Nietzsche-Umfrage zum und nach dem 100. TodestagEingegangene Beiträge (41) finden Sie weiter unten! Nachdem sich der Rauch in den Feuilletons verzogen hat, läßt sich
vielleicht mit etwas Abstand und in Ruhe über das Phänomen "Nietzsche" nachdenken. Ein "Wort zum Centenarium" Was ist die eigentliche Frage Nietzsches? Es ist die Verstörung des menschlichen Geistes als reflektierende Vernunft über das Leben, das sie selbst im Verlaufe ihrer eigenen Auswicklung hervorgebracht hat und hervorbringt. Daher: "Gott ist tot". Wie schon bei Feuerbach klargeworden war, ist die Vernunft ihrer selbstgeschaffenen Zielprojektionen über sich selbst hinaus (Idealismus, Gott) verlustig gegangen ("Nihilismus"). Sie sieht sich als auf sich selbst zurück verwiesen, und schmeckt ihre eigene Leere. "Gott ist tot" heißt ja: das Leben hat keinen Sinn. Das ist die eigentliche Frage, mit der wir mit all unseren Interpretationssystemen nicht zurechtkommen. Denn damit fällt jede Ethik wie auch die Moral dahin. Es ist dann völlig gleich-gültig, was das Individuum tut. Deshalb ersann Nietzsche die "Ewige Wiederkehr des Gleichen" ... und verlegte damit den Nachdruck ganz allein auf den Bereich des Individuums. Das ist aber zunächst und vor allem ein Spezialproblem des Individuums Nietzsche: das sich der Kommunikation der Individuen entzog! Entzog, weil es sich auf sich selbst zurückzog ... Daraus folgt vor allem zuerst Eines: das Individuum Nietzsche hat damit – natürlich ohne jede Vorwerfbarkeit – eine, die Grundkonstante des menschlichen Daseins nicht akzeptiert, noch weniger je existentiell vollzogen, es sei denn unter größten Schwierigkeiten: die Bezogenheit des Ich auf das Du, die schon Feuerbach und später Martin Buber zu Recht hervorgehoben haben. Wie soll ein solches Individuum aber Aussagen machen können, die über es selbst hinausgreifen? Nietzsche ist damit ein erschütterndes Beispiel für die Vereinsamung des menschlichen Geistes, wenn er sich selbst zuletzt als "Alles" nimmt, so gesehen der letzte Hegel-Schüler ... Denn auch hier noch setzt sich die Vernunft absolut – paradoxerweise in der Ablehnung ihrer selbst durch sich selbst. Damit hat sie in Wirklichkeit als "Wirklichkeit" nur noch das Nichts, aber das ist schon seit Buddha klar, und Schopenhauer, dessen Jünger Nietzsche zunächst war, hat diese Position in die westliche moderne Philosophie eingeführt. Wenn Nietzsche diese Position durch die Illusion des spielenden Kindes überwinden will, so steckt darin nicht mehr und nicht weniger als die Selbstabdankung der Vernunft mittels dieser selben Vernunft. Diese Selbstabdankung ist sicherlich ein notwendiger Schritt (in der Doppelreflexion), er ist ja das Zeichen der Zeit bei den vorausweisenden Geistern, so etwa auch bei Kierkegaard – aber es steht die Frage im Raum: zu wessen Gunsten hat diese Vernunft abzudanken!? Genau an diesem Punkt irren noch alle diese Geister, einschließlich Heidegger und Wittgenstein; Kafka allein (in "Schloß" und "Prozeß") bleibt zu Recht vor der Frage stehen. Bei allen anderen verhebt sich die Vernunft in der sich selbst betrügenden Eigenabdankung – ist es doch immer wieder sie, die zumindest im Hintergrund auch das Verfahren der eigenen Abdankung leitet, und "Anderes" auf den Thron hievt, sei dies die "Sinnlichkeit", die "Triebe", das "Seyn", oder Mystik. Wie