care that it will not be too short in duration. It is, after all, quite a new sensation to have no one, at all in one's place of residence whom one could tell the best and most difficult of (one's) life... Under such solitary circumstances, in such young and difficult years, my friendship takes on something really pathological: I am asking you, like a sick patient would ask: 'come to Basle!'"

"My true and not enough to be praised sanctuary remains Tribschen to me near Lucerne: it is just that it can only be visited seldom. I spent my Christmas vacation there: most beautiful and elating memory! It is entirely necessary that you, too, will be introduced to this magic. Once you will be my guest, we will also travel to friend Wagner together..."

"My love for Hellenism is ever increasing, one has no better mans in coming closer to it than by constantly refining one's own little personality. The level that I have attained now is the most humiliating admission of my ignorance. My existence as a philologist, in some kind of critical pursuit, yet thousands of miles removed from Hellenism, becomes increasingly impossible to me. I also doubt as to whether I shall ever become a proper philologist: if I don't attain this (goal) inadvertently, quasi by accident, then it will not happen. The problem is that I don't have a pattern to orient myself by and am in anger of being an autodidact fool. My next plan is to spend four years culturally refining myself by myself, and then a journey for some years, perhaps with you..."

"--Here, I have held a lecture on "Socrates and Tragedy" that has evoked horror and misunderstanding. Contrary to this, through it, my ties with my Tribschen friends have become even closer. I shall, yet, turn into walking hope: also Richard Wagner has given me to understand in the most touching manner what destiny he sees for me. This is all very frightening... However, I do not want to let myself be disturbed: after all, I do not have any literary ambitions, whatsoever, I don't need to try to fit into a popular mold, since I am not striving for prestigious positions. Contrary to this, I want to speak my mind as freely and as seriously as possible at the right time. Science, art and philosophy grow together in me so very much that I shall, in any event, give birth to centaurs at some time.")

Listen to what Nietzsche writes to Cosima from the war!

Translation of the German (spoken) text:
"On Thursday, the first of September, we received a few lines
from the little professor who describes the horrible conditions
and the insufficient supply situation on the battlefields."

Towards the end of 1870, Nietzsche had returned ill from his voluntary service as a paramedic in the war between Germany and France and had to recuperate--only slowly did he make progress with his first work, the Geburt der Tragödie, while Wagner worked on his Beethoven (centenary) essay. During Nietzsche's absence due to his military service, Richard and Cosima had married in August of 1870.

Cosima on her wedding with Wagner

Translation of the German (spoken) text:
"Thus I write into my diary. Thursday, August 25th, 1870.
Hmm. How shall I express it? This day, at eight o'clock, our
wedding took place. Richard Wagner and I. May I be worthy
of carrying Richard's name. It is a very simple German name.
But at the same time, it is also the most wonderful German name."

How close the relationship between these friends had become can be seen in the fact that Nietzsche was even privy to the surprise for Cosima's birthday at Christmas, 1870--on December 25, she was 33 years old--namely to the plan that she should be awakened with the "Tribschener Idyll" (or "Stair Music"--later named Siegfried-Idyll) (Nietzsche had been invited to Tribschen from December 24, 1870 to January 1, 1871). How much these friends were in tune with each other can also be seen from the Christmas presents: "Zu Weihnachten bekam ich ein prachtvolles Exemplar des ‚Beethoven‘, dann eine stattliche Ausgabe des Montaigne (den ich sehr verehre) und – Etwas ganz Einziges – das erste Exemplar vom Klavierauszug des ‚Siegfried‘ erster Akt, eben fertig geworden, während noch ein Jahr vergehen kann, ehe der Klavierauszug dieses Werkes in die Öffentlichkeit kommt." ("For Christmas, I received a luxurious edition of the 'Beethoven', then a formidable Montaigne edition (whom I revere very much) and -- something quite unique -- the first copy of the piano reduction of 'Siegfried''s first act, just finished, while one year might still pass until the piano reduction of this work will reach the public"). For Richard Wagner, Nietzsche had obtained a Dürer etching ("Ritter, Tod und Teufel" [Rider, Death and the Devil]), which the latter wanted, as he knew. And for Cosima, he had made a first clean copy of his study "die Entstehung des tragischen Gedankens", which was a preliminary step to his Geburt der Tragödie.

Listen to an excerpt of the Siegfried-Idyll, commented by Cosima (427 KB).

Translation of the (spoken) German text:
"Of this day, my children, I can tell you nothing, nothing of my feelings,
nothing of my mood, nothing, nothing. Meagerly and dry, I only want to tell you
what happened. As I woke up, I heard a sound that swelled up fuller and fuller. ...
No longer could I consider myself dreaming. Music sounded, and what music!
When it had ended, Richard entered my room with the five children and presented
to me the score of the symphonic birthday greeting. ... "Let me die now!", I exclaimed
to Richard. He replied, "It was easier to die for me than to live for me!"

Die Treppenszene
The "Stair Music"
Richard Burton as Wagner and Ronald Pickup as Nietzsche
in the great British TV Biography on Wagner,
the German version of which the excerpt and the picture was taken.

That Nietzsche, in his first work, which still understood itself as a philological work, dealt so extensively with Wagner's creative work and its importance for cultural education, is certainly related to the extensive discussions between them and to the more or less gentle persuasion Richard and Cosima exercised on him and which he neither could nor wanted to avoid: already the preface is addressed (to) "An Richard Wagner". And it is certainly due to the connection with Wagner that the latter's publisher Fritzsch in Leipzig accepted the work--and that it did not have been "stückweise zur Welt" ("given birth to in pieces") without a publisher, as he wrote to Rohde: "welche Tortur für die Gebärende!" ("what a torture to the birth mother" (Briefwechsel mit Rohde [Correspondence with Rohe], p. 248).

The main idea of this work is, in short, the following: According to it, the Attian tragedy developed out of the blending of Appollinian and Dionysian influences, whereby Apollo stands for the dreamlike-aesthetic and its tempering formation as principium individuationis, and Dionysos for the wildly-intoxicated and entranced in form of its being submerged in the world-at-large. Out of the chorus (and, with it, out of the "Geist der Musik" [spirit of music]), in tragedy, the individual hero emerges, dreaming up for himself a world and necessarily failing in it -- and thus he retreats, again into his origin, and the play begins anew.

Allegedly, the "demon" of this zenith of ancient Greek culture is Socratean enlightenment, which has put its stakes on knowledge and on reflection and, with it, has removed itself from the lively origin of man. Christianity and belief in science are supposed to be further steps in this direction. This flattening of the mind as mere knowledge has to be overcome by means of a new art -- naturally, by means of the Wagnerian art as re-birth of tragedy: "Vielleicht gibt es ein Reich der Weisheit, aus dem der Logiker verbannt ist? Vielleicht ist die Kunst sogar ein notwendiges Korrelativum und Supplement der Wissenschaft?" ("Perhaps there is a realm of wisdom out of which logic is banned? Perhaps, art is even a necessary form of correlation and supplement to science?"--Geburt der Tragödie, No. 14, Conclusion).

On January 2, 1872, Nietzsche was able to send dedicated copies to Tribschen. Wagner wrote, "Schöneres als Ihr Buch habe ich noch nicht gelesen!" ("I have never read anything more beautiful than your book!") And on January 18th, Cosima replied, "O wie schön ist Ihr Buch! Wie schön und wie tief und wie kühn! Wer soll es Ihnen lohnen, würde ich beklommen fragen, wüßte ich nicht, daß Sie in dieser Konzeption der Dinge den höchsten Lohn gefunden haben müssen ... Sie haben in diesem Buche Geister gebannt, von denen ich glaubte, daß sie einzig unsrem Meister dienstpflichtig seien; über zwei Welten, von denen wir die eine nicht sehen, weil sie zu fern, die andere nicht erkennen, weil sie uns zu nahe ist – haben Sie den hellsten Schein geworfen, so daß wir die Schönheit fassen, die uns ahnungsvoll entzückte, und die Häßlichkeit begreifen, die uns beinahe erdrückte; und trostreich lassen Sie Ihre Leuchte in die Zukunft – die unsren Herzen Gegenwart ist – scheinen, daß wir hoffnungsvoll erflehen können >das Gute siege!< Ich kann Ihnen nicht sagen, wie erhebend Ihr Buch mich dünkt ... und wie ist Ihnen die schönste Anschaulichkeit in den schwierigsten Fragen gelungen! Wie eine Dichtung habe ich diese Schrift gelesen ... denn sie gibt mir eine Antwort auf alle unbewußten Fragen meines Inneren. ... Nun aber leben Sie wohl; seien Sie gegrüßt vom unteren und oberen Gemach, in letzterem webt jetzt der Meister und ruht neben allem mir wertvollen, Ihr Buch!" ("O, how beautiful your book is! How beautiful and how profound and how bold! Who shall thank you, I would hesitatingly ask, if I did not know that you, in your conceptualization of things, must have found the highest reward... In this book, you have conjured up spirits of which I believed that they would only serve our master: over two worlds, of which we do not see the one, since it is too remote, and of which we do not recognize the other one, since it is too close to us,--you have dispensed the brightest light so that we can grasp the beauty that delighted us in our faintest idea of it, and so that we can understand the ugliness that almost crushed us, and comfortingly, you shed your light into the future--which is present in our hearts--so that we can hopefully pray >The Good shall win!< I can not tell you how elating your book appears to me...and how well you are able to explain the most difficult problems to us with such ease! I have read your work like a work of poetry..for it provides to me answers to all unconscious questions that dwell within me... Now, farewell, be greeted from our abode from downstairs and from upstairs; in the latter, our master is working, and, next to everything that is valuable to me, there rests your book").

Also among his friends and acquaintances, particularly Hans von Bülow, Jacob Burckhardt, Franz Overbeck and Erwin Rohde, the book was unanimously welcomed. Quite different, however, was the reaction of this colleagues -- from this side, Nietzsche was, ever since the publication of this work, surrounded by icy silence; not even his teacher Ritschl commented -- the latter had noted in his diary, "Buch von Nietzsche Geburt der Tragödie ( = geistreiche Schwiemelei)" ("Book by Nietzsche Geburt der Tragödie [Birth of Tragedy] (=witty giddiness)). Only in May, 1872, a rebuttal by his colleague Ulrich von Wilamowitz-Moellendorf (who was four years younger than Nietzsche and would later become one of Germany's most important philologists and who had still visited Nietzsche in October of the year before in Naumburg, as his revered idol....), entitled:


Z U K U N F T S P H I L O L O G I E !
eine erwidrung
auf
Friedrich Nietzsches
ord. professors der classischen Philologie in Basel
"geburt der tragödie"
von
Ulrich von Wilamowitz-Möllendorf
Dr. phil.

PHILOLOGY OF THE FUTURE!

a rebuttal

to

Friedrich Nietzsche's

(ordinary professor of classical philology in Basle)

"geburt der tragödie"

(birth of tragedy)

by

Ulrich von Wilamowitz-Möllendorf, PhD

In it, he attacked Nietzsche with respect to his philological statements, defended scientific rationalism and sneered at the connection with the highly controversial Wagner ("...hier schlug man die götterbilder in trümmer, mit denen poesie und bildende kunst unseren himmel bevölkert, um das götzenbild Richard Wagner in ihrem staube anzubeten." -- "here, one destroyed the images of the Gods with whom poetry and fine arts populate our heavens, in order to sink down in idolatry and in dust before Richard Wagner") – and, in spite of official defense of Nietzsche by Wagner and, above all, through Rohdes polemic "Afterphilologie" that was directed against Wilamowitz, during the next semester, philology students were absent in Basle, according to the demand of Wilamowitz: "eins aber fordere ich: halte hr. N. wort, ergreife er den thyrsos, ziehe er von Indien nach Griechenland, aber steige er herab vom katheder, auf welchem er wissenschaft lehren soll; sammle er tiger und panther zu seinen knieen [wie prophetisch, wenn man an Schlange und Adler Zarathustras denkt...] aber nicht Deutschlands philologische jugend, die in der askese selbstverläugnender arbeit lernen soll..."


Wilamowitz und Rohde mit dem Erstdruck der "Zukunftsphilologie" (HW)

("one thing I request, however, may Mr. N. keep his word, may he take up Thyrsos, may he move from India to Greece, but may he also step down from the lectern from which he is supposed to teach science; may he collect tigers and panthers at his knees [how prophetic, if one only thinks of the snake and the eagle in 'Zarathustra'...], but not Germany's philological youth who should learn in the asceticism of self-denying work...").

With this, Nietzsche was, also from the outside, confronted with a problem that he, due to an inner need -- unfortunately, in vain -- had already tried to solve by having one of his friends, above all Rohde, take over his position as professor of philology while he, himself, wanted to switch over to the philosophical faculty.

