Helmut Walther (Nürnberg)

Nietzsche und Pascal
Inspiration und Transzendenz

Angeregt durch den Beitrag von Jens Dechering vom 05.09.2000 auf der Umfrage-Seite, der auf eine mögliche Parallelität zwischen Nietzsche und Pascal, insbesondere in Bezug auf deren Verständnis von "Herz" und "Vernunft" hinweist, möchte ich es hier unternehmen, selbst Einiges – sicher nicht Vollständiges! – zu diesem Verhältnis zu sagen sowie einige Schlüsse daraus zu ziehen; zunächst möchte ich dazu drei Textstellen als Selbstzitate aus einer schon viele Jahre alten Textzusammenstellung ("Kategorien der Innerlichkeit") bringen; vielleicht darf ich für das Verständnis dieser "Kategorien" auf einen Einführungsartikel auf meiner eigenen Homepage "Kreisbogen der Metaphysik" verweisen, den Sie hier direkt aufrufen können.

Eine Biografie, Ausschnitte aus den Pensees, Bibliographie und Links zu Pascal bringt Virtusens unter http://www.blaise-pascal.de.

Des weiteren füge ich Ihnen an

– das berühmte "Memorial" Pascals
– Nietzsches Text zur "Inspiration"
– die wichtigsten Textstellen Nietzsches zu Pascal


Inzwischen erreichte mich von Prof. ALBERTO FRIGO eine Studie zu Nietzsche und Pascal in italienischer Sprache mit dem Titel: «LA VITTIMA PIÙ ISTRUTTIVA DEL CRISTIANESIMO». NIETZSCHE LETTORE E INTERPRETE DI PASCAL
Dieser Text ist zuerst erschienen in Giornale Critico della Filosofia Italiana, LXXXIX, 2010, 2, p. 275-298, beim Autor sowie beim Verlag bedanke ich mich sehr für die Genehmigung zur Publikation auf dieser Webseite.
Lesen Sie hier den gesamten Text in ital. Sprache.


Innerlichkeit und Pascal’s "Herz"

1. KdI S. 106

Allerdings fällt bei den Moralisten, besonders bei Pascal und Vauvenargues auf, daß sie von der lebendigen Betroffenheitssphäre eine zwar halbrichtige, aber auch halbfalsche Vorstellung haben: so wahr die Lebendigkeit dieser Sphäre von ihnen mehr intuitiv gefühlt als wirklich erkannt wird, so verkehrt (und statisch gedacht) ist noch ihr Prästabilisationsglaube an das Gute im menschlichen "Herzen"(!). Man brauche "nur" die Vorurteile und Irrtümer des Geistes wegzuräumen, unter welchen jenes Herz verschüttet schlage, und schon werde "das Gute" hervorbrechenbis J.-J. Rousseau ist es von da aus nicht mehr weit. Hingegen haben heute zumindest einige wenige ein Bewußtsein davon, daß auch noch diese Betroffenheitssphäre (das "Herz") der Dynamik des Werdens unterworfen ist und sich wandelt.

2. KdI S. 218 ff.

Wie ordnet man einen Geist ein, der bahnbrechende Arbeiten in Mathematik und Physik veröffentlicht, andrerseits aber sagt: "Immer täuscht die Vergänglichkeit der Erscheinungen unsere Vernunft"? Der zum Zwecke der Erleichterung von Steuereintreibungen die Rechenmaschine erfindet, sich aber aus Weltverachtung ins Kloster zurückzieht? Der in den "Provinciales" (polemische Briefe gegen die Jesuiten) die französische Sprache auf neue Höhen führt, gleichzeitig sich aber bewußt ist, daß die menschliche Vernunft eine immens niedrigere Ordnung ist im Verhältnis zur Liebe zu Gott? Dem ein Erleuchtungserleben zuteil wird, der aber nichtsdestoweniger kurz vor seinem Tode ein Patent für die erste Pariser Omnibus-Linie bekommt? Der die Anfänge der Wahrscheinlicheitsrechnung begründet, aber auch die Notwendigkeit des Glaubens an die wörtliche Wahrheit der Bibel beweisen will?