auch anders? Ist sie doch selbst stets dabei und "unausschaltbar", es gibt kein Zurück hinter sie. Gibt es aber kein Zurück, so kann der "Sinn" nur in einem "Darüberhinaus" liegen, und genau das stimmt ja mit allem, was wir beobachten können, überein. Die Transzendenz ist der Weg und das Ziel. Denn in dieser Selbsttranszendenz des Seienden ereignet sich dieses Seiende jeweils neuen emergenten "Sinn". Und so hat Nietzsche recht mit seinem Satz: "Werde, der du bist." Allerdings sollte man sich dabei von der "Herkunft" dieses Satzes und dessen Implikationen bei Kant und Schopenhauer freimachen: vom sogenannten "intellegiblen Charakter" bzw. dem "Willen an sich" ... Denn bei beiden regieren statische Metaphysika, wo Nietzsche völlig zu Recht auf das Dunkle und chaotisch Offene der Existenz hinweist. Und doch müssen wir seinen Satz auch in Frage stellen: Kann es wirklich heißen, werde Hitler, wenn Du Hitler bist? Die Wertfrage des Ethischen, sie auszugrenzen, oder gar negativ zu setzen, das ist das Unverzeihbare in Nietzsches Philosophie. Das "da capo" der Ewigen Wiederkehr des Gleichen liefert noch lange keinen Wertmaßstab ... ganz im Gegenteil. Wir kennen die Bedingungen des Menschseins viel zu wenig, um in diese selbststeuernd einzugreifen; vielmehr haben wir lernen müssen, daß alle unsere Eingriffe zu völlig unvorhergesehenen Folgen führen. Unsere interpretierenden Systeme wollen uns mindenstens in einem Zustand der Erhaltung bewahren, und sie "verzuckern", "verzücken" uns einen Zustand des Zuwachses. Für durchreflektierte Systeme wie Instinkt, Emotio, Verstand und Vernunft leisten aber solche "Verzückungen", die sich durch endorphine Ausschüttungen in den angesprochenen kategoriellen Vermögen äußern, keinerlei phylogenetischen bzw. kommunikativen Zuwachs, sondern nur eine individuelle Bestätigung des phylogenetischen Bestandes. Es wird so sein – und das deckt sich mit dem, was die wenigen echten Mystiker auf ihre Weise ausdrücken –, daß der transzendierende (und eventuell emergierende) Zuwachs, der ja auch nur im Individuum stattfinden kann (wo sonst!?), sowohl das Individuum selbst wie auch dessen Umwelt verwirrt und verstört, und die Kommunikationsfähigkeit dieses Individuums schwer beeinträchtigt. Dessen Systeme zeigen Bestätigung nur dann an – anders ausgedrückt, nur dann findet entsprechende endorphine Ausschüttung statt, innerhalb des in diesem Individuum aktiven "Vermögenskreises" –, wo es sich nicht entsprechend der Tradition verhält, und damit steht auch die Endorphinausschüttung genau im Gegensatz zur "normalen Mehrheit". Sind nicht damit genau die Höhenflüge des "Zarathustra" beschrieben? Indem er seines Ich genießt, verkennt er das Du: das die Kommunikation der Menschen seit ihrem Hervortreten bei den Griechen anleitende (An-)Wesen der Vernunft einschließlich der Erkenntnis des gleichen Wesens aller Menschen. Nietzsche beschreibt nur die eine Hälfte, wirkt nur auf das Ich des Individuums, im Hinblick auf das Du versagt er vollständig, existentiell, philosophisch und ethisch. Damit haben wir den Kern des Zwiespalts vor uns, in den Nietzsche seine Leser versetzt: in der Selbsterhellung des eigenen Ich be-geistert mitzugehen, den Verrat der Vernunft, wie ihn Nietzsche im Hinblick auf das Du begeht, jedoch entschieden zurückweisen zu müssen. Helmut