Upon Nietzsche's urging, also Ritschl, whom he accepted as his teacher in the best and widest sense, commented on February 14th (pursuant to Janz I, 471 ff.):

"Da Sie mir, lieber Herr Professor, Ihr Buch nur durch den Verleger, ohne eine persönliche Begleitzeile, zukommen zu lassen so freundlich waren, so habe ich wirklich auch nicht geglaubt, daß Sie meinerseits sogleich eine persönliche Rückäußerung erwarteten ... Wenn ich nun aber ... zu einer eingehenden Besprechung ... mich auch jetzt noch außer Stande fühle und wohl auch weiterhin außer Stande fühlen werde, so müssen Sie bedenken, daß ich zu alt bin, um mich noch nach ganz neuen Lebens- und Geisteswegen umzuschauen. Meiner ganzen Natur nach gehöre ich, was die Hauptsache ist, der historischen Richtung und historischen Betrachtung der menschlichen Dinge so entschieden an, daß mir nie die Erlösung der Welt in einem oder dem andern philosophischen System gefunden zu sein schien ... – so wenig wie eine Religion für die verschiedenen Völkerindividualitäten ausreicht, ausgereicht hat und je ausreichen wird. – Sie können dem 'Alexandriner' und Gelehrten unmöglich zumuten, daß er die Erkenntnis verurteile und nur in der Kunst die weltumgestaltende, die erlösende und befreiende Kraft erblicke ... Ob sich Ihre Anschauungen als neue Erziehungsfundamente verwerten lassen, – ob nicht die große Masse unserer Jugend auf solchem Wege nur zu einer unreifen Mißachtung der Wissenschaft gelangen würde, ohne dafür eine gesteigerte Empfindung für die Kunst einzutauschen, – ob wir nicht dadurch, anstatt Poesie zu verbreiten, vielmehr Gefahr liefen, einem allseitigen Dilettantismus Tür und Tor zu öffnen : – das sind Bedenken, die dem alten Pädagogen vergönnt sein müssen, ohne daß er sich, meine ich, deshalb als 'Meister Zettel' zu fühlen braucht ... Gegenüber Ihrer 'Fülle der Gesichte' würde es wenig am Platze sein, wenn ich eine alexandrinische Frage an Sie richten wollte über historisch-bibliothekarische Laertiana oder über des Alcidamas Mouseion und dergleichen frivola: daher unterlasse ich es. Vielleicht kommen Sie doch noch einmal von selbst darauf zurück, wenn auch etwa nur zur Abwechslung und Ausspannung."

("Since you, dear Professor, were so kind to send me your book through your publisher, without an accompanying note, I really did not think that you expected a personal reply from me. ... When I, however, now ... even today ... do not consider myself able to render a detailed comment, and shall consider myself also as not being able to render one in future, you must consider that I am too old to pay attention to entirely new paths of life and of thought. According to my entire nature, I am first and foremost, so decidedly historically oriented and inclined towards the contemplation of human development from a historical perspective, that I never considered that the redemption of the world had been found in one or the other philosophical system ... - as little as one religion was, is and will be sufficient for the mentalities of the various nations -- you can not ask of the 'Alexandrian' and scholar to condemn cognition and that he see the world-reshaping, the redeeming and liberating force only in art ... As to whether your views can be used as foundation for education, -- as to whether the great masses of today's youth will not, on such a path, only arrive at an immature disregard for science without exchanging it for a heightened sensitivity for art, -- as to whether we will not be in danger of opening doors for an all-round mediocrity instead of spreading poetry: -- those are fears that the old educator should be allowed to harbor without having to consider himself as being 'Meister Zettel' ... In the face of your 'wealth of visions' it would be inappropriate for me to put an Alexandrian question to you with respect to library-historical Laertina or with respect to Alcidamas' Mouseion and similar frivolities: therefore, I shall refrain from doing so. Perhaps, you might return to that, yourself, if only for your own diversion and relaxation").

Hardly anything can be added to this well-balanced comment--with it, Ritschl definitely did not side with Wilamowitz, since, upon the publication of Rohde's "Afterphilosophie" in October, he wrote to Nietzsche, "Herzliche Grüße und zugleich aufrichtige Glückwünsche dem tapferen Dioskurenpaare zur siegreichen Vernichtung frechsten Übermuts" ("Cordial greetings and, at the same time, sincere congratulations to the brave pair of fighters for the victorious destruction of the most outrageous insolence").

As an aside, the quite obvious similarity in the style of Ritschl and Nietzsche is pointed out, that is certainly no coincidence ... Nietzsche himself says of him in Ecce homo (Werke II, 426 f.): "Ritschl--ich sage es mit Verehrung--der einzige reniale Gelehrte, den ich bis heute zu Gesicht bekommen habe. Er besaß jene angenehme Verdorbenheit, die uns Thüringer auszeichnet und mit der sogar ein Deutscher sympathisch wird--wir ziehn selbst, um zur Wahrheit zu gelangen, noch die Schleichwege vor." ("Ritschl--I say this reverently--the only genius of a scholar that I have seen to this day. He had that pleasant depravity that characterizes us Thuringians and which makes even a German likeable--even in order to arrive at the truth, we prefer surrepetitios means").

As late as in the Ecce homo of 1888, Nietzsche thanks Wagner for his help that he provided to him in his argument with Wilamowitz, that appeared in the June issue of the Norddeutsche Allgemeine Zeitung (Janz, 483f): "Hat überhaupt jemand etwas von mir verstanden, --mich-- verstanden? -- Einer, sonst keiner: Richard Wagner ... Wer von meinen deutschen >Freunden< ... hatte im Entferntesten die Tiefe des Blicks gestreift, mit dem Wagner for sechzehn Jahren an mir zum Propheten wurde? Er stellte mich damals in einem Brief ... den Deutschen mit diesen unsterblichen Worten vor: 'Was wir von Ihnen erwarten, kann nur die Aufgabe eines ganzen Lebens sein, und zwar das Leben eines Mannes, wie er uns auf das Höchste not tut, und als welchen Sie allen denen sich ankündigen, welche aus dem edelsten Quell des deutschen Geistes ... Aufschluß und Weisung darüber verlangen, welcher Art die deutsche Bildung sein müsse, wenn sie der wiedererstandenen Nation zu ihren edelsten Zielen verhelfen soll" ("Has anyone understood--me?-- Only one, and no other: Richard Wagner ... Who of my German >friends< has, in the remotest sense, grasped the depth with which Wagner had become my prophet, 16 years ago? At that time, he introduced me in a letter ... to the Germans with these immortal words, 'What we expect from you can only be the task of a lifetime, the lifetime of a man as we need him so badly and as who you introduce yourself to all of those who, of the noblest source of the German mind ... ask for enlightenment and guidance as to of what nature German education has to be, should it be in a position to help the re-awakened nation in the pursuit of her noblest goals").

As much as the intercourse with Wagner--and not to forget also that with Frau Cosima--had lent "wings" to Nietzsche in Tribschen, it had, above all, led to the fact that he now found himself a wanderer between all the realms. With his wealth of talents, that Ritschl had already pointed out, he applied himself to the various demands without being really "satisfied" by or "at peace" with scientific research in the form of philology, nor with "art" in Richard Wagner's sense, and not even with the philosophy of Schopenhauer. Is it not all-too convenient to put such a manner of absolute striving as it can be seen in Nietzsche, and that, due to this, is necessarily out of tune with its own time, down as "romanticism"?


Bayreuth 1872
Laying of the Foundation

to the "Festspielhaus"

Festspielhaus im Aufbau
The Festspielhaus under Construction

In the spring of 1872, Richard Wagner had already left for Bayreuth, and had left his wife Cosima (they had married in August of 1870, during Nietzsche's service in the Franco-Prussian War) and the children behind--from April 25 - 27, Nietzsche visited--still not aware of the attack on him by Wilamowitz--Tribschen for the last time and helped Cosima in packing. He reports to Carl von Gersdorff" "Vorigen Sonnabend war trauriger und tiefgewegter Abschied von Tribschen. Tribschen hat nun aufgehört: wie unter lauter Trümmern gingen wir herum, die Rührung lag überall in der Luft, in den Wolken, der Hund fraß nicht, die Dienerfamilie war, wenn man mit ihr redete, in beständigem Schluchzen. Wir packten Manuskripte, Briefe und Bücher zusammen--ach es war so trostlos! Diese drei Jahre, die ich in der Nähe von Tribschen verbrachte, in denen ich dort 23 Besuche gemacht habe--was bedeuten sie für mich! Fehlten sie mir, was wäre ich! Ich bin glücklich, in meinem Buche {Geburt der Tragödie] mir selbst jene Tribschener Zeit petrifiziert zu haben." ("Last Saturday, we experienced a sad and deeply moving farewell from Tribschen. Tribschen had ended now: as amidst rubble, we walked around, the mood was everywhere, in the air, in the clouds, the dog did not eat, the servant's family, if one talked to them, were constantly sobbing. We packed manuscripts, letters and wooks--oh, it was so desolate! These three years that I spent close to Tribschen and in which I made 23 visits there--what do they man to me! If I had not had them, what would I be! I am happy that I have petrified the world of Tribschen for myself in my book [the 'Geburt der Tragödie']").

For May 22, 1872, Wagner's 59th birthday, Nietzsche and Rohde had arranged to meet in Bayreuth for the laying of the foundation of the "Festspielhaus"--in spite of the complete sell-out of all 700 seats at the festive ceremony and performance, there were reserved for them, arranged by Wagner, "auf das bestimmteste zwei Plaätze" ("with utmost certainty two seats) ("Die zwei 'Wagnerischen' Professoren dürfen nicht fehlen."--"The two 'Wagnerian' Professors can not be missing"--Briefwechself mit Rohde [Correspondence with Rohde], p. 311, May 4th). However, Nietzsche's body--with all these upheavals and burdens and in light of Nietzsche's constitution not surprising--reacted with a skin rash, yet, he writes to Rohde on May 12th, "Zwar bin ich etwas krank, im Besitze einer 'Gürtelrose' im Nacken. Ich hoffe aber, daß zwischen Hautaffektion und Gehirnfunktion zur rechten Zeit friede geschlossen wird: denn ich muß nach Bayreuth, trotz cingulum." ("I am somewhat ill, have a skin rash at my neck, yet I hope that skin irritation and brain function will have made their peace at the right time--for, I have to go to Bayreuth, in spite of cingulum.

Listen to the beginning of the "Ninth" under Furtwängler (260 KB)


The Markgrafen-Theater in Bayreuth

On May 20th, at the second orchestra rehearsal for the festive ceremony, they met Malwida von Meysenburg who would remain a motherly friend to Nietzsche for the rest of his (active) life. Nietzsche was also able to enjoy the company of two further old friends, Gustav Krug and Carl von Gersdorff, and on May 22, after the laying of the foundation, Beethoven's 9th Symphony was performed in the Markgrafen-Theater. Wagner conducted. According to a report by Janz (I, 460) "mag es in jenen Tagen gewesen sein, daß Nietzsche sich in seinem Glücksüberschwang in Improvisationen am Klavier erging, nicht zu Wagners Vergnügen, wie Malwida von Meysenburg überliefert. Wagner habe dem Spiel mit der hämischen (und unter Musikern vernichtenden) Glosse: 'Nein, Nietzsche, Sie spelen zu gut für einen Professor' ein Ende gemacht. Sie selber empfand es als ein wahrhaft wundervolles Klavierspiel, meist freie Improvisation" ("It may have been in those days that Nietzsche, in the exuberance of his happiness, improvised at the piano, not to Wagner's delight, as Malwida von Meysenburg reports. Wagner is reported by her has having put an end to the playing with his cynical words (that are also most destructive as a comment among musicians), 'No Niezsche, you play much too well for a Professor'. She, herself, considered Nietzsche's playing as truly wonderful, mostly free improvisation.")


House Wahnfried on August 12,2000 HW

Im nächsten Jahr gibt Wagner Nietzsche Gelegenheit, nun endlich auch konkret nach Außen zu wirken: Er beauftragt ihn, in seinem, Wagners und der Bayreuth-Vereine Namen wegen der Geldnot beim Bau des Festspielhauses – ein nicht geringer Teil der dazu vorgesehen Beträge steckte schließlich in der obigen Bleibe des Meisters ... – einen Aufruf an alle Deutschen zu verfassen, um auf diese Weise weitere Mittel zu beschaffen. Am 18. Okt. 1873 schreibt Nietzsche dazu an Rohde (Briefwechsel S. 416 ff. ):
"Neu ist z.B. die Aufforderung, die mir heute zukommt, zugunsten des Bayreuther Werkes und im Namen eines Patronenausschusses einen Aufruf an das deutsche Volk ... zu machen. Fürchterlich ist diese Aufforderung auch ..."
So brachte er seinen Entwurf innerhalb eines Vormittags aufs Papier und schickte ihn bereits am 25. Okt. in gedruckter Form an Wagner; am 29. Okt. reist er seinem Entwurf nach, um am 31. Okt. zu erleben, daß die Patrone seinen Entwurf trotz der Zustimmung Wagners ablehnen. Hier zwei Zitate aus diesem Mahnruf, die trotz des wohl etwas schludrigen Hinwerfens für Nietzsche bedeutsam sind, da sie einerseits auf die "Geburt" zurückweisen, andererseits die bereits zu dieser Zeit vorhandenen Unterschiede zu Wagner aufzeigen:

Mahnruf an die Deutschen (1873) , KSA 1, S. 895 f.

... Könnt ihr irgend einen Moment aus der Geschichte unserer Kunst nennen, in dem wichtigere Probleme zur Lösung hingestellt und reicherer Anlass zu fruchtbaren Erfahrungen geboten wurde als jetzt, wo der von Richard Wagner mit dem Namen "Kunstwerk der Zukunft" bezeichnete Gedanke leibhafte und sichtbare Gegenwart werden soll? Was für eine Bewegung der Gedanken, Handlungen, Hoffnungen und Begabungen damit eingeleitet wird, dass vor den Augen mitwissender Vertreter des deutschen Volkes der viergethürmte Nibelungen-Riesenbau nach dem allein von seinem Schöpfer zu erlernenden Rhythmus sich aus dem Boden hebt, welche Bewegung in die fernste fruchtbringendste, hoffnungsreichste Weite hinaus – wer möchte kühn genug sein, hier auch nur ahnen zu wollen!