Was zunächst wie unvereinbare Widersprüche aussieht, dies alles vereinigt Blaise Pascal (1623-1663) in sich. Die zentrale Stelle in seinem Leben nimmt das "Memorial" ein: die Niederschrift über sein Erleuchtungserlebnis, welche ihm begreiflicherweise so wichtig war, daß er sie in seinen Mantel einnähte und zeitlebens bei sich trug. Diese seine Verwandlung durch das "FEUER" ist es, welche jene scheinbaren Widersprüche verständlich werden läßt. "Objektiv" gesprochen: Gehört seine "wissenschaftliche Phase" einer (veranlagten) konzentrierten Vernetzung mit der Vernunft-Kategorie an, so läßt es doch diese Konzentration nicht zu, in der Vernetzung mit dieser Kategorie stehen zu bleiben. Auch für ihn erweist sich die Ratio als zu kurz, sie befriedigt zwar den Ehrgeiz, erfüllt aber nicht das "Herz". Zunächst mag es so aussehen, als ob diese Perspektive weit hinter Spinozas rationalem System zurückbleibt, doch von seiten der Innerlichkeit erweist sie sich dessen pantheistischer Substanz her überlegen: "Sogar aus der Wahrheit macht man sich einen Götzen; denn die Wahrheit, die nicht Liebe zu Gott ist, ist nicht Gott und ist nur sein Bild und ein Götzenbild, das man weder lieben noch anbeten soll ..." Hier erreicht Pascal Eckhart’sche Einsichten: Ratio und Liebe gehen nicht zusammen, letztere entströmt einer anderen Sphäre. Im Gegensatz dazu ist es bei Spinoza gerade diese rationale Verhaftung der "Liebe", welche sein System so lau wirken läßt, die eigentliche Erwärmung der Leidenschaft, die Konzentration der lebendigen Betroffenheitssphäre als Liebe nicht zuläßt. Diese Pascal’sche Einsicht der Kategorialität und der notwendigen Trennung von funktionellem Vermögen und lebendiger Liebe spricht auch aus anderen Bildern: "Die Größe der Weisheit, die null und nichtig, wenn sie nicht Gottes ist [3], ist den fleischlichen [1] und den geistigen [2] Menschen unerkennbar. Das sind drei wesenhaft verschiedene Ordnungen." (Pensees, Nr. 793) Die Ziffern wurden eingefügt, um die jeweiligen Kategorien nach hiesigen Begriffen kenntlich zu machen. Diese Einsicht prägt auch jenes Bild vom Menschen als einer Mitte zwischen Tier und Engel: in der Zuwendung zur in uns enthaltenen tierischen Seite ist Gottesferne, nur im Streben zu jener engelhaften Seite in uns können wir uns Gott nähernähnelt dies nicht der These, daß die Emotio etwas zu Überwindendes sei zugunsten der Transzendenz auch noch über die Ratio hinaus? Die Sphäre dieses Strebens ist nach Pascal aber gerade nicht der menschliche Geist (welcher bei ihm immer mit Ratio zu identifizieren ist), sondern als eine weitaus höhere Ordnung das "Herz", welchem allein die Liebe zu Gott zugehört. So richtig nun diese Trennung zwischen Ratio und "Herz" ist, so wenig vermögen (und dürfen) wir Moderneren diese Begriffe so stehen zu lassen, wenn wir nicht in falsche Vorstellungen verfallen wollen, denn auch diese Bilder sind noch mythisch: zwar nicht mehr mystisch wie etwa bei Eckehart (also rein von transzendierender Erfahrung her geprägt), aber durch jenes Bild vom "Herzen" soll dem Wissen von sich selbst Ausdruck gegeben werden, daß die Erfahrung der Erleuchtung (also die völlige Konzentration der Liebe in Einem) den "Kern des Ich" auf eine höhere Ebene hebt als die bloß rationale. Dennoch bleibt diese Darstellung Bild und Mythos, als sich damit in Wirklichkeit keine reale Vorstellung verbinden läßt, außer von der Ratio her eine falsche, zumindest allzumeist verwechselbare: So sprechen wir noch heute bei jedweder konzentrierten Anstrengung davon, daß wir etwas "mit heißem Herzen" tätenund meinen damit eine innere Beteiligung in Form der Emotio! Diese Kategorie wollte Pascal aber mit seinem "Herzen" gerade nicht ansprechen, sondern dieser Begriff sollte jene höhere Sphäre nach unten von der Ratio abtrennen. Sein Problem, hier von einem begrifflichen Mythos zu einer auch rational verständlichen Aussage für diese wahre und existentielle Erfahrung zu gelangen, besteht in der Art seiner Weltsicht: trotz mancher Ansätze in die andere Richtung ist und bleibt sein Bild von Gott, Mensch und Welt statisch, was mit seinem Schriftglauben an die Schöpfung sowie der "Ewigkeit Gottes" zusammenhängen dürfte. Diese apriorische Geschaffenheit alles Seienden versperrt den Blick auf die Übergänge und auf die Auswicklung eines Neuen in der Immanenz und damit auch die Möglichkeit und Notwendigkeit einer neuen Sagbarkeit, wenn Phylo- und Ontogenese nicht als Entwicklung gesehen werden. Das Pascal’sche "Herz" ließe sich umschreiben als existentielle Transzendenz der Vernunft durch die lebendige Betroffenheitssphäre: über die Kategorie-Zugehörigkeit eines Menschen entscheidet die Vernetzung und Konzentration dieser seiner Betroffenheitssphäre: die "Fleischlichkeit" entspricht der 1. Kategorie (der Emotionale/Ästhetiker/Sensible), die "Geistigkeit" der 2. Kategorie (der Rationalist/ Ethiker/ Idealist), jene "Erleuchtung des Herzens in Gott" dem positiven Umschlagen der Doppelreflexion des Ich-Ich in der Transzendenz. Funktionell und existentiell ist die Äußerungsweise jenes "Herzens" die Liebe, von deren Notwendigkeit wie Existentialität sicherlich jedermann überzeugt ist, wiewohl die Unvollkommenheit ihrer Verwirklichung an anderen wie an sich selbst täglich zu erleben ist. Aber abgesehen von dieser Problematik der existentiellen Umsetzung des Transzendenzbezuges in der Immanenz (von welcher Umsetzung noch gar nicht gesagt ist, ob die Menschheit auf die Gattung gesehen dazu überhaupt fähig ist), stellt sich quasi im Vorgriff auf eine ferne Zukunft eine andere Frage: wenn die Vernetzung mit dem Verstand als Fühlen das "Haben-Wollen" ergibt, jene mit der Ratio als Denken das "Sein-Wollen" sowie dessen "Streben nach dem Guten" – ist dann nicht auch noch die Liebe als eine Funktion anzusehen!? Als eine Hervorbringung des Lebens, in diesem Falle des menschlichen Geistes in Verbindung mit der lebendigen Betroffenheitssphäre, welche andere Funktionen, eben jene erst- und zweitkategorielle Vernetzung abgelöst hat, mithin auch nur ein Durchgangsstadium "zu einem Anderen hin" ist?! Liebe also die höchst-aussagbare Beziehungsfähigkeit, aber doch "bloß" eine Vorläufigkeit? Im Vergleich: hätte man den Menschen vor der Vernunftrezeption, also auf der Stufe des Verstandes (zeitlich gesehen etwa bis herunter zum 8. Jh. vC) gesagt, sie sollten ihre Götter lieben (statt zu fürchten), sie hätten damit wohl nichts anfangen können. Ist ein ähnlicher Vorgang für eine weitere Stufe der Entwicklung, also über die Liebe hinaus, nicht auch denkbar?