Walther, Nürnberg, Ende August 2000 Weniges über die Abwesenheit des Du bei Nietzsche, und ganz ganz wenig über Nietzsches Absage an die Vernunft. von Jens Dechering, Leipzig (Beitrag vom 05. September 2000) Mir erscheint das Verhältnis Ich-Du bei Nietzsche, ebenso wie das Verhältnis Vernunft-Liebe nicht definiv geklärt zu sein. Nietzsche ist doch möglicherweise viel zu sehr mit Heraklit und Pascal (um nur zwei zu nennen) vertraut, um undialektisch zu denken. Das heißt, daß auch er sich Ich ohne Du nicht vorstellen konnte (sein epikureischer Freundschaftskult!), denn beides ist ja zuletzt eines. Ist nicht auch sein rhetorischer Stil der Versuch, Dialoge zu erzeugen, zu erzwingen, seine Sache zu der Sache des Anderen zu machen und gleichzeitig die Sache der Anderen zu seiner Eigenen? Das ideosynkratische Bedenken der sprachlichen Mittel scheint mir ein Zeichen für ein Hin zum Du zu sein. Wie denn überhaupt ist es möglich, ein Du zu erreichen? Nietzsche denke ich mir als radikalen Philosophen des Du und liege damit möglicherweise ganz falsch. Wenn man aber die Selbstbefreiung als Basis für wirkliches Lieben ansieht, wird mein Ansatz klarer. Wo Kierkegaard sich im totalen Bekenntnis zu Gott die Selbstversicherung verschafft, um überhaupt von Liebe sprechen zu können, so muß vielleicht Nietzsche sie in der totalen Selbstversicherung ohne Gott erschaffen. Mir erscheint der Begriff der Freiheit, der Selbstbefreiung zentral für Nietzsches Denken zu sein. Aber nur der Freie kann wahrhaft lieben. Wo Kierkegaard radikal protestantischer Dualist Selbst-Gott-Du ist, da Nietzsche radikaler Monist Selbst=Gott=Du. Aber da muß natürlich erst einmal die Einsicht in das Wesen des Selbst dasein, um das Wesen des Du zu 'erkennen', wie das so schön in der Bibel heíßt. Der Vorwurf des Hegelianismus, des Spinozismus (Differenz-Identität) trifft meiner Ansicht nach für Nietzsche zu. Aber er ist kein Fichteaner, der mit einem absoluten Ich hantiert. Das Verhältnis zu den Romantikern, hier vor allem Hölderlin, der ja einer von Nietzsches Lieblingsdichtern war, hat bestimmt schon ein schlauer Mensch erforscht. Auch die Politik (als Gesellschaft von ich-du-wir-ihr), verstanden aus dem antiken Zentralbegriff 'polis', hat doch bei Nietzsche einen zentralen Stellenwert. Ist nicht Nietzsche derjenige, der die ethische Verantwortung des Einzelnen unbedingt wünscht, weil nur so nach dem Tod Gottes eine politische Katastrophe zu verhindern ist - wo der Ordo zerbricht (der Hegelianische), entstehen doch gerade die Staatsformen, die Nietzsche haßt - er war doch mit der antiken Staatslehre vertraut und zuletzt konservativ. Die Wertelosigkeit ist doch genau der Boden, der Hitler groß gemacht hat. Wo Werte nicht selbstgeschaffen sind, da kann eben alles Wert bekommen. Das meint er doch mit Nihilismus. 'Zwei Übertreibungen' schreibt Pascal irgendwo in den Pensees. Nur die Vernunft gelten lassen oder die Vernunft abschaffen wollen. Ich glaube nicht, daß Nietzsche Irrationlist ist, sondern schlicht Erkenntnistheoretiker. Auch Nietzsche kennt die Vernunft des Herzens! Mir scheint zuletzt Nietzsches entscheidende Frage die Frage nach dem eigenen Selbstverständnis zu sein. Warum liegt der Mensch in Ketten, wenn er doch frei sein könnte. Wer oder was verhindert das? Möglicherweise wir selbst? Am meisten an Nietzsche stört