... ehrwürdig und heilbringend wird der Deutsche erst dann den anderen Nationen erscheinen, wenn er gezeigt hat, dass er furchtbar ist und es doch durch Anspannung seiner höchsten und edelsten Kunst- und Culturkräfte vergessen machen will, dass er furchtbar war.

Die Differenz in der Motivlage zu Wagner springt ins Auge, und so ist es kein Wunder, daß dieser Entwurf des Aufrufs für Bayreuth von den versammelten Patronen abgelehnt wurde. Die Motivmischung bei Wagner und Nietzsche überschneidet sich zwar vielfältig, entscheidend ist aber die unterschiedliche Priorität: Aus dem Genie Wagners drängt das Werk in die Wirklichkeit, verbunden mit dem notwendigen Ehrgeiz des Künstlers, zu diesem Zwecke leiht er sich die passenden Umhänge aus den jeweils herrschenden Zeitströmungen, von Jesus über Feuerbach zu Schopenhauer; und so kann er mit dem Parsifal am Gegenteil dessen enden, was er einst mit dem "Siegfried" wollte. Für Nietzsche hingegen liegt die sich bis zu seinem Ende stets gleichbleibende Betonung auf dem paradox-ethischen Postulat, mittels des apollinischen ästhetischen "Kunstwerks der Zukunft" die unterstellte dionysische Roh- und Wildheit der deutschen Instinkte für Europa nicht furcht-, sondern fruchtbar zu machen – die Quintessenz der "Geburt der Tragödie".


Brahms – Nietzsche and Wagner:
The "Triumphlied"

On June 14th, 1874, Nietzsche reports to Rohde about a concert of the Basle Gesangsverein (Song Society) of June 9th at the Cathedral of Basle, at which Brahms' Triumphlied (Song of Triumph--composed on the occasion of the German victory in 1871) was performed. "In der letzten Zeit war Dein Landsmann Brahms hier, und ich habe viel von ihm gehört, vor allem sein Triumphlied, das er selbst dirigierte. Es war mir eine der schwersten ästhetischen Gewissens-Proben, mich mit Brahms auseinanderzusetzen; ich habe jetzt ein Meinungchen über diesen Mann. Doch noch sehr schüchtern" ("lately, your fellow countryman Brahms was here, and I heard much of him, above all, his Triumphlied which he conducted, himself. It was one of the most difficult aethetical questions of conscience to me to deal with Brahms; now, I have a tiny opinion with respect to this man. However, it is still very shy.--Briefwechsel mit Rohde [Correspondence with Rohde], p. 464).

On Nietzsche, the Triumphlied must, after all, have made a strong impression, since he specifically went to a re-staging of the work in Zurich with Romundt on July 12th,--and he obtained a piano reduction of it.

By the way, this concert was conducted by that Kapellmeister Hegar to whom Nietzsche had also sent his Manfred-Meditation that he had composed "gegen den süßlichen Sachsen" (against the over-sweet Saxon=Schumann) after he had personally met him on the occasion of the "Treppenmusik" ("Stair music") in which the latter performed.

Nietzsche was, of ourse, aware of the fact that Wagner disliked Brahms from the bottom of his heart and of whom--as of most other contemporary composers, as well--he did not want to hear anything. In spite of this, he took along the notes of the Triumphlied on his visit to Bayreuth of August 4 - 15, 1974.

Listen to a short excerpt (345 KB) of the Triumphlied.

Let Janz report to us (Janz I, p. 585 f.):

Über die Erlebnisse dieser elf Tage gibt es verschiedene Memoirenberichte, die als authentische Darstellungen des Hergangs zitiert werden. Ohne auf Einzelheiten darin einzugehen, können wir ihnen aber als grundsätzliche Begebenheit entnehmen, daß Nietzsche beharrlich versuchte, mit dem Klavierauszug des Triumphliedes Wagner an Brahms heranzuführen, und daß Wagner mit Wut und Toben auf dieses Ansinnen reagiert habe. Nur der Diplomatie, Güte und Liebe Cosimas gelang es, den offenen Bruch im Streit zu vermeiden. Die Enttäuschungen waren beidseitig und haben, mindestens für Wagner, ihre Ursachen nicht nur in dem Brahms-Zwischenfall.

Nietzsche [der krank angereist war] hatte sich rasch erholt, und schon für den Abend des 5. August kann Cosima notieren: "Wir verleben einen heiteren Abend zusammen." Am folgenden Tag dreht sich das Gespräch zunächst um Nietzsches Verlegersorgen, die Angriffe der Presse auf ihn im Gefolge des Strauß, dann um Universitäts- und Literatur-Zustände in Deutschland, so "daß Herr Du-Bois-Reymond in Berlin den Vorschlag zu einer Akademie gemacht habe, worin Goethe als die deutsche Sprache verderbend, Lessing gegenüber, geschildert wird." Man findet sich auch in Bedenken gegenüber dem preußisch geführten Deutschland Bismarcks. Am Abend spielt dann Wagner die Rheintöchter-Szene aus dem Schluß der Götterdämmerung, und da hinein platzt nun Nietzsche mit dem Triumphlied von Brahms! Viel ungeschickter hätte er es nicht anstellen können. "Richard lacht laut auf, daß Musik auf das Wort ‚Gerechtigkeit‘ gemacht würde." Dann schweigt man einen Tag über die Sache. Samstag den 8. August kommt es zur Entscheidung. "Nachmittags spielen wir" ('wir': sicher Cosima, aber wer noch? Wagner, Nietzsche oder Paul Klindworth, der am Klavierauszug der Götterdämmerung arbeitet?) "das Triumphlied von Brahms, großer Schrecken über die Dürftigkeit dieser uns selbst von Freund Nietzsche gerühmten Komposition, Händel, Mendelssohn und Schumann in Leder gewickelt; Richard wird sehr böse und spricht von seiner Sehnsucht, etwas zu finden in der Musik, auch von der Überlegenheit des Christus (von Liszt), wo doch ein Gestaltungstrieb, eine Empfindung, welche zur Empfindung spreche, vorhanden sei." Abends läßt Wagner aus Opern von Auber spielen und zum Schluß seinen Kaisermarsch. Damit scheint die Diskussion um Brahms beendet.

Nietzsche ist noch eine Woche in Bayreuth und reist am 15. ab, "nachdem er Richard manche schwere Stunde verursacht. Unter anderem behauptete er, keine Freude an der deutschen Sprache zu finden, lieber lateinisch zu sprechen usw." Es ist also nicht nur das Triumphlied von Brahms, sondern der Blick in seine unheilvolle innere Zerrissenheit, den er den Bayreuthern gewährt, was hier zu ernsten Bedenken Anlaß gab – Bedenken, nicht "Bruch", denn mit tiefem Mitempfinden nehmen Wagner und Cosima in den folgenden Tagen den Bericht Overbecks über die Vereinsamung ihres Freundes im Kreise seiner Fachkollegen entgegen. "Der ganze Bann der Universität liegt auf ihm." Davon, daß Nietzsche bei diesem Besuch seine Kompositionen gespielt habe, erwähnt Cosima im Tagebuch nichts. Erst 15 Jahre später schreibt sie an Felix Mott1: "Ein Hymnus an die Freundschaft (s. Musik-Seite) hat eigentlich den Bruch begonnen. Der kam nach Bayreuth und war sehr traurig..." Doch, wann "kam" dieser Hymnus nach Bayreuth? 1874 war er noch nicht ausgeformt. Es wäre denkbar, daß die endgültige Gestalt, welche die Komposition im folgenden Herbst erhielt, auf Kritik und Ratschlägen Wagners aufgrund der Entwurffassung beruht. Noch im November 1876 trifft man sich in Sorrent, mindestens von Wagners Seite in alter Herzlichkeit. Von "Bruch" ist da noch nichts zu spüren, höchstens von Besorgtheit, wie jetzt, August 1874 schon... Der "Bruch" beginnt mit Nietzsches Absage an die Philosophie Schopenhauers und seinem Menschliches - Allzumenschliches, davor liegt höchstens eine Entfremdung oder "Befremdung".

Dagegen schloß sich die Enttäuschung auf seiten Nietzsches vorwiegend an das Brahms-Erlebnis an. Plötzlich stand der hehre "Meister" aller Hoheit und "Größe" entblößt als kleiner eifersüchtiger Despot da, nicht stark genug, das Können eines anderen zu würdigen, ohne für die eigene Geltung fürchten zu müssen. Was auch hier vorgefallen sein mag, Nietzsche erlebte in diesem Sommer 1874 das, wovor er später (im Zarathustra "Von der Schenkenden Tugend") seine Adepten warnt: "Ihr verehrt mich; aber wie, wenn eure Verehrung eines Tages umfällt? Hütet euch, daß euch nicht eine Bildsäule erschlage."

("Janz reports that, with respect to the events of these eleven days, there exist various reminiscences that are quoted as authentic descriptions thereof. Without going into detail with respect to them, we can derive from them, as a basic idea, that Nietzsche constantly tried to lead Wagner towards Brahms by means of the piano extraction and that Wagner reacted to this with anger and rage, and that it was only due to the diplomacy, kindness and love of Cosima that it was possible to avoid an open rift in their friendship due to this argument, that disappointments existed on both sides and, at least for Wagner, had their roots not only in the Brahms incident.

Janz continues that Nietzsche [who had arrived ill] had quickly recovered, and already for the evening of August 5th, Cosima was able to note, "Wir verleben einen heiteren Abend zusammen" ("we spent a delightful evening together"), and that, the following day, the discussion, at first, centers around Nietzsche's troubles with his publisher, the attacks of the press on him in the wake of Strauß, then around the conditions of the universities and of literature in Germany, so "daß Herr Du-Bois-Reymond in Berlin den Vorschlag zu einer Akademie gemacht habe, worin Goethe als die deutsche Sprache verderbend, Lessing gegenüber, geschildert wird" ("that Mr. Du-Bois-Reymond in Berlin has made the suggestion of an academy in which Goethe is described as spoiling the German language, as opposed to Lessing"), that one also shared dertain doubts with respect to the Prussian-led Germany of Bismarck and that, in the evening, Wagner then played the Rheintöchter scene from the finale of the Götterdämmerung and into this (mood) bursts Nietzsche with the Triumphlied by Brahms! Janz opines that he could not have approached this any more clumsily. "Richard lacht laut auf, daß Musik auf das Wort 'Gerechtigkeit' gemacht würde" ("Richard bursts out into loud laughter over the fact that the word 'Gerechtigkeit' [justice] was set to music"). Then one is silent for a day with respect to the matter. On Saturday, Augst 8th, the matter comes to a decision. "Nachmittags spielen wir" ("in the afternoon, we are playing") ("we": certainly Cosima, but who else? Wagner, Nietzsche or Paul Klindworth who is working on the piano reduction of the Götterdämmerung?) "das Triumphlied von Brahms, großer Schrecken über die Dürftigkeit dieser uns selbst von Freund Nietzsche gerühmten Komposition, Händel, Mendelssohn und Schumann in Lieder gewickelt; Richard wird sehr böse und spricht von seiner Sehnsucht, etwas zu finden in der Musik, auch von der Überlegenheit des Christus (von Liszt), wo doch ein Gestaltungstrieb, eine Emfpindung, welche zur Empfindung spreche, vorhanden sei" ("the Triumphlied by Brahms, great dismay with respect to the paltriness of this composition that had been recommended to us by friend Nietzsche. Händel, Mendelsslohn and Schumann, wrapped in songs; Richard gets very angry and talks of his longing to find something in this music, also of the superiority of the "Christus" (by Liszt) in which can be found a creative will, an emotion that speakts to the emotions"). At night, Wagner has something played of the operas of Auber and finally a "Kaisermarsch" (Emperor's march). With this, the discussion of Brahms seems to have come to an end.

About the Oratorio "Christus" by Franz Liszt: The basic plan of this work that had already been discussed with Wagner in Zurich, goes back to the year 1853; the composition was subsequently written in the years 1855-1866. A memorable performance of the first part, the Christmas Oratorio, took place in Vienna, on New Year's Eve, 1871: Anton Rubinstein conducted, Anton Bruckner played the organ, the choir was provided by the Singverein of the Gesellschaft der Musikfreunde (Song Society of the Society of the Friends of Music). The premiere of the entire work took place on May 29, 1873, in the Herder Church at Weimar, under the direction of Liszt, himself, in the presence of Richard Wagner and Cosima.
Listen to an excerpt from Part 1, no. 3, the Stabat Mater speciosa (1,5 MB, WMA file). From a recording by Brillant Classics, Conductor: Helmut Rilling, RSO Stuttgart, Gächinger Kantorei, Krakow Chamber Choir.