Was den "Typ Pascal" so "interessant" macht: er ist gar kein "Typ", sondern steht, soweit zu sehen ist, auf seine Art völlig allein; er ist der einzige, der in einer Person das "Genie des Wissenschaftlers" mit dem "Genie des Glaubens" vereint. Dessen man nicht nur in der Geschichte von Mathematik und Physik gedenkt, sondern dessen Bedeutung und Lebendigkeit auch heute noch von seinen "Pensees" ausgeht. Normalerweise wäre zwischen diesen beiden "Genies" ein Entweder/Oder zu erwarten, insofern eine jeweils so starke Begabung eine bestimmte Vernetzung mit sich bringt: der geniale Wissenschaftler kann sein Genie sonst nur dadurch auf die Höhe bringen, daß sich Begabung und Existentialität verzahnen, eben dadurch aber auch eine Begrenzung eintritt. Nicht so bei Pascal, der sich mitsamt seinem "wissenschaftlichen Genie" in die "Erleuchtung" einbringtum dann in den "Pensees" so merkwürdige (und für uns Heutige) unvereinbare Dinge nebeneinanderzustellen wie das Bild vom Makro- und Mikrokosmos auf der einen Seite, andrerseits etwa den Versuch, die Wörtlichkeit der Prophezeiungen des AT zu beweisen. Es ist dieser Zwiespalt, dieses Übergreifen des rationalen ins transzendentale Genie, das Nietzsche zu seinen Bedauernsäußerungen über Pascal und zu einem weiteren Fluch auf das Christentum veranlaßt; eine Verquickung von Rationalität und Religiosität, in der eine geniale und auf der Höhe der Zeit stehende Ratio dazu benutzt wird, altkategorielle Mythen als Wahrheit zu erweisen.