mich auch die Verwendung mancher Begriffe, die Mißverständnisse herausfordern müssen. Warum hat er, der doch Freund des Wortes war, hier gleichsam keine Sperren 'eingebaut'. Hier wäre doch Schopenhauer zu folgen, der sagt, daß man das philosophisch Tiefe in einfachen Worten sagen müsse. Dieser Purismus ist anläßlich des Hundertjährigen manchen Denker zu wünschen! Beitrag von Sybilla Camarena vom 06.09.2000 Der wunderbare Mensch und unschätzbare Philosoph, Friedrich Wilhelm Nietzsche, hat Recht behalten: Es werden ganz wenige sein – und bleiben –, die ihn verstehen. Wem es geschenkt ist, der darf beglückt wandern: frei und vergeistigt, aber an keinem Tag ohne Leid. Jedoch sind deren viel weniger als ach, so viele, die heute (und gestern und morgen) ihr akademisches Geschwafel besser für sich behalten sollten. Nun denn: jeder blamiert sich halt, so gut er eben kann... . – Für die ergötzliche Website über Friedrich Wilhelm Nietzsche sei – zugleich stellvetretend für andere – Herrn Walther von Herzen gedankt! Mit Gruß, Sybilla Camarena Email: S.Camarena@t-online.de Nietzsche zwischen Kult und Akademie von Jens Dechering, Leipzig (Beitrag vom 11. September 2000) Erster Zwischenruf: Zweiter Zwischenruf: Dritter Zwischenruf: Vierter Zwischenruf: Fünfter Zwischenruf: Sechster Zwischenruf: Siebter Zwischenruf: Beitrag vom Bernd Bruschke, Berlin, vom 15.09.2000 Schönen Dank für Ihren gelungen gestalteten und inhaltreichen Seiten. Der Besuch lohnt sich und man kann nur hoffen, daß es weitere schöne Einträge gibt. Nietzsche ist einer der großen Geistheroen, der einem viel geben kann, wenn man ihn sich "erkämpft". Die Anstrengung lohnt sich. Mit freundlichen Grüßen Das Du und die Vernunft bei Nietzsche von Helmut Walther, Nürnberg (Beitrag vom 22. September.2000) Nietzsche ein dialektischer Denker, gar in der Folge Hegels? Das läßt sich nun wohl in keiner Weise behaupten, denn Nietzsche setzt doch an die Stelle der Dialektik den Perspektivismus! Für Nietzsche gibt es keine (gar teleologisch notwendige) dialektische Höherentwicklung in der geschichtlichen Selbstauswicklung des "Geistes" im Wege der Hegelschen These, Antithese und Synthese – ganz im Gegenteil ist alles perspektivischer Wille zur Macht, und so kommt es für Nietzsche darauf an, daß sich die "besten Exemplare" durchsetzen, und zwar durchaus auf Kosten derjenigen "Viel-zu-Vielen", die dieser Durchsetzung im Wege stehen. Hier ist keinesfalls eine Dialektik des Ich-Du im Sinne des Feuerbachschen Tuismus, sondern die rücksichtslose Forderung nach dem "Genie", das allem Dasein erst seinen Sinn verbürge: Zarathustra und der Übermensch sind Nietzsches Bilder dafür. Und nun gar sein "Freundschaftskult" – Kult ist hier genau das richtige Wort, denn man hat schon immer dasjenige verehrt, was einem fehlt! Zieht sich nicht durch das ganze Leben Nietzsches eine Spur von Freundschaftsverlusten? Er zieht grundsätzlich die ja doch sehr fragwürdige "Pflicht seiner Aufgabe" den existentiell-mitmenschlichen Verhältnissen und damit jeder Freundschaft vor, opfert selbst die stärkste Beziehung zu Rohde, dem Jugendfreund, der ihn selbstlos und durchaus mit Gefahr für die eigene Karriere gegen Wilamowitz verteidigt hatte, wenn ihm dieser nicht auf seinen Wegen folgt! – und nur die geduldigsten wie Overbeck und Malwida von Meysenbug halten es