Nietzsche still stays for another week in Bayreuth and leaves on the 15th, "nachdem er Richard manche schwere Stunde verursacht. Unter anderem behauptete wer, keine Freude an der deutschen Sprache zu finden, lieber lateinisch zu sprechen, usw." ("after he had caused Richard many difficult hours. Amongst other things, he maintained that he did not enjoy the German language, that he preferred to speak Latin, etc."). Thus it is not only the Triumphlied but Nietzsche's terrible inner strife that he shows to the Bayreuthers, which caused them some concern--concern, not a 'rift', since Wagner and Cosima receive with great concern Overbeck's report of the increasing isolation of their friend in the circle of his professional colleagues. "Der ganze Bann der Universität liegt auf ihm" ("he is burdened by the ban laid on him by the entire university"). Of the fact that Nietzsche had played his compositions during his visit, Cosima mentions nothing in her diary. Only 15 years later, she writes to Felix Mottl: "Ein Hymnus an die Freundschaft hat eigentlich den Bruch begonnen. Der kam nach Bayreuth und war sehr traurig." ("A Hymnus an die Freundschaft [hymn to friendship] (see the "music" page!) has actually begun our rift. He came to Bayreuth and was very sad..."). However, when did this hymn "come" to Bayreuth? In 1874, it had not been conceptualized, yet. It would be conceivable that the final form that the composition received during the following fall, was based on criticism by Wagner due to the state the first sketch might have been in. As late as in the fall of 1876, they meet in Sorrent and, as far as Wagner is concerned, in the old cordial spirit. At that time, nothing can be noted with respect to a "rift", at the most, of concern, as already now, in August, 1874. ... The "rift" begins with Nietzsche's repudiation of Schopenhauer's philosophy and with his "Menschliches--Allzumenschliches" (Human--All too human); before, there was, at the most, come 'estrangement' or 'alienation'.

Janz further contends that, contrary to this, Nietzsche's disappointment mainly began with the Brahms incident. All of a sudden, the noble "master" showed himself without any of his nobility and "greatness", he was de-masked as a small, gealous despot, not strong enough to admit the talent and the abilities of another artist without fearing for his own position. Whatever might have happened there, in the summer of 1874, Nietzsche experienced that of which he later warns his adepts (in the 'Zarathustra', 'Von der schenkenden Tugend' ('Of the Virtue of Giving'). "Ihr verehrt mich, aber wie, wenn eure Verehrung eines Tages umfällt? Hütet euch, daß euch nicht eine Bildsäule erschlage" ("you revere me, but what, if your reverence falls one day? Beware that you will not be crushed by a statue").--


Bayreuth 1876
The First Festival

Festspielhaus

In addition to the above-drescribed visit, Nietzsche had been a guest of the Wagners already in April of 1873, when he took along a work on the pre-Socreatean thinkers that would remain uncompleted. Wagner was not quite innocent in Nietzsche's non-completion of that work, since, in his discussions, referred to events of the time, particularly to David Friedrich Strauß and his book "Der alte und der neue Glaube" [The old and the new fairh] which he, in Cosima's words, found "entzetzlich seicht" [terribly shallow]. Wagner still had some unfinished dealings with Strauß--in 1868, Strauß has publicly sided with the composer and conductor Franz Lachner who had been dismissed on account of Wagner. Nietzsche thus took up the task put to him and began the first of his "Unzeitgemäße Betrachtungen" [Untimely Observations]: David Strauß, der Bekenner und Schriftsteller [David Strauß, the Confessor and Writer] (published on August 8, 1873.)

Of the planned 13 (!), there followed a further three; however, these served Wagner less than Nietzsche's own finding of himself.

Vom Nutzen und Nachteil der Historie für das Leben ([Of the benefit and of the disadvantage of history for life] 1874)
Schopenhauer als Erzieher ([Schopenhauer as educator] 1874)
Richard Wagner in Bayreuth (1875/6)

From these days of the first "Unzeitgemäßen", two further events are to be noted: Nietzsche met Dr. Paul Ree of whom mention shall yet be made in connection with the Sorrent events as well as in connection with Lou Salome, and he (Nietzsche) also experienced his first serious vision troubles (loss of vision that was counter-attacked with Atropine). Gersdorff, ill himself, prepared for printing the manuscript for "Strauß", according to Nietzsche's dictation. Nietzsche would have to rely on such help often, from then on.

At this time (in spite of his vision problems), he begins to deal with scientific literature (physics, chemistry, mathematics) and puts together a first "Zeitatomlehre" [Theory of time and atoms] with which he wants to combine investigation of the atom and sensitivity, in which matter alone is a given fact (see Feuerbach und Nietzsche, Die Wiederentdeckung der Sinnlichkeit) -- and his existence as a professor of philology becomes increasingly unbearable to him....

Wagner, himself, has, at the same time as the Festspielhaus his Villa Wahnfried built (no wonder that money is scarce everywhere--one should also look at his household, as Elisabeth Nietzsche describes it who, at that time, had taken over its "management" due to the concert tours of the Wagners. According to Cosima's statements, the children remaining behind have "...their governess...the housekeeper, her sister, Kuni...the gardener, the footman, all excellent people..." (from Janz I, 605)--and moves into it in April, 1874.

Wahnfried Richard und Cosima
Richard and Cosima in Wahnfried

In these years, 1847/75, Nietzsche's health troubles take on such an extent that he often has to stay in bed for days and has to undergo treatmen(ts)--vomiting, headaches and blurred vision cause him to increasingly retreat (from society), with the exception of his friends (Overbeck, Gersdorff and Rohde)--his sister also comes to Basle to look after his household and to take over the role of his reader. To Gersdorff: "Ich habe eine sehr schlimme Zeit hinter mir und eine vielleicht noch schlimmere vor mir. Der Magen war nicht zu bändigen, ... mehrtägige Kopfschmerzen der heftigsten Art, in wenigen Tagen wieder kommend, stundenlanges Erbrechen..., kurz, die Maschine schien in Stücke gehen zu wollen, und ich will nicht leugnen, einige Male gewünscht zu haben, sie wäre es,,," ("I have a very terrible time behind me and perhaps an even worse one ahead of me. My stomach could not be controlled, --- headaches of the worst kind for several days, recurring in a few days each time, hours of vomiting..., in short, my engine seemed to fall into pieces and I do not want to deny that several times, I wished that it would have done so" Janz I, 611). Under these circumstances, he could not think of going to Bayreuth to attend the Ring rehearsals for the first festival, in the summer of 1875--and all the more eagerly, he receives the reports of his friends with respect to them.

In November, 1875, the new semester begins in Basle; in addition to his work at the Pädagogium, Nietzsche also has more students at the university again, in his main lectures 10, in his additional lectures 6, and 10 in his seminar, among them Heinrich Köselitz, who, by the name of "Peter Gast", becomes Nietzsche's faithful musician and prepares many Nietzsche manuscripts for printing; what also goes back to him is the completion of the fourth "Unzeitgemäße" to which he urged Nietzsche, so that the latter has these sent to Wagner in 1876, shortly before the Festival. Wagner, burdened with preparations for the festival, was certainly only able to take a cursory glance at it, yet he immediately reacted and quite differently than Nietzsche feared, who was plagued by serious doubts as to hiw his work would be received. "Freund! Ihr Buch ist ungeheuer!--Wo haben Sir nur die Erfahrung von mir her?" ("Friend! Your book is incredible!--Where did you take so much knowledge of me from?") Wagner even invited Nietzsche already to the rehearsals and even sent his book to Ludwig II (Janz I, 714).

"Geliebter Freund, ... es geht mir wieder, seit 3-4 Wochen, miserabel, und ich muß sehen, mich bis und vor allem durch Bayreuth durchzuschlagen.– Von Oktober an gehe ich nach Italien: man gab mir, anständigst und achtungsvoll, einen Urlaub auf Ein Jahr.–" ("Beloved friend, ... for the last three to four weeks, I have felt miserable, and I must see to it how I get by until and above all through Bayreuth.--From October on, I shall be going to Italy; they granted me, most decently and respectably, a sabbatical for one year"), thus writes Nietzsche to Rohde from Basle on July 7, 1876 (Briefwechsel [Corresponcence], p. 529).

Festspiele 1876
Gathering of Festival Guests, 1876

Under these circumstances, Nietzsche arrives in Bayreuth at the end of July in pain and writes already a few days later to his sister, after he initially suffers from severe headaches, that he, however, had seen the rehearsals to Götterdämmerung and Walküre "... es geht nicht mit mir ... Fortwährender Kopfschmerz ... alles Sehen unnmöglich! Ich sehne mich weg ... Mir graut vor jedem dieser langen Kunstabende ... Ich habe es ganz satt. Auch zur ersten Vorstellung will ich nicht da sein." (("It is not going well with me ... constant headaches ... all vision impossible! I long to leave here ... I loathe the prospect of all of these performance evenings ... I am quite tired of that. I also don't want to attend the first performances"--Janz I, 715) Nietzsche departs for Klingenbrunn. The reasons for this are certainly manifold, on the surface, however, it is, above all, his serious state of health. However, the two main contributing factors are:

– that Nietzsche had already drifted away from Wagner and his "art" and was already very critical towards the person and his work, at least since 1874;

– that Wagner hardly paid any attention to Nietzsche during the time of his visit, even though the latter had just sent him is "Richard Wagner in Bayreuth", also not Cosima; they were busy with the so-called "creme de la creme" of society that was present in great numbers in Bayreuth; in Wahnfried, itself, and with Cosima, her father Franz Liszt dominated, who honored the festival with his presence--what a difference to Nietzsche to his times with the Wagners in Tribschen!

In Wahnfried mit Liszt
Richard and Cosima with Liszt in Wahnfried

From all of this, he first fled into the solitude of the Bavarian Forest, while in Bayreuth, the main rehearsals took place for the private staging of the Ring for Ludwig II that nobody else was allowed to attend.

Festspiele 1876
Drive up to the Festspielhaus, 1876

On the same day as Emperor Wilhelm I, on August 12, Nietzsche also arrived back at Bayreuth, and on August 13, the first official performance of the festival was staged with the Rheingold. Let Wilhelm Marr report what he published to this in the Gartenlaube in 1876 (Janz I, 720 ff.): " Ich darf sagen, daß ... eine gesangliche und dramatische Vollendung bei den Darstellern in Erscheinung trat, wie ich sie nie zuvor gesehen und gehört habe ... Wagner wird glücklich gewesen sein ob seines Erfolges? – Nein. Und zwar leider nicht mit Unrecht. ... so darf ich doch nicht verschweigen, daß die dekorative Inszene-Setzung ... manches, ja –, vieles zu wünschen übrig läßt ... Die Maschinerie des Ganzen ging matt und zerstückelt vonstatten... Mit einem Worte, es >haperte< oft sehr bedenklich ... Die Stimmung in den artistischen Kreisen war denn auch nach der Vorstellung sehr wenig exklusiv mehr ... Als man Wagner am Schlusse herausrief, erschien er nicht ... zwei Kaiser und diverse andere Monarchen und Notabilitäten warteten in der >Fürstengalerie< auf das Erscheinen des Meisters. Aber Richard Wagner kam nicht ... Ich kann mich lebhaft in die Stimmung eines so heißblütigen Mannes, wie Wagner, hineindenken, der als musikalischer und dichterischer Triumphator eine so starke Verlustliste bei der dekorativen Waffengattung zu registrieren hat. Ganz Bayreuth war bis Mitternacht glänzend und geschmackvoll illuminiert ... Raketen stiegen zur Feier des Tages in die Höhe ... Wotan-Wagner aber, der dreißig Jahre seines Lebens an das Werden dieser Götternacht gesetzt hatte, konnte wohl mürrisch und verstimmt sein, wo die alten nordischen Götter von – Theaterarbeitern um ihre Illusionskraft gebracht werden können.« ("Marr reports that he observed a musical and dramatic perfection in the performers that he had never seen before, that Wagner should have been happy with his success, and yet, that he was not, and that understandably so, and that he, Marr, did also not want to withhold from his readers his observation that the decorative "setting into scene" was somewhat lacking, that the machinery of all proceeded limply and haphazardly, that it was greatly inadequate in many respects, and that the mood in artistic circles reflected this, and that Wagner did not appear when he was called out, so that, at the "Princes' Gallery", two Emperors, various monarchs and other notables waited for him in vain, and that he, Marr, could think himself into the situation of this hot-blooded artist who, as a musical and poetic victor, had to register such a list of losses in the decorative artillery and that, while Bayreuth was tastefully illuminated until midnight with fireworks going up into she sky, Wotan-Wagner, however, who had invested thirty years of his life in the development of this 'night of the gods', could very well be morose and upset, where the old Nordic Gods had been robbed of their power of invoking illusion...by theatre workers!").