Inspiration und Transzendenz

3. KdI S. 326 f.

Um nun nicht vom Dunkel des unsichtbaren Neuen gebannt zu sein, bedarf die fragende Erkenntnisfähigkeit des Menschen "letzter Antworten", damit er sich sinnvoll in das Weltganze einzufügen vermag. Transzendenz ist somit einerseits unübersteigbare Grenze; denn daß hier die Einsichtsfähigkeit der Vernunft "überstiegen" wird, steckt schon im Begriff selbst. Gleichzeitig weist ebenderselbe Begriff über den Menschen hinaus, hin auf ein "Anderes und Höheres", das sich aus der Möglichkeit in die Wirklichkeit bringen will, wodurch der Begriff Transzendenz die Aufhebung der eigenen Grenzfunktion bereits in sich schließt; diese Grenze ist ein Schein, eine Illusion: sie bietet sowohl dem Traditionsverhafteten als auch dem, der die Tradition in Frage stellt, ihre ihm jeweils zukommende Seite. Ist Transzendenz für den ersteren eine Art Ruhebett, in welchem er die bohrenden Fragen der Existenz einzuwiegen vermag, um sich dem immanenten Existieren als solchem zuzuwenden, so ist sie für letzteren das Fragmal, von dem abzuwenden ihm unmöglich ist, solange er nicht in ein Verhältnis zu ihr gelangt ist. Damit aber steht er vor dem Problem, woran er erkennen soll, ob und daß er wirklich auf seinem Wege mit der tatsächlichen Entwicklungsschiene dieser dynamischen Transzendenz in Verbindung steht und sich nicht in einen Aberglauben hineinbewegt. Zunächst könnte man geneigt sein, hier eine innere, sich "von selbst" einstellende Evidenz anzunehmen: daß sich die lebendige Wahrheit solchen Erkennens durch intensives Erleben in einer Art "Überwältigung" selbst ausweist. Andrerseits sind gerade hier, an diesem nun wirklich springenden Punkt, Beispiele von Verwechslungen und Abirrungen zu konstatieren, weil das "Treffen" von Transzendenz in vielen Fällen "verunreinigt" ist durch die Interpretation mittels der Vernunft des Trägers. Dazu zwei verschiedenartige Beispiele: Pascal und Nietzsche. Beiden kann man ein wohl vergleichbares Evidenz-Erleben zuschreibenjenes oben genannte Überwältigt-Werden. Diese Überwältigung stürmt auf Pascal derart umstürzend ein, daß er es in seinem "Memorial" festhält und dieses zeitlebens in seinem Mantel eingenäht bei sich trägt. Damit wäre zu parallelisieren, was Nietzsche in einem seiner letzten Werke recht ausführlich (und treffend) als "Inspiration" beschreibt, insbesondere jedoch auch der Moment, als ihn der Gedanke der Ewigen Wiederkunft des Gleichen am Felsblock am Ufer des Silvaplaner Sees "überkam". So sehr nun beider Erleben als wahrhaft existentielles und evidentes einzuschätzen sein sollte, so irren doch beide in der subjektiven Interpretation und der daraus folgenden Anwendung dieser Evidenz auf die Immanenz vom eigentlichen Gehalt der Transzendenz ab. Pascal, wenn er daraufhin anhebt, die wortwörtliche Wahrheit vor allem des Alten Testaments nachzuweisen; Nietzsche, wenn er die erkannte Offenheit nach unten in den Instinkt zurückverlegen will.