bis zuletzt mit ihm aus ... Das "Du" Nietzsches ist nicht der real existierende Mensch, den er zum übergroßen Teil als "mißlungen" bzw. auf dem Weg in dieses "Mißlingen" verachtet – seien es "die Deutschen", "die Engländer", und eben überhaupt das "Heerdenthier". Er will auch gar nicht in und von seiner Gegenwart verstanden werden – lieber verlegt er noch sein "Wirken" in phantastische Zukünfte, in nachgeborene Generationen, die Schulen gründen werden, um seinen Zarathustra auszulegen ... Es wäre ihm ein Graus, wenn "Kreti und Pleti" ihn verstehen und noch mehr mißverstehen würden (was ja durchaus nachvollziehbar ist) – aber das ist eine ausdrücklich elitäre Haltung und damit der Gegensatz zu jedem Tuismus. Statt etwa wie Feuerbach die Bedeutung der Bildung für alle hervorzuheben, damit sie selbst ihre Befangenheit in falschen metaphysischen Projektionen aufzuheben vermöchten, überwindet Zarathustra zuletzt das Mitleid, damit nicht wegen des blanken Existenzwillens der im Ressentiment befangenen "Heerdenthiere" die "großen Exemplare" verhindert würden, denen allein sein prophetisches Zureden gilt. Sein Adressat ist also nicht der normale Mensch, sondern das künftige Genie, das er mit seiner Aufdeckungspsychologie aufreizen will – wobei aber nicht übersehen werden sollte, daß diese durchaus wirksame Ansprache an die Selbstbefreiung des Individuums – meines Erachtens das Beste an der ganzen Nietzscheschen Philosophie – vor allem einen Zweck hat: auf diese Weise befreit sich zu allererst das Individuum Nietzsche selbst! – und läßt uns daran in intimer Weise teilnehmen; deshalb sind bei ihm Leben und Werk so schwer zu trennen, weil beides untrennbar miteinander so verbunden ist, daß das Werk vor allem die Aufarbeitung der Nietzscheschen Existenzprobleme ist. Und da diese Probleme bei genügender Selbstreflektierung des Individuums sich am "Ende der Metaphysik" durchaus gleichen, liefert Nietzsche damit einen gültigen Weg bis an den Rand der Vernunft, den Beginn des Nihilismus – aber er überwindet ihn nicht! Auch er wird und ist nicht frei, etwa hin zu einer "freien Weisheit", wie sie ein Sokrates verkörpert (es hat wohl Einiges zu sagen, daß er alle Sokratik als das "Heerdenthierhafte" sieht!) – vielmehr ist in seiner realen Existenz viel Unfreiwilliges und der Gegensatz einer Übereinstimmung von Gedanke und Tat. Und noch mehr: sein Auftreten als Prophet bis hin zum Gedanken der Ewigen Wiederkunft des Gleichen wie auch der Duktus seiner Sprache – überall ist etwas Getrieben-Zwanghaftes enthalten. Warum? Für Nietzsche besteht die "Freiheit" in der Freisetzung des Dionysischen, des Rauschhaften, des "Raubbtierhaften" – das, wähnt er, sei die eigentliche Entwicklungsrichtung und jenes "Treubleiben", das einst die Griechen mit und seit Sokrates einschließlich des Christentums verfehlt hätten. Wollen und sollen wir uns wirklich diese Art "Freiheit" wünschen? Auf welcher Grundlage glaubt er dies wollen zu können? Auf der Basis seines falschen "Willens zur Macht", der eine krud einseitige und falsche Auslegung der Welt ist – und sehr wohl mit der Fichteschen Auffassung zusammengeht, daß das "Ich" die Welt setzt (welcher Gedanke denn auch heute noch im Konstruktivismus fröhliche Urstände feiert, der sich insoweit durchaus auch auf Nietzsche berufen kann und beruft). Diese Haltung