That was said to Rheingold; and to Walküre:. »Der dämonische Gesang der Walküren ... , regt ... unsere Phantasie so gewaltig auf, daß wir ganz vergessen würden, im Theater zu sein, wenn nicht ... ganz miserable Pappfiguren als wildes Heer in der >Wolfsschlucht< vorüberzögen, eine Szene, die in München durch ... verkleidete Reiter zehnmal besser dargestellt wurde ... Ebenso war der >Feuerzauber< am Schluß ziemlich bescheiden.« Und zur "Gesellschaft": »Flüchtig sah und sprach ich gestern Abend Liszt im Theater. Es ist erstaunlich, wie dieser grand seigneur der Kunst, je älter er wird – schöner wird ... Daß mit Liszt zugleich Scharen von Klavierjünglingen und -Jungfrauen nach Bayreuth geströmt sind, versteht sich von selbst ... Man spricht jeden an und wird von jedem angesprochen. Die Großherzöge von Mecklenburg und Weimar, die Herzöge von Anhalt und Meiningen promenieren und plaudern unter der Menge und mit ihr. Die schönen Frauen schimmern wie Blumen, obgleich man nicht leugnen kann, es sind eine Menge welker Lilien mit künstlichen Rosen gefärbt darunter.« »Den Mittelpunkt desselben bildet natürlich Richard Wagner, obgleich er, verhindert durch seine artistische Tätigkeit, welche ihn fast unausgesetzt in Anspruch nimmt, nicht so individuell scharf hervortritt, wie man wohl zu glauben versucht ist ... Das Amt des >Repräsentierens< hat Frau Cosima ... übernommen ... Sie hat ein merkwürdiges Talent, ein echt französisches Talent, jedermann irgend ein paar Worte zu sagen, über die man sich freut, und ein Dutzend Gespräche auf einmal zu leiten. Aber man sieht es ihr an, daß sie ihr eigentliches Element in den Kreisen der haute volée lieber erblickt, als in den Künstlerkreisen, und daß sie des Weihrauchs nicht entbehren kann. Man ist nicht ungalant, wenn man behauptet, sie sei auf ihren Mann mehr eitel als stolz ... Franz Liszt, untrennbar von den beiden Genannten, bildet gleichwohl einen Kontrast zu seiner Tochter ... Auch ihm ist der >Hofsonnenschein< Bedürfnis. Er ist ein musikalischer Tasso, der ohne platonische Leonoren nicht existieren kann ...« (Marr's report with respect to this admits that the demonic song of the valkyres excites the audience's fantasies so enormously that they would forget that they are in a theater, if there would not move by quite miserable cardboard figures as army in the >Wolfsschlucht< (wolves' gorge), a scene that he had seen rendered ten times better in Munich by costumed riders and that the >Feuerzauber< (fire magic) at the end was also quite modest, and with respect to "society", that he, in passing, had seen and spoken to Franz Liszt that night in the theater, that is was amazing how this grand seigneur of art, the older he was, the more beautiful he became, that his pianistic disciples had followed him to Bayreuth in droves and that this was quite self-explanatory, that in society, one spoke to everybody and was addressed by everybody, that the nobles chatted with each other and also mingled with the crowd, that the beautiful women swam like flowers, although one could not deny that among them, there were also a number of withered lilies, decorated with artificial roses, and that Richard Wagner was the center of it all, although he, prevented by his artistic activity that constantly required his attention, did not appear as prominently as one might be tempted to believe, that Cosima had taken on the task of representation, with her peculiar, really French talent of being able to say a few friendly words to everyone and that she could carry on a dozen of conversations at the same time, that she, as one would have to admit is more at home in the circles of high society than in those of the artists, and that one would not be impolite in stating that she was more 'vain' of her husband than 'proud' of him, and that Franz Liszt, who could not be separated from the two in one's mind, forms a contrast to his daughter while he, too, needs glamour as musical Tasso who cannot exist without platonic Leonoras).

Festspielhaus innen
Das Innere des Festspielhauses

Tchaikovsky, who was also present, described the hardships of the first Festival that were mainly based on spartan lodgings, poor hospitality and totally inadequate facilities by which one could reach the Festspielhaus, thus:


"Um drei Uhr machten wir uns auf den Weg zum Theater, das auf einem Hügel in einiger Entfernung vom Dorfe liegt. Selbst für diejenigen, die es fertigbrachten, sich mit einem guten Essen zu stärken, war das der schwerste Teil des Tages. Der Weg geht bergan und bietet absolut keinen Schatten, so daß man ständig der sengenden Sonne ausgesetzt ist. In Erwartung des Vorstellungsbeginns läßt sich die bunte Menge auf den Grasflächen beim Theater nieder. Einige vertreiben sich die Zeit über ein Glas Bier im Restaurant ... Überall hört man Klagen über Hunger und Durst und dazwischen Kommentare über die laufenden oder vorangegangenen Aufführungen ... Während des ganzen Festspieles [war] das Essen der Hauptgesprächsstoff der Leute. Die künstlerischen Darbietungen standen erst an zweiter Stelle. Koteletts, Bratkartoffeln und Omeletts wurden weitaus eifriger diskutiert als Wagners Musik." ("At three o'clock, we left for the theater that is situated on a hill in some distance from the village. Even for those who managed to strengthen themselves with a good meal, this was the most difficult part of the day. The driveway to the theater is steep and offers absolutely no shade, so that one is constantly exposed to the glaring sun. In anticipation of the performance, the colorful crowd settles down in the meadows near the theater. Some while the time away over a glass of beer in the restaurant. ... Everywhere, one hears complaints about hunger and thirst and in-between comments about the current or the preceding performances. ... During the entire festival, food [was] the main conversation topic of the people. The artistic performances ranked only second. Cutlets, fried potatoes and ommelettes were discussed far more eagerly than Wagner's music").

It is amazing that Nietzsche could endure a two-week stay in Bayreuth under these circumstances and that he departed as late as on August 27th, in the company of Paul Ree, without having met the Wagners again. Back in Basle, he still taught at the Pädagogium until he, according to his sabbatical, left for Sorrent in October.


The Festspielhaus today. (Aug. 12, 2000 HW)

You are interested on Wagner, his operas and writings? Than you should see this site:
The WAGNER WEB www.richardwagner.web.ag


The End in Sorrent
(Oct.-Nov. 1876)

Sorrent

From that silent stay down there, I have retained a kind of longing and superstition, as if I had there, if only for a few moments, breathed in deeper than anywhere else in life (Nietzsche to Malwida, May, 5, 1887).

Even before Nietzsche left for the Bayreuth Festival in 1876, Malwida von Meysenburg had witten to him on April 30th of that year, since she wanted to take care of the health of a Nietzsche student, Albert Brenner.

»Ich bin bereit, um eine edle Individualität zu retten, das Opfer zu bringen, Rom zu verlassen und einen kleineren Ort zu beziehen, wahrscheinlich Fano am adriatischen Meer ... mit gesundem Klima, herrlichen Seebädern, primitiv billig... Und nun kommt der zweite Punkt. Nicht ihm allein, auch Ihnen möchte ich diese Heimat, wenigstens für ein Jahr lang bieten. Sie müssen im nächsten Winter von Basel fort! Sie müssen sich ausruhen unter einem milderen Himmel, unter sympathischen Menschen, wo Sie frei denken, reden und schaffen können, was Ihre Seele füllt, und wo wahre verstehende Liebe Sie umgibt. Dies wäre hier der Fall ... Was mich aber bedenklich macht, ist dieses: daß es eben nicht Rom wäre, was ich Ihnen zu bieten hätte ... Freilich Ruhe wäre da mehr, als hier, und das Klima würde Ihnen vielleicht auch zusagender sein, da es, des Meeres wegen, frischer und anregender ist – aber es wären eben nicht die Eindrücke von Rom, es wäre nicht der große Zug, der hier durch alles geht, und den man gleichsam mit der Luft eintrinkt.« ("I am prepared, in order to save a noble individual, to make the sacrifice of leaving home and to move into a smaller location, perhaps Fano at the Adriatic Sea ... with a healthy climate, wonderful beaches, rustic and cheap ... And now comes the second point. Not to him alone, also to you do I want to offer this home, at least for a year. You must leave Basle for the next winter, you must rest under a milder sky, among friendlier people, where you can think, talk and work freely of and on that fills your soul and where true, understanding love surrounds you. This would be the case here... However, what causes me some concern is that it is not Rome that I could offer you ... Of course, it would be quieter there than here, and the climate might also be more agreeable with you, since it, due to the sea, is fresher and more invigorating--however, you would not be exposed to the impressions of Rome, it would not be the great atmosphere that penetrates everything here and which one, so-to-say, breathes in with the air").

Already on May 11, Nietzsche replied:: »Später will ich Ihnen sagen, wie zur rechten Zeit dies Wort von Ihnen gesprochen wurde und, wie gefährlich mein Zustand ohne dieses Wort geworden sein würde: heute melde ich Ihnen nur: daß ich kommen werde, um in Fano mit Ihnen zusammen ein Jahr zu leben. Ich sprach mit dem Präsidenten der hiesigen Universitäts-Kuratel über die Möglichkeit eines Urlaubs vom Oktober 1876-7; die definitive Beantwortung meiner Anfrage kann erst in 14 Tagen gegeben werden, aber daß man mir die volle Freiheit dazu geben wird, steht völlig sicher: darauf dürfen Sie sich verlassen! ... Ich dachte diese Tage fast immer an >Fanum Fortunae<: für mich soll es ein >Glückstempel< sein!« ("Later, I want to tell you how timely this word was spoken by you and how dangerous my state would have become without this word: today, I only reply that I shall come in order to live with you in Fano for a year. I spoke with the President of the local university government about the possibility of a sabbatical from October 1876 to 1877; a definite answer to my request can only be given in 14 days; however, that I shall attain this liberty, is completely certain: you can rely on that! ... These days, I almost always thought of >Fanum Fortunae<: for me, it shall be my "temple of happiness<!").

Ultimately, Malwida and Nietzsche decided to stay in the vicinity of Naples where Wagner would spend some time, as well. On September 24, Nietzsche wrote to Baron von Seydlitz: »Sie gehen am 1. Oktober nach Davos, und ich, am gleichen Tage, nach Italien, um in Sorrent meine Gesundheit wieder zu finden ... ebenfalls begleiten mich ein Freund (Paul Rée!) und ein Schüler (Albert Brenner) dahin ... es wird eine Art Kloster für freiere Geister. Von dem erwähnten Freunde will ich nicht verschweigen, daß er der Verfasser eines anonymen sehr merkwürdigen Buches ist >Psychologische Beobachtungen< ... wir bleiben ungefähr ein Jahr in Sorrent. Dann kehre ich nach Basel zurück, es sei denn, daß ich irgendwo mein Kloster, ich meine >die Schule der Erzieher< (wo diese sich selbst erziehen) in höherem Stile aufbaue.« ("On October 1, you will leave for Davos, and I shall depart for Italy on the same day, in order to re-gain my health in Sorrent. ... also in my company will be a friend (Paul Ree!) and a student (Albert Brenner) ... it will be a kind of monastery for more liberated minds. Of the mentioned friend I do not wish to withhold (the information) that he is the writer of an anonymous book >Psychologische Beobachtungen< [Psychological Observations]...we will stay in Sorrent for about a year. Then I shall return to Basle, unless I will establish my monastery, I mean >the school of educators< (where they educate themselves) at a higher level").

That Paul Rée would also come along, he only reported to Malwida two days later, »Wissen Sie, daß Dr. Rée mich begleiten will, im Vertrauen darauf, daß es Ihnen so recht ist? Ich habe an seinem überaus klaren Kopfe ebenso wie an seiner rücksichtsvollen, wahrhaft freundschaftlichen Seele die größte Freude ... Ihre Pläne sollen natürlich, wenn dies nicht angeht, in keiner Weise gestört werden.« ("Do you know that Dr. Ree wants to accompany me, trusting that this is alright with you? I am enjoying his exceptionally sharp mind as well as his considerate, truly friendly manners very much... Of course, your plans shall not be crossed if that is not possible, at all").

Dr. Paul Rée
Malwida von Meysenbug
Nietzsche

With respect to their arrival on October 26 in Sorrent, Malwida reports as follows to her foster daughter Olga: »Vorgestern abend fuhr ich mit meinen drei Herren am Posilipo hin; es war eine göttliche Beleuchtung, wirklich feenhaft, über dem Vesuv standen majestätisch Gewitterwolken, aus deren Flammen und düsterem Schwarzrot ein Regenbogen aufstieg, die Stadt glänzte, als wäre sie aus purem Gold gebaut und auf der anderen Seite lag das Meer tiefblau ... Es war so wunderbar, daß die Herren wie trunken vor Entzücken waren. Nietzsche habe ich niemals so lebhaft gesehen. Er lachte vor lauter Freude. Es wurde nach reiflichem Rat beschlossen, nach Sorrent zu gehen, und so zogen wir gestern morgen ab, bei herrlichem Wetter hier ein, und gingen gleich in die am Wege liegende Pension allemande, Villa Rubinacci, die ich neulich schon gesehen hatte, und wo es den Herren so gut gefiel, daß sie gleich zu bleiben beschlossen. Es ist auch hier sehr schön und insofern bequem, als die Herren ganz ihr besonderes Revier haben, so daß ich ganz ungeniert bin. Bei Wagners, wo wir abends waren, waren sie böse, daß wir nicht ein Nebenhaus ihres Hotels, das volle Sonne hat, genommen haben, aber es ist teurer dort und weniger unabhängig. Hier sind wir unsere eigenen Herren ... Auf allen Seiten sind Terrassen. Die Fenster des Salons haben gerade gegenüber Neapel im Sonnenglanz, mein geliebtes Ischia und den Vesuv. Vor dem Haus ist ein wahrer Wald von Oliven und Orangenbäumen, der einen grünen Vordergrund vor dem Gemälde bildet.« ("The day before yesterday, I went there on the Pollipo, with my three gentlemen, the area was divinely illuminated, very fairy-like; thunder clouds hovered mystically over Mt. Vesuvius, out of the flames and sinister black-red of which arose a rainbow, the city sparkled as it if was entirely built of gold and on the other side, the sea lay in its deepest blue ... It was so wonderful that the gentlemen were intoxicated with delight. I have never seen Nietzsche so lively. He laughed, full of joy. After some careful consideration, it was decided that we should go to Sorrent, and thus we departed yesterday morning, arrived and moved in here in delightful weather and went immediately to the Pension allemande that lay on our way, Villa Rubinacci, that I had already seen not long ago, and where the gentlemen liked it so much that they immediately decided on staying there. It is, indeed, very beautiful here and comfortable insofar as the gentlemen have their own quarters so that I am quite undisturbed. At Wagners', where we visited last night, they were cross that we did not take a 'dependance' of their hotel that is situated in full exposure to the sun; however, it is more expensive there, and (we would be) less independent. Here, we are our own masters. ... There are terraces on all sides. The windows of the salon straightly face Naples in the full glory of its sunshine, my beloved Ischia and Mt. Vesuvius. In the front of the house, there is a veritable orchard of olive and orange trees that provides a green foreground to our 'painting'").