Folglich darf diese Überwältigung, von der es auf niedrigeren Kategorieebenen noch ganz andere Mißdeutungen gibt: etwa wären hier Auswüchse des Mönchs- und Nonnen-Wesens des Mittelalters zu nennen; oder die moderne Stimulation der "Selbsterfahrung" – diese Überwältigung darf offenbar nicht zu einem übermächtigen Popanz werden, sondern auch sie noch bedarf der Kontrolle, der Kontrolle durch die Vernunft, damit der Mensch in Richtung auf Transzendenz nicht in Aberglauben falle. Dies umso mehr, als es die (kategorielle) Entwicklung dieser Vernunft ist, welche direkt proportional die Dynamik der Transzendenz bedingt. Nicht zwar so, daß die Vernunft selbst deren sich jeweils auswickelnde Gehalte hervorbrächte, sondern als funktionale Unterlage: es ist die Umformung der Vernunft, welche als Warte einen anderen und neuen Blick in die Transzendenz erlaubt und damit die vorhandenen transzendentalen Inhalte umformterstens dem Grunde nach, indem mit dem Kategoriewandel der Vernunft ein ebensolcher Wandel in der Sehweise der Transzendenz wie des Bezuges zu dieser eintritt; zweitens dem Bilde nach, indem mit ebenderselben Vernunft dies neuartige transzendentale Erleben bebildert, formuliert und vermittelt werden muß. Das Transzendentale, also jenes, was an neuer Eroberung jenseits der vorhergehenden Transzendenz-Grenze sich erschließt, ist demnach kein Ergebnis von irgendwelchen angestrengten Überlegungen. Es ist weder ein dialektischer Prozeß der Materie noch einer der Weltgeschichte im Verein mit dem Weltgeist, es schreibt sich nicht her aus einem hegelianischen Vernunftkalkül, dessen Halbwärme bloß einen eigenstolzen (und angeblichen) Sieg der Vernunft anzeigt, und es steht auch im Gegensatz zu Innovationen, welche im Wege der zweitkategoriellen Wissenschaften erschlossen werden. Vielmehr ersteht das wahre Transzendentale in einem heißen KontaktKontakt wozu? Welches ist der Unter- und Hintergrund dieses Kontaktes, sein "Urgrund"? Liegt diese "Kontaktstelle" doch nicht außerhalb des Menschen, sondern in ihm. Wodurch und woran entzünden wir uns dabei? Welcher Bereich unseres Innersten ist angesprochen, womit tritt er in Verbindung? Kann man sagen, daß tief in uns ein Urwissen verborgen liegt, das aus den treibenden Wurzeln des Lebens selbst herrührt (VorsichtMystik!), als ein energetisches Agens, das uns, wenn wir diesen Quell, aus dem einst der Strom des gesamten Lebens floß, in uns selbst vom "Schutt" der Funktionsschichten und -aschen (!), welche "das Leben" in seinen Differenzierungen ausmachen, freigelegt und als lebendigen angebohrt haben, ein Agens, das uns nunmehr so antwortet, wie ein Geishir heiß und zischend aus dem Erdinnern hervorbricht, wenn nur erst ein Zugang zur Oberfläche gefunden wurde? Dies jedoch nicht in einer Rückwendung, wie dies etwa Nietzsches Mißverstand ist, wenn er diesen "Quell" mit dem Instinkt verwechselt, sondern in einem Zugänglich-Werden des Lebendigen selbst, das sich im Individuum seiner selbst als schöpferisches Element wieder bewußt wird. Und so spricht auch Platon schon zu Recht von einem "Wieder-Erinnern", in welchem der Urgrund des Lebens als "göttlicher Funke" im Individuum aufscheint, und durch welches energetische Brennen sich das Gesamtwesen dieses Individuums in neuer und höherer Weise strukturiert, indem ähnlich wie durch den Magneten die Zufallsordnung der Eisenspäne die aufgehäuften Funktionsschichten in eine sinngebende Einheit ausgerichtet werden. In anderen, funktionaleren Worten: Instinkt, Emotio und Ratio werden erst durch diesen Kontakt zum Transzendentalen in sinnfälliger Weise eingebunden, das, was eigentlich "Geist" am Menschen ist, in die rechte Position gebracht: daß dieser Geist nicht nur irgendwie und unvermittelt oben auf oder gar gegen die sonstige Persönlichkeit des Menschen gesetzt seisiehe nur den leidigen und doch immer noch so lebendigen Dualismus! Vielmehr hätte sich dieser Geist dann organisch in das von unten nach oben verlaufende Funktionsgefüge eingeordnet und sich mit dem lebendigen Urgrund des ihn tragenden Individuums zusammengeschlossen, die Gesamtübereinstimmung der Funktionsschichten wäre hergestellt, dieser Geist wäre von unten her eingebunden, ohne dadurch gebunden oder beschränkt zu sein (wie etwa bei Nietzsches Instinkt), sondern gerade und erst hierdurch wäre er entschränkt, insbesondere was die Wertesetzung anlangt, welche nun nicht mehr freischwebend von einer willkürlichen Ratio beziehungsweise unbewußt konditionierten Emotio getroffen, sondern direkt aus dem Quell des Lebens selbst geboren würde.


Pascals Memorial

(aus: Albert Béguin, Pascal, Rororo-Bildmonograpie S. 111 f.)

DIE BEKEHRUNG

Der berühmte Zettel, den Pascal in sein Rockfutter eingenäht hatte, überliefert das ergreifende Erlebnis einer <Nacht des Feuers>.

JAHR DER GNADE 1654

Montag, den 23. November, Tag des heiligen Klemens, Papst und Märtyrer, und anderer im Martyrologium.

Vorabend des Tages des heiligen Chrysogonos, Märtyrer, und anderer. Seit ungefähr abends zehneinhalb bis ungefähr eine halbe Stunde nach Mitternacht.

FEUER

Gott Abrahams, Gott Isaaks, Gott Jakobs,
nicht der Philosophen und der Gelehrten.
Gewißheit, Gewißheit, Empfinden. Freude. Friede.
Gott Jesu Christi.
Deum meum et deum vestrum.
«Dein Gott wird mein Gott sein.»
Vergessen der Welt und aller Dinge außer Gott.
Nur auf den Wegen, die das Evangelium lehrt, ist er zu finden.
Größe der menschlichen Seele.
«Gerechter Vater, die Welt kennt dich nicht;
ich aber kenne dich.»
Freude, Freude, Freude, Tränen der Freude.
Ich habe mich von ihm getrennt.
Dereliquerunt me fontem aquae vivae.
«Mein Gott, warum hast du mich verlassen?»
Möge ich nicht auf ewig von ihm geschieden sein.
«Das aber ist das ewige Leben, daß sie dich, der du allein wahrer Gott bist, und den du gesandt hast, Jesum Christum, erkennen.»
Jesus Christus.
Jesus Christus.
Ich habe mich von ihm getrennt. Ich bin vor ihm geflohen, habe mich losgesagt von ihm, habe ihn gekreuzigt.
Möge ich nie von ihm geschieden sein!
Nur auf den Wegen, die das Evangelium lehrt, kann man ihn bewahren.
Vollkommene und liebevolle Entsagung.
(Vollkommene Unterwerfung unter Jesus Christus und meinen geistlichen Führer. Ewige Freude für einen Tag der Mühe auf Erden. Non obliviscar sermones tuos. Amen.)