Nietzsches ist bereits in "Über Wahrheit und Lüge im außermoralischen Sinne" sichtbar und setzt sich fort bis hin zu seiner Auffassung von den unbewußten "Willensatomen" im menschlichen Organismus, denen der reale Konnex zur Außenwelt völlig fehlt: alles ist Illusion, und deshalb komme alles darauf an, den besten und stärksten Illusionen zum Siege zu verhelfen, die sich im Genie verkörpern. Ausführlich ist dieser "blinde Atomismus" Nietzsches dargestellt in meiner Buchbesprechung Die Wiederentdeckung der Sinnlichkeit – Feuerbach und Nietzsche. Triebe und Gefühle führen für Nietzsche einen unbewußten Machtkampf im Individuum, zu denen sein Geist im Verhältnis eines reinen Vollzugsorgans stehe: Der Leib ist viel reicher als der Geist. Von Nietzsche zu behaupten, daß er die ethische Verantwortung des Einzelnen wünsche, um Katastrophen zu verhindern, und daß für ihn deshalb Politik einen zentralen Stellenwert einnehme, das scheint mir denn ein solches Spiel mit Worten und Sinnumkehrungen, wie sie Nietzsche selbst im gerade genannten Text "Über Wahrheit und Lüge ..." verurteilt. Wenn wir etwa heute in westlichen Demokratien von "Ethik" und "Politik" sprechen, so kommen diesen Begriffen damit ganz bestimmte Inhalte zu; Ethik etwa meint die Beachtung der Menschenwürde aller Menschen, und unter Politik verstehen wir den Versuch, ein möglichst friedfertiges Zusammenleben innerhalb der Staaten und der Staaten untereinander zu gewährleisten. Von all dem aber wollte Nietzsche genau das Gegenteil! Die Ethik des Abendlandes, wie sie sich aus der griechischen Philosophie seit den Sophisten, insbesondere aber der Troika Sokrates, Platon und Aristoteles (nämlich als Auswicklung der Vernunft selbst) herausbildete, ist für Nietzsche nichts anderes als "Heerdenmoral" – was auch soll bitteschön der dionysische Übermensch, dem es um den "Willen zur Macht" geht, mit der Menschenwürde der Viel-zu-Vielen anfangen? Und Politik, "große Politik", die beginnt für Nietzsche ja eigentlich ... erst mit Nietzsche! Er ist es, der die "großen Katastrophen" sieht, die er sich vor allem selbst auslösen sieht, er selbst will den Krieg bringen wie einst ein Jesus. Noch im Wahn läßt er Bismarck erschießen. Nietzsche will weder den Ordnungsstaat Hegels, in dem der Mensch recht eigentlich nur ein Rädchen im großen Gefüge ist, noch den Nationalstaat, in dem Beschänktheiten jeder Art den Ton angeben – nein, demgegenüber sieht er sich als "Europäer" (was ja nicht unbedingt falsch ist, wenn man an die geistige Verbundenheit Europas vorausgehender Jahrhunderte denkt); sein Urbild des Europäers aber ist ... Napoleon! Er will ein Europa nicht im Sinne des heutigen Politikbegriffs, sondern wieder im Sinne "großer Politik", das heißt, Europa ist hier kein Selbstzweck im Sinne eines friedlichen und kommunikativen Zusammenlebens der Menschen, sondern selbst nur wieder Mittel zum Zweck, Wille zur Macht, letztlich zur Weltherrschaft als Vorbedingung, um über "große Menschen" und deren Einwirken auf die Menschheit "das Leben zu erhöhen" – von hier führt eine direkte Verbindung zu den menschenverachtenden Auffassungen etwa eines Ernst Jünger, den selbst Helmut Kohl und Mitterand mit ihren Besuchen ehrten ... Es dürfte aus dem Gesagten klar geworden sein, welche "Vernunft des Herzens" Nietzsche im Gegensatz zu Pascal hegt – auch ist diesem Zusammenhang bereits ein eigener Artikel gewidmet: Nietzsche und Pascal – Inspiration und Transzendenz. Beide liegen, wie sich daraus ergibt, diametral auseinander – was sie verbindet, ist ihre Erkenntnis des Menschen in seiner Trieb-, Gefühls- und Verstandesbefangenheit, solange diese nicht vom Individuum reflektierend aufgelöst wird. Pascal ist vielmehr Kierkegaard nahe verwandt – beide gehen von der Angst aus, und beide setzen auf den unbedingten Glauben, um "frei" zu werden ... Angst war aber schon immer ein schlechter Ratgeber, und wenigstens in diese Falle ist Nietzsche nicht getappt. Er verweist das Individuum eben nicht auf ein metaphysisches Gegenüber (oder gar auf das "Nadelöhr" des leibhaft auf Erden wallenden Gottes wie Kierkegaard), er lehnt jede "ewige Seligkeit" ab – doch was er den Menschen dafür "schenken" will, werden diese nicht haben wollen, und zu Recht. Denn "der Mensch" ist für Nietzsche nicht der hier und heute real existierende Mensch – der ist vielmehr nur die Krankheit der Erde –, sondern "der Mensch", wie er "eigentlich" sein sollte (es war schon immer verräterisch, den Menschen anders haben zu wollen, als er ist! auch das ist ja noch Idealismus!), der sei erst noch hervorzubringen, indem er sich wieder auf seine Wurzeln besinne – das ist die Grundidee Nietzsches, die sich durch alle seine Werke zieht, von der Geburt der Tragödie bis in den Antichrist. Warum ist das so? Nietzsche hat den Menschen nicht verstanden, wie er ist, er verhält sich selbst genauso, wie er es anderen vorwirft: statt ihn zu erkennen, will er ihn lieber gleich umschaffen. Das eigentliche Freiwerden des Menschen aber wird darin bestehen, daß er sich erkennt als das was er ist, ohne sich (und vor allem andere!) umschaffen zu wollen. NIETZSCHE HABEN ODER MIT IHM WERDEN WOLLEN? Wer war zuerst – die Henne oder das Ei? Die Frage stellt sich hier nicht. Zuerst ist da stets der große Denker, das Genie in Wissenschaft, Dichtung, Musik – sein Werk gebiert die "Weisen" (oder "Waisen"?), die analysieren, selektieren und konstruieren – und schwupps! wissen sie und dozieren, wie das Genie beschaffen war. Hybris! Leben (nicht Haben, sondern Sein respektive Werden) ist, das Werk (bewundernd!) zu genießen, sich in die der Welt geschenkten Gedanken zu vertiefen, um sie stehenzulassen oder aufzunemen; Dichtung zu verinnerlichen als Impuls zum persönlichen Handeln wie Hesses "Stufen" und Zarathustras/Nietzsches Erkenntnisse; die Musik zu bewahren, um Lebensgefühl – ob Melancholie oder Freude – aus ihr zu schöpfen, anstatt sie zu analysieren. Man sieht und hört und denkt und fühlt nur mit dem Herzen gut. Und es kränkt der befremdliche Irrtum, wenn ein Hochbegabter mit seinem Werk verwechselt wird – wie zum Beispiel der Philosoph Friedrich Nietzsche. Warum müssen (vornehmlich deutsche) Menschen alles in Gut und Böse sortieren? Sezieren kann man bekanntlich erst, wenn des Leben gewichen ist. Nietzsche nahe zu kommen, heißt, ihn beim Spaziergang am Meer ins Herz zu nehmen und den geistigen Bezug zu ihm herzustellen. Ich kann Jesus oder Buddha oder Nietzsche im Wissen um ihre Gedanken aufnehmen, mich meditierend mit ihnen verbinden, im Geiste Zwiegespräche führen und wissen, daß ich Sinn meines Seins durch sie, in ihnen gefunden habe. Welch ein Reichtum! Und auf dieser Ebene