Janz (Vol. I, 745 f.) reporfts of this last meeting between Nietzsche and Wagner:

"Man hatte also am Abend des Ankunftstages (27. Oktober) noch die Aufwartung bei Wagners gemacht, die seit dem 5. Oktober dort waren und bis zum 7. November blieben, um dann zunächst nach Rom zu reisen. Der Despot in Wagner wollte es dabei erzwingen, daß Malwida mit ihnen gehe. Sie begleitete Wagners noch für zwei Tage bis Neapel, entzog sich aber dort am 9. der Unannehmlichkeit, »noch einmal zu hören, wie Wagner außer sich war«, indem sie das Lebewohl schrieb und »mit einem Strauß von Rosen, Orangen und Heliotrop« begleitete. Am 8. November vermerkt Rée in einem Brief an Nietzsches Mutter: »Wagners sind gestern abgereist, was insofern ganz gut ist, als man besonders Abends ungenierter ist und früh zu Bett kommt.« Es muß tatsächlich in den wenigen Tagen der sich überlagernden Aufenthalte zu lebhaftem gesellschaftlichem Verkehr gekommen sein, denn Brenner schreibt nach Hause: »... wir waren etwa ein halbdutzendmal bei ihnen zu Gaste. Sie waren alle hier mit ihren Kindern. Wagner war sehr vergnügt, spielte mit seinen Kindern und freute sich der schönen Gegend.« Nimmt man noch etwaige Gegenbesuche und gemeinsame Ausflüge hinzu, so bietet sich äußerlich das Bild wiederhergestellter Harmonie. Daß sie es aber im Tiefsten nicht war, dafür ist Nietzsches »beredtes Schweigen« in seinen Briefen ein unheimliches Zeugnis. Während er in der Tribschener Zeit und noch Jahre danach jedes Zusammentreffen mit Wagner, ja jedes erhaltene Lebenszeichen triumphierend nach allen Seiten mitteilt, enthält jetzt nur eine Postkarte an Marie Baumgartner die Sätze: »Wagners wohnen 5 Minuten von uns Hôtel Victoria«, und eine Karte an Overbeck. vom 11. November: »Wagners sind seit einigen Tagen fort nach Rom.« ... Und merkwürdig: auch Cosima breitet ein »beredtes Schweigen« über diese Begegnung. Sie hatte sich noch darauf vorbereitet, indem sie am 15. Oktober die IV. »Unzeitgemäße« wieder las. Am 27. notiert sie im Tagebuch: »Besuch von Malwida, Dr. Rée und unserm Freund Nietzsche, letzterer sehr angegriffen und mit seiner Gesundheit sehr beschäftigt«, dann aber verschwindet der Name des Freundes bis auf eine kurze Erwähnung. Im Vordergrund steht Malwida. Schon den folgenden Tag, Samstag 28. Oktober, heißt es: »Verkehr mit Malwida, deren Geburtstag heute ist«, und dann wieder am 30. Oktober: »Besuch bei Malwida.« Nietzsche war doch sicher auch zugegen, ist aber nicht mehr erwähnt. Am 31. Oktober feiert man »Malwidens Geburtstag mit einer Partie zu Esel zum Deserto«. Am 1. November notiert sie: »Abends besucht uns Dr. Rée welcher uns durch sein kaltes pointiertes Wesen nicht anspricht, bei näherer Betrachtung finden wir heraus, daß er Israelit sein muß.« Auch diesmal dürfte Nietzsche mit dabei gewesen sein. Nur am 2. November findet sich noch einmal der Name: »Den Abend verbringen wir mit unseren Freunden Malwida und Prof. Nietzsche.« Am 6. November »speist Malwida mit uns«, am 6., den Abend vor der Abreise, wird »mit Wehmut alles noch einmal betrachtet, mit Malwida den Abend zugebracht«. Am 7. verreist die Familie Wagner am Vormittag um 11 Uhr nach Neapel, von Malwida geleitet, denn nochmals sagt Cosima, »abends mit Malwida zugebracht«. Brenner ist überhaupt nie erwähnt, und auch für den Abschied von »Freund Nietzsche« findet sich kein Wort mehr. Man hatte sich auseinandergelebt." (Janz reports that they had visited the Wagners already on the first evening of their arrival, on October 27, with the Wagners having arrived there on October 5th and planning to leave on November 7th, to head for Rome. Despotic Wagner is reported as having insisted on Malwida's accompanying them, which she did for two days in traveling with them to Naples. However, on the 9th, she withdrew from further outbreaks of Wagner's anger in writing a farewell note and in sending a bouquet of roses, oranges and heliotropes. On November 8th, Ree writes in a letter to Nietzsche's mother,, "Wagners have left yesterday which is quite alright insofar as one is more relaxed in the evening and can retire earlier". It is reported that in these few days of their common stay in Sorrent, there had been lively social interaction, since Brenner wrote to his family, "...we had been invited by them to about half-a-dozen of visits. They were all here with their children. Wagner was very cheerful, played with his children and enjoyed the beautiful surroundings." Janz states that, if one takes into account that there might also have been some return visits and mutual excursions, this would, at least on the outside, present an image of re-established harmony. That this might, however, not have been the case beneath the surface, so Janz, Nietzsches "telling silence" in his letters is an uncanny witness to, since he, during his Tribschen visits and for years after that, mentioned triumphantly to everyone every meeting with Wagner, nay, even every sign of life that he received from the latter, now, only a post card addressed to Marie Baumgartner contains the lines, "Wagners live five minutes from us, Hotel Victoria", and a card to Overbeck of November 11, "Wagners have left for Rome of couple of days ago". Peculiarly enough, as Janz reports, Cosima also maintains a "telling silence" with respect to their encounter. She had still repared for it, since, on October 15th, she read the 4th "Unzeitgemäße", and on the 27th, she noted in her diary, "visit by Malwida, Dr. Ree and our friend Nietzsche, the latter in very bad health and concerned with it to a great degree". After that, as Janz reports, Nietzsche's name vanishes with te exception of a short mention, with their focus on Malwida, as in the next day's entry of the 28th: "Get-together with Malwida whose birthday is today", and then again on October 30th, "Visited Malwida". Nietzsche must, after all, also have been present, however, is not mentioned, anymore. On October 31, Malwida's birthday was celebrated with an excursion to Deserto. On October 31st, she writes, "in the evening, Dr. Ree is visiting who does not delight us with his cold, to-the-point manner, and on closer observation we find out that he must be an Israelite!" to this visit, it is surmised, Nietzsche must also have been along. Only on November 2nd, his name is mentioned again, "We spent the evening with our friends Malwida and Professor Nietzsche". On November 6tyh, "Malwida dines with us", and on the evening of the same day, before their departure, "we took a last look around, spent the evening with Malwida". On the 7th, the Wagners are reported as having left for Naples at eleven in the morning, accompanied by Malwida, since Cosima notes once more, "spent the evening with M." Brenner was not mentioned, at all, and also no word is mentioned of their farewell from "friend Nnietzsche". They had drifted apart).

In his biography Richard Wagner (Piper & Co Verlag, München 1970, p. 394 f.) Robert Gutmann describes the end of this friendship in Sorrent as follows:

"Ende Oktober unternahmen sie ihren letzten gemeinsamen Spaziergang. Beim Anblick der Bucht und der Inseln, der seit der Antike bewundert wird, begann Wagner plötzlich über seinen Parsifal zu sprechen als einer eigenen religiösen Erfahrung, was umwerfend gewesen sein muß für jeden, der um seinen Atheismus wußte. Nietzsche kannte das Drama bereits – Cosima hatte ihm den Prosa-Entwurf Weihnachten 1869 vorgelesen und den »furchtbaren Eindruck« festgehalten, den es auf ihn machte, eine höchst zweideutige Beobachtung. Nietzsche hatte schon lange gesehen, welch großer Schauspieler sich in Wagner verbarg; aber in Sorrent entsetzte es ihn doch entdecken zu müssen, daß das Ausmaß dieses theatralischen Bedürfnisses so weit ging, daß er seine Dramen auch im Leben spielte. Und wenn Wagner seine Rolle so hingegeben vor einem alten Freund agierte; der sich sehr wohl an die Sarkasmen erinnern konnte, mit denen er Cosimas rührselige Anwandlungen von Frömmelei abtat – wo war dann Anfang und Ende des Posierens? Was Fürstin Wittgenstein seine »gottlose Gesinnung« nannte, war all seinen Freunden bekannt. Und wie unerträglich erschien dieser Frömmigkeit heuchelnde Wagner einem jungen Manne, der geistige Aufrichtigkeit als oberste Tugend bewunderte. Ein Philosoph kann nicht handeln – es gab für ihn nichts zu sagen. »Sie verstummen ja ganz, lieber Freund?« fragte Wagner. Die beiden begegneten sich nie wieder. [Von diesem "letzten Spaziergang" berichtet allerdings ausschließlich, und dies erst sehr spät, Elisabeth Nietzsche in ihrer Biografie über ihren Bruder, der ihr das erzählt habe – der Wahrheitsgehalt ist mithin mehr als fraglich ...]

Ende 1877 hatten sie sich noch weiter entfremdet durch einen fast unglaublichen Zwischenfall. Im Oktober erdreistete sich Wagner, Nietzsches Arzt darauf hinzuweisen, daß der junge Mann im Grunde an den Auswirkungen übermäßiger Masturbation litte, und empfahl eine Wasserkur. Nietzsche wurde natürlich wütend, als er davon hörte. Westernhagen, der den Briefwechsel zwischen Wagner und Dr. Otto Eiser aus Frankfurt veröffentlicht hat, sah in Wagners Vorgehen liebevolles Besorgtsein; man könnte darin aber auch eine gräßliche Zerstörungslust sehen. Diese Briefe erklären weitgehend Nietzsches spätere Hinweise auf Wagners »Perfidien« und die »tödliche Beleidigung«."

(Gutmann reports that at the end of October, they went for their last walk together. At the sight of the bay and of the islands, Wagner suddenly began to speak of his Parsifal as of his own religious experience, which must have been, according to Gutmann, quite a surprise to everyone who knew of his atheism. Nietzsche is also reported here as having already known the drama, since Cosima had read the prose sketch to him at Christmas, 1869, and had noted the "terrible" impression that it had made on him, an observation of considerable double significance. Gutmann also states that for a long time, Nietzsche had seen what a great actor was hiding in Wagner; however, in Sorrent he must have been appalled at the discovery that the extent of this theatrical need went as far as playing his dramas out in real life, as well. And when Wagner acted out his role so dedicatedly in front of his old friend, who could very well remember the sarcasm with which Wagner had put down Cosima's sentimental notions of piety--where did Wagner's play-acting begin? What Princess Sayn-Wittgenstein called his "godless attitude" was known to all of his friends. And, so asks Gutmann, how unbearable did this Wagner who feigned piety appear to a young man who admired spiritual and intellectual honesty as the highest virtue, and maintains that a philosopher can not act so that, for him, there was nothing to say. "You are totally silent, dear friend?' was Wagner reported as having asked. They never saw each other again. Gutmann further mentions that in her biography of her brother, Elisabeth Nietzsche reports of this "last walk" very late but in great detail, as her brother related it to her, and that the truth of that should therefore be considered more than questionable.

Gutmann further reports that in 1877, they had drifted apart even more due to a strange incident. In October, Wagner dared to point out to Nietzsche's physician that the young man basically suffered from the effects of excessive masturbation and that he recommended water treatment, and that, when Nietzsche heard of this, he became very angry, of course. Westernhagen who had published the correspondence between Wagner and Dr. Eiser from Frankfurt/Main, saw in Wagner's action the concern of a dear friend, but Gutmann is of the opinion that one could also see a terribly destructive will at work in it and these letters explain to a great extent Nietzsche's later remarks of and hints at Wagner's "perfidities" and at the "deathly insult".)