Aber nicht auf Anhieb gelingt einem die vollkommene und liebevolle Entsagung:

«Es ist wahr, es macht Schmerzen, wenn man sich zur Frömmigkeit wendet. Diese Schmerzen aber entstammen nicht der Frömmigkeit, die in uns wächst, sondern der Gottlosigkeit, die noch in uns blieb. Würden sich unsere Sinne nicht der Buße, würde sich unser Gelüsten nicht der Reinheit Gottes widersetzen, gäbe es hier keine Qual. Nur im Verhältnis, in dem sich das Laster, das uns natürlich ist, der übernatürlichen Gnade widersetzt, leiden wir; unser Herz fühlt sich zwischen diesen Gegensätzen wie zerrissen. Es wäre aber völlig ungerecht, wollte man diese Heftigkeit Gott, der uns anzieht, vorwerfen und sie nicht der Welt, die uns zurückhält, zuschreiben. So soll etwa ein Kind, das seine Mutter den Händen der Räuber entreißt, in den Schmerzen, die es erleidet, die liebevolle und rechtmäßige Gewalt, die ihm die Freiheit verschafft, lieben und die anmaßende und tyrannische Vergewaltigung durch die, die es unrechtmäßig zurückhalten wollen, verabscheuen. Der grausamste Krieg, den Gott einem Menschen in diesem Leben bereiten kann, ist, ihn ohne den Krieg zu lassen, den zu bringen er gekommen ist. «Ich bin gekommen, das Schwert zu bringen», sagt er, und um diesen Krieg zu lehren: <Ich bin gekommen, das Schwert und das Feuer zu bringen.> Vorher lebte die Welt in dem falschen Frieden.»


Nietzsches "Inspiration"

Ecce Homo

Also sprach Zarathustra, Nr. 3

– Hat jemand, Ende des neunzehnten Jahrhunderts, einen deutlichen Begriff davon, was Dichter starker Zeitalter Inspiration nannten? Im andren Falle will ich's beschreiben. – Mit dem geringsten Rest von Aberglauben in sich würde man in der Tat die Vorstellung, bloß Inkarnation, bloß Mundstück, bloß Medium übermächtiger Gewalten zu sein, kaum abzuweisen wissen. Der Begriff Offenbarung, in dem Sinn, daß plötzlich, mit unsäglicher Sicherheit und Feinheit, etwas sichtbar, hörbar wird, etwas, das einen im Tiefsten erschüttert und umwirft, beschreibt einfach den Tatbestand. Man hört, man sucht nicht; man nimmt, man fragt nicht, wer da gibt; wie ein Blitz leuchtet ein Gedanke auf, mit Notwendigkeit, in der Form ohne Zögern – ich habe nie eine Wahl gehabt. Eine Entzückung, deren ungeheure Spannung sich mitunter in einen Tränenstrom auslöst, bei der der Schritt unwillkürlich bald stürmt, bald langsam wird; ein unvollkommnes Außer-sich-sein mit dem distinktesten Bewußtsein einer Unzahl feiner Schauder und Überrieselungen bis in die Fußzehen; eine Glückstiefe, in der das Schmerzlichste und Düsterste nicht als Gegensatz wirkt, sondern als bedingt, als herausgefordert, als eine notwendige Farbe innerhalb eines solchen Lichtüberflusses; ein Instinkt rhythmischer Verhältnisse, der weite Räume von Formen überspannt – die Länge, das Bedürfnis nach einem weitgespannten Rhythmus ist beinahe das Maß für die Gewalt der Inspiration, eine Art Ausgleich gegen deren Druck und Spannung ... Alles geschieht im höchsten Grade unfreiwillig, aber wie in einem Sturme von Freiheits-Gefühl, von Unbedingtsein, von Macht, von Göttlichkeit ... Die Unfreiwilligkeit des Bildes, des Gleichnisses ist das Merkwürdigste; man hat keinen Begriff mehr, was Bild, was Gleichnis ist, alles bietet sich als der nächste, der richtigste, der einfachste Ausdruck. Es scheint wirklich, um an ein Wort Zarathustras zu erinnern, als ob die Dinge selber herankämen und sich zum Gleichnis anböten (– »hier kommen alle Dinge liebkosend zu deiner Rede und schmeicheln dir: denn sie wollen auf deinem Rücken reiten. Auf jedem Gleichnis reitest du hier zu jeder Wahrheit. Hier springen dir alles Seins Worte und Wort-Schreine auf; alles Sein will hier Wort werden, alles Werden will von dir reden lernen –«). Dies ist meine Erfahrung von Inspiration; ich zweifle nicht, daß man Jahrtausende zurückgehn muß, um jemanden zu finden, der mir sagen darf »es ist auch die meine«. –


Die wichtigsten Textstellen Nietzsches zu Pascal:

Aus: Jenseits von Gut und Böse – Drittes Hauptstück – Das Religiöse Wesen 46.
Der Glaube, wie ihn das erste Christenthum verlangt und nicht selten erreicht hat, inmitten einer skeptischen und südlich-freigeisterischen Welt, die einen Jahrhunderte langen Kampf von Philosophenschulen hinter sich und in sich hatte, hinzugerechnet die Erziehung zur Toleranz, welche das imperium Romanum gab, – dieser Glaube ist nicht jener treuherzige und bärbeißige Unterthanen-Glaube, mit dem etwa ein Luther oder ein Cromwell oder sonst ein nordischer Barbar des Geistes an ihrem Gotte und Christenthum gehangen haben; viel eher scholl jener Glaube Pascal’s, der auf schreckliche Weise einem dauernden Selbstmorde der Vernunft ähnlich sieht, – einer zähen langlebigen wurmhaften Vernunft, die nicht mit Einem Male und Einem Streiche todtzumachen ist. Der christliche Glaube ist von Anbeginn Opferung: Opferung aller Freiheit, alles Stolzes, aller Selbstgewissheit des Geistes; zugleich Verknechtung und Selbst-Verhöhnung, Selbst-Verstümmelung.

Aus der Morgenröte:

Erstes Buch 46
Zweifel am Zweifel. – "Welch’ gutes Kopfkissen ist der Zweifel für einen wohlgebauten Kopf!" – dieß Wort Montaigne’s hat Pascal immer erbittert, denn es verlangte Niemanden gerade so stark nach einem guten Kopfkissen, als ihn. Woran fehlte es doch? -

Erstes Buch 63
Nächsten-Haß. – Gesetzt, wir empfänden den Anderen so, wie er sich selber empfindet – Das, was Schopenhauer Mitleid nennt und was richtiger Ein-Leid, Einleidigkeit hieße -, so würden wir ihn hassen müssen, wenn er sich selber, gleich Pascal, hassenswerth findet. Und so empfand wohl auch Pascal im Ganzen gegen die Menschen, und ebenso das alte Christenthum, das man, unter Nero, des odium generis humani "überführte", wie Tacitus meldet.

Erstes Buch 64
Die Verzweifelnden. – Das Christenthum hat den Instinct des Jägers für alle Die, welche irgend wodurch überhaupt zur Verzweiflung zu bringen sind, – nur eine Auswahl der Menschheit ist deren fähig. Hinter ihnen ist es immer her, ihnen lauert es auf. Pascal machte den Versuch, ob nicht mit Hülfe der schneidendsten Erkenntnis Jedermann zur Verzweiflung gebracht werden könnte; – der Versuch mißlang, zu seiner zweiten Verzweiflung.

Erstes Buch 86
Die christlichen Interpreten des Leibes. – Was nur immer von dem Magen, den Eingeweiden, dem Herzschlage, den Nerven, der Galle, dem Samen herkomme – alle jene Verstimmungen, Entkräftungen, Überreizungen, die ganze Zufälligkeit der uns so unbekannten Maschine! – Alles das muß so ein Christ wie Pascal als ein moralisches und religiöses Phänomen nehmen, mit der Frage, ob Gott oder Teufel, ob gut oder böse, ob Heil oder Verdammnis darin ruhen! Oh über den unglücklichen Interpreten! Wie er sein System winden und quälen muß! Wie er sich selber winden und quälen muß, um Recht zu behalten!

Nietzsche contra Wagner / Wir Antipoden
In Goethe zum Beispiel wurde der Überfluß schöpferisch, in Flaubert der Haß; Flaubert, eine Neuausgabe Pascals, aber als Artist, mit dem Instinkt-Urteil auf dem Grunde: "Flaubert est toujours haissable, l’homme n’est rien, l’oeuvre est tout"... Er torturierte sich, wenn er dichtete, ganz wie Pascal sich torturierte, wenn er dachte – sie empfanden beide unegoistisch... "Selbstlosigkeit" – das decadence-Prinzip, der Wille zum Ende in der Kunst sowohl wie in der Moral. -

Ecce homo 3.
Daß ich Pascal nicht lese, sondern liebe, als das lehrreichste Opfer des Christenthums, langsam hingemordet, erst leiblich, dann psychologisch, die ganze Logik dieser schauderhaftesten Form unmenschlicher Grausamkeit.

Der Antichrist, 5.
Man soll das Christenthum nicht schmücken und herausputzen: es hat einen Todkrieg gegen diesen höheren Typus Mensch gemacht, es hat alle Grundinstinkte dieses Typus in Bann gethan, es hat aus diesen Instinkten das Böse, den Bösen herausdestillirt, – der starke Mensch als der typisch Verwerfliche, der "verworfene Mensch". Das Christenthum hat die Partei alles Schwachen, Niedrigen, Mißrathnen genommen, es hat ein Ideal aus dem Widerspruch gegen die Erhaltungs-Instinkte des starken Lebens gemacht; es hat die Vernunft selbst der geistigstärksten Naturen verdorben, indem es die obersten Werthe der Geistigkeit als sündhaft, als irreführend, als Versuchungen empfinden lehrte. Das jammervollste Beispiel – die Verderbnis Pascals, der an die Verderbnis seiner Vernunft durch die Erbsünde glaubte, während sie nur durch sein Christenthum verdorben war! -

Notizbuch – Ende 1880 Nr. 106
Alle diese Heiligen sind Egoisten und wie sollte es einer nicht sein, dem mit der Hölle gedroht wird! Es geht über alle Kraft und alle Vernunft hinaus, an Andere zu denken in solcher Lage! Bei Pascal ist der tiefste Egoismus: auch alle Verzückungen sind es.