After Wagner's departure, the stay of Malwida, Nietzsche, Ree and Brenner in Sorrent, who were all looked after by Malwida's maid Trina, soon became a matter-of-course affair. Brenner reports to his relatives in Basle, »Wir wohnen etwas abseits von Sorrent, in dem Teile, in welchem nur Gärten und Villen und Gärtnerhäuser liegen. Dieser ganze Teil ist wie ein Kloster. Die Gassen sind eng und-werden durch zu beiden Seiten fortlaufende doppelt mannshohe Mauern gebildet, über welche sich Orangenbäume, Zypressen, Feigenbäume und Traubengirlanden erheben und den blauen Streif Himmel recht schön einfassen. Da die wenigen Häuser meistens innerhalb der Mauern liegen, so kommt man sich wie in einem Labyrinthe vor ... Wir selbst wohnen in einer >Villa Rubinacci< ... Ein kleiner Orangenhain trennt uns vom Meere: vom Haine aus muß man noch beinahe senkrecht hinuntersteigen, da Sorrent auf einem Felsen liegt . . . Wir haben zwei große Terrassen, die auf das Meer und die Berge gehen. Das Haus ist jedoch nicht nur verhältnismäßig, sondern überhaupt billig; nicht elegant ... Um 8 Uhr trinken Nietzsche, Dr. Rée und ich den Kaffee. Um 1 Uhr essen wir und dann wieder um 7 Uhr und gehen zeitig zu Bette.« »Die Lebensweise ist ... immer dieselbe: Morgens 7 1/2 Frühstück, 9-10 diktiert Nietzsche (aber keine neue Schrift), 10-11 Spaziergang, 11-19 Pandekten. Bis 3 Uhr Mittagessen mit Siesta. Bis 5 Uhr spazieren, oder wenn es regnet, arbeiten.« ("We live a bit outside of Sorrent, in that part which there are only gardens and villas and gardeners' houses. This entire part is like a monastery. The walkways are narrow and are framed in by man-high walls that run on each side, so that one considers oneself as being in a labyrinth... We, ourselves, live here in a "Villa Rubinacci"... A small orange orchard separates us from the sea: from it, on almost has to descend from a very steep rock, since Sorrent is situated on a rock... Here, we have two big terraces that face the sea and the mountains. However, the house is not only relatively, but absolutely cheap, not elegant. ... At 8 o'clock, Nietzsche, Dr. Ree and I drink coffee. At 1 o'clock, we eat and again at 7 o'clock and go to bed early." "Life is always the same: in the morning, breakfast at seven-thirty, from 9-10, Nietzsche dictates (but not a new work), from 10-11 a walk, from 11-19 hours "Pandekten". Until 3 o'clock luncheon dinner with siesta, a walk until five, or work when it is raining").

In her >Lebensabend einer Idealistin< ["Retirement of an Idealist"] Malwida reports: »Wagners schieden Ende November, und nun begannen erst recht unsere Lese-Abende. Wir hatten eine reiche und vorzügliche Auswahl von Büchern mit, aber das Schönste unter dem Mannigfaltigen war ein Manuskript, nach den Vorlesungen von Jacob Burckhardt über griechische Kultur ... von einem Schüler Nietzsches geschrieben ... Nietzsche gab dazu mündliche Kommentare, und gewiß hat kaum je eine herrlichere und vollkommenere Darlegung dieser schönsten Kulturepoche der Menschheit stattgefunden, als hier, schriftlich und mündlich ... Nachdem wir die Vorlesungen Burckhardts beendet hatten, lasen wir Herodot und Thukydides. ... Am Morgen des ersten Januars 1877 machte ich allein mit Nietzsche einen schönen Spaziergang längs des Meeres und wir setzten uns auf einen Felsvorsprung ... Es war schön wie ein Frühlingsmorgen ... Wir waren beide in der friedlich harmonischesten Stimmung, ... und wir kamen schließlich überein, daß das wahre Ziel des Lebens sein müsse, nach Weisheit zu streben. Nietzsche sagte, daß dem rechten Menschen alles dazu dienen müsse, auch das Leiden, und daß er insofern auch das letzte leidenvolle Jahr seines Lebens segne ... Wie milde, wie versöhnlich war Nietzsche damals noch, wie sehr hielt seine gütige, liebenswürdige Natur noch dem zersetzenden Intellekt das Gleichgewicht. Wie heiter konnte er auch noch sein, wie herzlich lachen.« ("Wagners left at the end of November, and then, our actual reading evenings began. We had taken along a wide and excellent selection of books, but the most beautiful among this variety was a manuscript of the lectures of Jacob Burkhardt on ancient-Greek culture ... written down by a student of Nietzsche ... Nietzsche added his verbal comments to that, and there has certainly never taken place a more wonderful and perfect presentation of this most beautiful cultural era of mankind than here, in the written and in the spoken word ... After we had finished the lectures of Burckhardt, we read Herodot and Thykydides ... In the morning of January 1, 1877, I went for a walk with Nietzsche alone, along the seaside, and we rested on a potruding rock. ... It was as beautiful as on a spring morning. ... Both of us were in a peaceful, harmonious mood ... and finally we agreed that the true aim of life must be to strive for wisdom. Nietzsche said that, for the true man, everything must serve this purpose, also suffering, and that he, insofar, also blesses his past year of suffering ... How mild, how agreeable he then still was, how very much did his kind, lovable nature still balanced out his acidly destructive intellect. How serene he could still be, how heartily he could laugh!")

Under these so pleasant outer circumstances, all four of them worked on their own literary projects: Malwida wrote a novel, Brenner attempted to write some novellas, Nietzsche himself announces Ree's work that is developing there, thus to his publisher Schmeitzer: "Sie bekommen, wie ich aus bester Überzeugung sagen muß, etwas höchst Wertvolles in Ihren Verlag, eine Schrift, welche über den Ursprung der moralischen Empfindungen in einer so durchaus neuen und strengen Methode handelt, daß sie wahrscheinlich in der Geschichte der Moral-Philosophie einen entscheidenden Wendepunkt bilden wird." ("You will receive something highly valuable to publish, a work that deals with the origin of moral notions in such an entirely new and strict method that it will, perhaps, form a decisive turning-point in the history of moral philosophy"). He, himself, works on "Menschliches – Allzumenschliches", his probably "most objective" and "positivistic" work, which certainly is connected with his turning away from Wagner, Schopenhauer and everything metaphysical and, in this, is, in a certain way, attributable to Ree's influences.--Nietzsche, himself, speaks of his "Reealism" of that time!--on the other hand, many of Ree's insights might have been strongly influenced by Nietzsche. This can also be seen in the dedication of Ree to Nietzsche, "Dem Vater dieser Schrift dankbarst deren Mutter" ("to the father of this word, most gratefully, its mother!").

The reading material that was mainly chosen and read by Ree (Nietzsche, himself, could hardly read, anymore!) extended further to Plato's "Laws" and then, above all, to the French moralists who would become important to Nietzsche such as Montaigne, La Rochefoucauld, Vauvenarges, La Bruyere and Stendhal. In addition, one read together...the New Testament--and there one had, in Nietzsche as a philologist (of ancient languages), the right commentator.

In March, they visited Pompeji together and Capri before Brenner and Ree left Sorrent at the beginning of April, while Malwida and Nietzsche stay behind until the beginning of May; on the last day of his stay, Nietzsche writes to Overbeck, "Es ist nicht daran zu denken, daß ich im Herbst meine Kollegien wieder aufnehme: also! Bitte hilf mir etwas und teile mir mit, an wen (und mit welchem Titel) ich mein Demissions-Gesuch zu richten habe. Es bleibe einstweilen Dein Geheimnis, der Entschluß ist mir schwer geworden, Frl. von Meysenbug hält ihn aber für absolut geboten. Ich muß mich noch auf Jahre vielleicht meines Leidens gewärtigen" ("It is unthinkable that I shall take up my colleges in fall again: therefore! Please, help me and tell me to whom (and with what title) I have to address my request for dismissal. In the meantime, it shall remain your secret, this decision was a difficult one for me. Mlle. v. Meysenburg considers it, however, absolutely necessary. Perhaps, I shall have to contend with my suffering for years to come").

Thus, the "station Sorrent" had led to the final turning away from all previous "restrictions" of Nietzsche's existence; he severed his ties to Schopenhauer, Wagner and to his philological tenure in order to turn completely to philosophy from then on: he became the "Freigeist" (free mind) who he had described in "Menschliches – Allzumenschliches".

In the foreword to zur Genealogie der Moral, Nietzsche looks back at this time:

"– Meine Gedanken über die Herkunft unsrer moralischen Vorurteile ... haben ihren ersten, sparsamen und vorläufigen Ausdruck in jener Aphorismen-Sammlung erhalten, die den Titel trägt »Menschliches, Allzumenschliches. Ein Buch für freie Geister«, und deren Niederschrift in Sorrent begonnen wurde, während eines Winters, welcher es mir erlaubte, haltzumachen, wie ein Wandrer haltmacht, und das weite gefährliche Land zu überschauen, durch das mein Geist bis dahin gewandert war" ("--My thoughts on the origin of our moral prejudices ... have found their first, sparse and preliminary expression in this collection of aphorisms that carries the title "Menschliches, Allzumenschliches. Ein Buch für freie Geister" (Human, All-too-Human. A book for free minds), and the writing of which had begun in Sorrent during a winter that allowed me to stop, as a wanderer might stop, and to overlook the wide, dangerous terrain through which my mind had wandered until then").

And also in the Ecce homo (to "Menschliches, Allzumenschliches, No. 1), Nietzsche looks back at the "book for free minds" "... fast jeder Satz darin drückt einen Sieg aus – ich habe mich mit demselben von allem Unzugehörigen in meiner Natur freigemacht. Es ist der Krieg, aber der Krieg ohne Pulver und Dampf, ohne kriegerische Attitüde, ohne Pathos und verrenkte Gliedmaßen ... Ein Irrtum nach dem andern wird gelassen aufs Eis gelegt, das Ideal wird nicht widerlegt – es erfriert . . . Hier zum Beispiel erfriert das »Genie«; eine Ecke weiter erfriert der »Heilige«: unter einem dicken Eiszapfen erfriert »der Held«; am Schluß erfriert »der Glaube«, die sogenannte »Überzeugung«, auch das »Mitleiden« kühlt sich bedeutend ab – fast überall erfriert »das Ding an sich« ..." ("...almost every sentence in it expresses a victory--with it, I have freed myself from all alien elements in my nature. It is war, but war without gunpowder or steam, without a warring attitude, without pathos and without distorted limbs ... One error after another is graciously set down on the ice, the ideal is not refuted, it freezes ... Here, for example, genius freezes, a corner further down, faith, so-called conviction, also compassion cool down considerable--nearly everywhere, the thing as such freezes").

Thus for Nietzsche, the most important friendship of his life comes to an end, to which he,--in spite of all enemity towards that for which Wagner ultimately stood--remained faithful until the end of his bright days. An afterlude, a last "crossing of the swords" was formed by the last exchange of each other's works that had just been completed: Wagner sent Nietzsche the text to "Parsifual", Nietzsche sent his "Menschliches--Allzumenschliches" to Bayreuth.


Retrospectives and Reminiscences

May - Nov. 1888

Der Fall Wagner [The Case of Wagner] – Preface

"Ich mache mir eine kleine Erleichterung. Es ist nicht nur die reine Bosheit, wenn ich in dieser Schrift Bizet auf Kosten Wagners lobe. Ich bringe unter vielen Späßen eine Sache vor, mit der nicht zu spaßen ist. Wagner den Rücken zu kehren, war für mich ein Schicksal; irgend etwas nachher wieder gernzuhaben, ein Sieg. Niemand war vielleicht gefährlicher mit der Wagnerei verwachsen, niemand hat sich härter gegen sie gewehrt, niemand sich mehr gefreut, von ihr los zu sein. Eine lange Geschichte!" ... ("I afford myself a small relief. It is not only pure menace when I, in this work [see the Music Page] praise Bizet over Wagner. Mainly jokingly, I will present a matter that cannot be trifled with. To turn my back on Wagner was my fate; to like anything after that, a victory. Perhaps, nobody was more dangerously entwined with Wagnerianism, no-one has fought harder against it, no-one was more delighted to finally be rid of it. A long story!").

"Mein größtes Erlebnis war eine Genesung. Wagner gehört bloß zu meinen Krankheiten.
Nicht daß ich gegen diese Krankheit undankbar sein möchte. Wenn ich mit dieser Schrift den Satz aufrechterhalte, daß Wagner schädlich ist, so will ich nicht weniger aufrechterhalten, wem er trotzdem unentbehrlich ist – dem Philosophen. Sonst kann man vielleicht ohne Wagner auskommen: dem Philosophen aber steht es nicht frei, Wagners zu entraten. Er hat das schlechte Gewissen seiner Zeit zu sein – dazu muß er deren bestes Wissen haben. Aber wo fände er für das Labyrinth der modernen Seele einen eingeweihteren Führer, einen beredteren Seelenkündiger als Wagner? Durch Wagner redet die Modernität ihre intimste Sprache: sie verbirgt weder ihr Gutes, noch ihr Böses, sie hat alle Scham vor sich verlernt. Und umgekehrt: man hat beinahe eine Abrechnung über den Wert der Modernen gemacht, wenn man über Gut und Böse bei Wagner mit sich im klaren ist.– Ich verstehe es vollkommen, wenn heut ein Musiker sagt: 'ich hasse Wagner, aber ich halte keine andere Musik mehr aus.' Ich würde aber auch einen Philosophen verstehn, der erklärte: 'Wagner resümiert die Modernität. Es hilft nichts, man muß erst Wagnerianer sein ...'" ("My greatest experience was a recovery. Wagner only belongs to my illnesses.

Not that I want to be ungrateful for this illness. If I, with my work, maintain that Wagner is harmful, then I want to maintain no less, for whom he is, in spite of it, indispensable--to the philosopher. Otherwise, one might, perhaps, do without Wagner: the philosopher, however, does not have the liberty to refrain from Wagner. He has to be the guilty conscience of his time--for this, he requires its best knowledge. However, where would he find a more knowledgeable guide through the labyrinth of the modern soul than Wagner? Through Wagner, modernity speaks its most intimate language, it neither hides its good nor its bad, it has unlearned all shyness before itself. And reversed: one will almost have made an account of the value of modernity if one sees clearly with respect to the good and bad in Wagner.--I completely understand when a musician says today: "I hate Wagner, but I can no longer stand any other music." However, I would also understand a philosopher who states: "Wagner sums up modernity. It can not be helped, one has to be a Wagnerian first."").