Notizbuch – Ende 1880 Nr. 184
Der Selbstbetrug Pascals: er geht schon von christlicher Prädisposition aus. Die "bösen Lüste"! Die Bedeutung des Todes! Denken wir doch so an den Tod, wie an den Tod bei Thieren – so ist die Sache nicht so furchtbar. Zum Tode verurtheilt – das ist nichts so Schlimmes an sich: nur beim Verbrecher macht es uns so schreckliche Empfindungen, wegen der Schande. Pascal war nicht vorsichtig genug, er wollte beweisen! – die Verführungskunst des Christenthums.

Notizbuch – Ende 1880 Nr. 278
Pascal gegen die Jesuiten: das ist Demosthenes gegen Philipp: da sieht man die Abirrung vom allgemeinen Interesse der Menschheit!

Notizbuch – Winter 1880-81 Nr. 31
Pascal rieth, sich an das Christenthum zu gewöhnen, man werde spüren, daß die Leidenschaften schwinden. Dies heißt: seine Unredlichkeit sich bezahlt machen und sich ihrer freuen.


Schlußbemerkung:

Sowohl aus den von mir vorgelegten Texten wie aus den Original-Zitaten Pascals und Nietzsches sollte sich ergeben, daß von einer Parallelität zwischen den beiden nicht gesprochen werden kann. Wohl ist es wahr, daß sie beide die Vernunft als höchsten Maßstab ablehnen, und insofern sind sie beide sicherlich mit dem Schlag-Wort "Irrationalisten" zu belegen. Aber dies tun sie doch in ganz unterschiedlicher Weise:

"Immer täuscht die Vergänglichkeit der Erscheinungen unsere Vernunft..." (Pensees Nr. 72) Deshalb sucht Pascal im "Herzen", das sich an die Allmacht Gottes in der Liebe bindet, eine die Vernunft transzendierende Sphäre – und glaubt sie in der christlichen Religion zu finden:
"Die Verderbnis der Vernunft wird offenbar durch die Vielfalt verschiedener und unsinniger Sitten; notwendig mußte die Wahrheit kommen, damit der Mensch nicht mehr in sich selbst bezogen lebe." (Pensees 440)

Nietzsche hingegen vermutet in der Vernunftentwicklung, wie sie sich seit Sokrates, Platon und Aristoteles einschließlich des Christentums ergeben habe, eine Abirrung von der angeblich richtigen menschlichen Lebensweise, wenn diese mit der Natur ("Bleibt der Erde treu!") übereinstimmen solle – wie man sie etwa noch bei den Vorsokratikern finde. Seine "Transzendenz" wendet sich daher nicht über die Vernunft hinaus, sondern hinter diese zurück ins Dionysisch-Triebhafte – der "Leib" sei wesentlich bedeutsamer als aller "Geist".

Nietzsche will damit in genau jene Kategorie zurück, die Pascal als die "fleischliche" zurückweist, da ihr die Größe Gottes und die wahre Liebe des Herzens unerkennbar sei:
"Der unendliche Abstand zwischen Körper und Geist versinnblidlicht die unendliche Unendlichkeit des Abstandes zwischen dem Geist und der Gottesliebe, denn sie ist übernatürlich." (Pensees Nr. 793)

In Wirklichkeit liegen Nietzsche und Pascal also diametral auseinander – unternimmt es Pascal doch, die Unsterblichkeit der menschlichen Seele zu beweisen (man denke nur an die berühmte "Wette"), womit er der Erde eben gerade nicht treu bleibt! Was Nietzsche an Pascal so schätzt, ist dessen geniale Psychologie, mit dem er etwa in den Pensees 291-424 die Widersprüchlichkeit menschlicher Handlungen, Gesetze und philosophischer Lehren aufweist; hier fühlt er sich ihm verwandt, wenn Pascal z.B. in Nr. 408 von der "außerordentlichen Seelengröße" spricht, die zum Bösen gehört. Diese Aufdeckungs-Psychologie aber steht in ganz anderem Dienst als bei Nietzsche:

"All diese Widersprüche, die mich am weitesten von einer Religion zu entfernen schienen, haben mich am raschesten zur wahren geführt." (Pensee 424) – und so gilt Nietzsches Fluch dem Christentum, das diese geistesstarke Natur verdorben habe.


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