Ecce homo – Why I am so bright, 5-7

5

Hier, wo ich von den Erholungen meines Lebens rede, habe ich ein Wort nötig, um meine Dankbarkeit für das auszudrücken, was mich in ihm bei weitem am tiefsten und herzlichsten erholt hat. Dies ist ohne allen Zweifel der intimere Verkehr mit Richard Wagner gewesen. Ich lasse den Rest meiner menschlichen Beziehungen billig; ich möchte um keinen Preis die Tage von Tribschen aus meinem Leben weggeben, Tage des Vertrauens, der Heiterkeit, der sublimen Zufälle – der tiefen Augenblicke... Ich weiß nicht, was andre mit Wagner erlebt haben: über unsern Himmel ist nie eine Wolke hinweggegangen. – Und hiermit komme ich nochmals auf Frankreich zurück – ich habe keine Gründe, ich habe bloß einen verachtenden Mundwinkel gegen Wagnerianer et hoc genus omne übrig, welche Wagner damit zu ehren glauben, daß sie ihn sich ähnlich finden... So wie ich bin, in meinen tiefsten Instinkten allem, was deutsch ist, fremd, so daß schon die Nähe eines Deutschen meine Verdauung verzögert, war die erste Berührung mit Wagner auch das erste Aufatmen in meinem Leben: ich empfand, ich verehrte ihn als Ausland, als Gegensatz, als leibhaften Protest gegen alle »deutschen Tugenden«. – Wir, die wir in der Sumpfluft der Fünfziger Jahre Kinder gewesen sind, sind mit Notwendigkeit Pessimisten für den Begriff »deutsch«; wir können gar nichts andres sein als Revolutionäre – wir werden keinen Zustand der Dinge zugeben, wo der Mucker obenauf ist. Es ist mir vollkommen gleichgültig, ob er heute in andren Farben spielt, ob er sich in Scharlach kleidet und Husaren-Uniformen anzieht... wohlan! Wagner war ein Revolutionär – er lief von den Deutschen davon ... Als Artist hat man keine Heimat in Europa außer in Paris: die délicatesse in allen fünf Kunstsinnen, die Wagners Kunst voraussetzt, die Finger für nuances, die psychologische Morbidität, findet sich nur in Paris. Man hat nirgendswo sonst die Leidenschaft in Fragen der Form, diesen Ernst in der mise en scéne – es ist der Pariser Ernst par excellence. Man hat in Deutschland gar keinen Begriff von der ungeheuren Ambition, die in der Seele eines Pariser Künstlers lebt. Der Deutsche ist gutmütig – Wagner war durchaus nicht gutmütig... Aber ich habe schon zur Genüge ausgesprochen (in »Jenseits von Gut und Böse«, Nr. 256), wohin Wagner gehört, in wem er seine Nächstverwandten hat: es ist die französische Spät-Romantik, jene hochfliegende und doch emporreißende Art von Künstlern wie Delacroix, wie Berlioz, mit einem fond von Krankheit, von Unheilbarkeit im Wesen, lauter Fanatiker des Ausdrucks, Virtuosen durch und durch... Wer war der erste intelligente Anhänger Wagners überhaupt? Charles Baudelaire, derselbe, der zuerst Delacroix verstand, jener typische décadent, in dem sich ein ganzes Geschlecht von Artisten wiedererkannt hat – er war vielleicht auch der letzte... Was ich Wagner nie vergeben habe? Daß er zu den Deutschen kondeszendierte – daß er reichsdeutsch wurde... so weit Deutschland reicht, verdirbt es die Kultur. –

("Here, where I speak of the recoveries in my life, I have to say a word in order to express my gratitude for that what in it has provided the most regeneration to me. This was, without doubt, the intimate contact with Richard Wagner. I would easily give up the rest of my human relations; for no price would I want to have missed in my life my days in Tribschen, days of trust and confidence, of serenity, of sublime coincidences--of profound moments. ... I do not know how others have experienced Wagner: on our sky, there never passed a cloud. -- And with this, I once again come back to France. I have no reasons, I only have disdain for those Wagnerians et hoc genius omne who believe to honor Wagner in stating theat they feel he is somewhat like them. ... As much as I, from the deepest recesses of my nature, feel alien towards everything that is German so that even the close company of a German upsets my digestion, my first encounter with Wagner was also the first breath of fresh air in my life: I felt him and revered him as foreign, as a contrast, as the embodiment of protest against al "German virtues".--We who have been children in the damp air of the fifties are, necessarily, pessimistic in the face of the term "German", we can be nothing else but revolutionaries--we will not admit a state of affairs in which the coward has the upper hand. I do not care in the least if he, today, wears different colors, if he dresses in scarlet and puts on a grenadier's uniform ... so be it! Wagner was a revolutionary--he ran away from the Germans. ... As artist, one does not have a home in Europe, except in Paris: the delicatesse in all five art forms that is a pre-requisite for Wagner's art, the touch for nuances, the psychological morbidity can only be found in Paris. Nowhere else does one have passion with respect to the questions of form, this seriousness in the mise en scene--that is the Parisian seriousness par excellence. In Germany, one does not have the faintest idea of the incredible ambition that dwells in the soul of a Parisian artist. The German is good-natured--Wagner was not good-natured, at all. ... However, I have already discussed at great length (in "Jenseits von Gut und Böse [Beyond Good and Evil}, no. 256) where Wagner belongs, whom he is most closely related to ... it is the romanticism of the French city, that high-flying and yet also very uplifting kind of artists such as Delacroix, as Berlioz with a fond of illness, of fatal disease as its essence, all fanatics of expression, virtuosos through and through ... who was, after all, the first intelligent adherent of Wagner? Charles Baudelaire, the same who was the first to understand Delacroix, this typical decadent in whom an entire breed of artists recognized themselves--perhaps, he was also the last. ... What I have never forgiven Wagner for? That he condescended to the Germans--that he became Reichs-German...as far as Germany reaches, she spoils culture.--).

Gills berühmte Karikatur

6

Alles erwogen, hätte ich meine Jugend nicht ausgehalten ohne Wagnersche Musik. Denn ich war verurteilt zu Deutschen. Wenn man von einem unerträglichen Druck loskommen will, so hat man Haschisch nötig. Wohlan, ich hatte Wagner nötig. Wagner ist das Gegengift gegen alles Deutsche par excellence – Gift, ich bestreite es nicht... von dem Augenblick an, wo es einen Klavierauszug des Tristan gab – mein Kompliment, Herr von Bülow! –, war ich Wagnerianer. Die älteren Werke Wagners sah ich unter mir – noch zu gemein, zu »deutsch«... Aber ich suche heute noch nach einem Werke von gleich gefährlicher Faszination, von einer gleich schauerlichen und süßen Unendlichkeit, wie der Tristan ist – ich suche in allen Künsten vergebens. Alle Fremdheiten Leonardo da Vincis entzaubern sich beim ersten Tone des Tristan. Dies Werk ist durchaus das non plus ultra Wagners; er erholte sich von ihm mit den Meistersingern und dem Ring. Gesünder werden – das ist ein Rückschritt bei einer Natur wie Wagner... ich nehme es als Glück ersten Rangs, zur rechten Zeit gelebt und gerade unter Deutschen gelebt zu haben, um reif für dies Werk zu sein: so weit geht bei mir die Neugierde des Psychologen. Die Welt ist arm für den, der niemals krank genug für diese »Wollust der Hölle« gewesen ist: es ist erlaubt, es ist fast geboten, hier eine Mystiker-Formel anzuwenden. – Ich denke, ich kenne besser als irgend jemand das Ungeheure, das Wagner vermag, die fünfzig Welten fremder Entzückungen, zu denen niemand außer ihm Flügel hatte; und so wie ich bin, stark genug, um mir auch das fragwürdigste und Gefährlichste noch zum Vorteil zu wenden und damit stärker zu werden, nenne ich Wagner den großen Wohltäter meines Lebens. Das, worin wir verwandt sind, daß wir tiefer gelitten haben, auch aneinander, als Menschen dieses Jahrhunderts zu leiden vermöchten, wird unsre Namen ewig wieder zusammenbringen; und so gewiß Wagner unter Deutschen bloß ein Mißverständnis ist, so gewiß bin ich's und werde es immer sein. – Zwei Jahrhunderte psychologische und artistische Disziplin zuerst, meine Herrn Germanen! . .. Aber das holt man nicht nach. –

("All things considered, I could not have made it through my younger years without Wagner's music, since I was condemned to Germans. If one wants to get rid of an unbearable pressure, one requires hashish. Well, I required Wagner. Wagner is the antidode against everything German par excellence -- poison, I do not deny it ... from that moment on from which there existed a piano reduction of the Tristan--my compliments, Herr von Bülow--, I was a Wagnerian. The earlier works of Wagner, I still considered beneath me--still too commonplace, too German. ... However, I still search for a work of equally dangerous fascination, of an equally shuddering and sweet infinity as Tristan is--in all forms of art, I search in vain. All alien impressions of Leonardo da Vinci lose their spell at the first note of Wagner; with it, he recovered from the Meistersinger and the Ring. Becoming healthier...in a nature such as Wagner's, that is retrogression... I consider it as the highest fortune to have lived at the time and that amongst Germans, in order to be ready for this work: my curiosity as a psychologist goes that far. The world is poor for him who was never ill enough for this "lust of hell": it is allowed, almost called for, to use a mystic's formula here.--I think that I, better than anyone, know the incredible that Wagner is capable of, the fifty worlds of alien delights for which no-one besides him had wings; and, as I am, strong enough to even turn the most questionable and dangerous to my advantage and to become stronger in it, I call Wagner the great benefactor of my life. That in which we are similar, in our having suffered more deeply, even from each other, than people of this century are capable of suffering, will re-connect our names forever, and as certainly as Wagner is only a misunderstanding among Germans, as certainly am I and will always remain one.--Two centuries of psychological and artistic discipline first, my German gentlemen! ... However, one can not catch up on that.--).

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– Ich sage noch ein Wort für die ausgesuchtesten Ohren: was ich eigentlich von der Musik will. Daß sie heiter und tief ist, wie ein Nachmittag im Oktober. Daß sie eigen, ausgelassen, zärtlich, ein kleines süßes Weib von Niedertracht und Anmut ist... ich werde nie zulassen, daß ein Deutscher wissen könne, was Musik ist. Was man deutsche Musiker nennt, die größten voran, sind Ausländer, Slaven, Kroaten, Italiener, Niederländer – oder Juden: im andern Falle Deutsche der starken Rasse, ausgestorbene Deutsche, wie Heinrich Schütz, Bach und Händel. Ich selbst bin immer noch Pole genug, um gegen Chopin den Rest der Musik hinzugeben; ich nehme, aus drei Gründen, Wagners Siegfried-Idyll aus, vielleicht auch einiges von Liszt, der die vornehmen Orchester-Akzente vor allen Musikern voraushat; zuletzt noch alles, was jenseits der Alpen gewachsen ist – diesseits... ich würde Rossini nicht zu missen wissen, noch weniger meinen Süden in der Musik, die Musik meines Venediger maästro Pietro Gasti. Und wenn ich jenseits der Alpen sage, sage ich eigentlich nur Venedig. Wenn ich ein andres Wort für Musik suche, so finde ich immer nur das Wort Venedig. Ich weiß keinen Unterschied zwischen Tränen und Musik zu machen – ich weiß das Glück, den Süden nicht ohne Schauder von Furchtsamkeit zu denken.

("--Let me still add a word for the most exquisit ears: what I actually demand of music. That it is as serene and profound as an Ocober afternoon. That is is unique, exuberant, tender, a sweet wicked and graceful woman ... I will never admit that a German knows what music is. What one calls German masters, the greatest above all, are foreigners: Slavs, Croats, Italians, Dutch--or Jews: in the other case, Germans of the strong race, extinct Germans such as Heinrich Schütz, Bach and Handel. I, myself, am still enough of a Pole in order to throw out the rest of music in exchange for Chopin. For three reasons, I exlcude from that Wagner's Siegfried Idyll, perhaps also a few things by Liszt who has, of all musicians, the most noble orchestral accents; lastly also everything that grew beyond the Alps--on this side...I would not want to miss Rossini, and even less the southern atmosphere in music...the music of my Venetian Pietro Gasti. And when I say beyond the Alps, I actually mean only Venice. When I look for another word for music, then I always find only the word Venice. I do not know how to differentiate between tears and music--I can not think happiness, south, without the shudder of fear).

Lately, I stood at a bridge
In brown night.
From afar, I heard singing;
Its golden drops quelled
Across the trembling surface.

Gondolas, light, music –
intoxicated, it swam out into the dusk ...
Invisibly touched, my soul,
Like a string instrument,
Secretly sang itself
A gondola song to it,
Trembling with colorful bliss.
- Did anyone listen to it?


On Jauary 3, 1889, Nietzsche, already having crossed the threshold of insanity, sent his last three notes to Cosima; on of these so-called "Wahnzettel" (notes of insanity) can be seen here; Text:

Man erzählt mir, daß ein gewisser göttlicher Hanswurst
dieser Tage mit den Dionysos-Dithyramben fertig
geworden ist ...        ...
(They tell me that a certain divine fool
has completed the "Dionysos-Dithyramben" today ...       ...)


"Wahnzettel" of Jan. 3, 1889 to Cosima Wagner in Bayreuth


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