finde ich mich mit ihnen zuletzt in einem Geist. Über die Menschen Jesus, Buddha, Nietzsche oder auch Beethoven und andere kann ich nicht urteilen, weil ich noch nicht 1000 Meilen in ihren Schuhen gelaufen bin. Und als Medienschaffende weiß ich, daß das (nicht nur virtuelle) Kreuz, an das große Geister geschlagen werden, aus dem Holz ihrer Werke gezimmert wurde. Email: S.Camarena@t-online.de Ein Heidenspaß oder: Lob des Absurden Beitrag zum neuen Röcken-Denkmal von Dr. Michael Schmidt-Salomon (Butzweiler) vom 16.11.2000 Internet: http://www.schmidt-salomon.de/ eMail: M.S.Salomon@t-online.de Sicherlich: Die diskriminierenden Absichten sind – auf den ersten Blick offensichtlich: Nietzsche soll als tragischer Verlierer präsentiert werden. Das Ganze erinnert ein wenig an den billigen Witz, den man sich in Nietzschehasser-Kreisen gerne erzählt: "Gott ist tot!" (Nietzsche) – "Nietzsche ist tot!" (Gott). So gesehen handelt es sich um eine billige Revanche an einem Philosophen, der sich gegen derlei Verunglimpfungen aus verständlichen Gründen nicht mehr wehren kann. Da übles Nachtreten nicht nur im Fußball mit einer roten Karte geahndet wird, verdient das Denkmal zunächst einmal die schlechtestmögliche Wertung: -9 Andererseits: Sieht man von den wahrscheinlich vorhandenen revanchistischen Absichten ab, so kann man meines Erachtens nicht verhehlen, dass das Denkmal auf seine Weise durchaus originell ist. Nietzsche, alias der "Gekreuzigte", alias "Dionysos", alias "Nur Narr" im nackten Wahnsinn vor dem eigenen Grab stehend das hat was! Es zeigt die Ohnmacht des mit dem Willen zur Macht ausgestatteten Menschen gegenüber der offensichtlichen, wenn auch immer wieder geleugneten Absurdität des menschlichen Lebens. Unser Leben hat bekanntlich nur ein vorgegebenes Ziel, den Tod. Alle Versuche, ihn zu überwinden, scheitern zumindest auf lange Sicht. An all die Individuen, die auf der Erde wandelten, ja, an unsere gesamte Spezies, wird sich spätestens in einigen Millionen Jahren – wahrscheinlich aber schon früher – niemand mehr erinnern können. Alle Hoffnungen und Ängste, Religionen, Blasphemien und Philosophien werden ausgelöscht sein. Für alle Zeiten. Unwiederbringlich. Wer sich auf dieses Faktum einlässt, den befällt mit Camus das Gefühl des Absurden. Messerschmidt hat – ob nun gewollt oder nicht – dieses Gefühl des Absurden in eine adäquate künstlerische Form gegossen. Hierfür verdient er die künstlerische Traumnote +9. Da +9 + -9 nach Adam Riese Null ergibt, lautet das Endergebnis: 0 Punkte. Unentschieden. Im Fußball wäre nun eine Verlängerung notwendig. So auch in diesem Fall. Das Endergebnis wird davon abhängen, ob Künstler und Auftraggeber im Falle Nietzsche nur übel nachtreten wollten oder ob ihnen die subversive Botschaft des Kunstwerks bewusst war. Sollte letzteres der Fall sein, haben sie ein verhängnisvolles Eigentor geschossen. Dem alten Nietzsche hätte dies einen Heidenspaß gemacht.... (Nebenbei: Ist es nicht interessant, dass anscheinend nur Heiden Spaß haben? Von einem "Christenspaß" wird zumindest im Duden nicht berichtet...) Beitrag zum neuen Röcken-Denkmal von Joachim Goetz (Nürnberg) vom 23.11.2000
Die Tragik und Komik des Lebens macht auch vor Friedrich Nietzsche nicht halt: Ein Baby hat seiner Mutter mehr Willen entgegenzusetzen als er in den letzten Jahren seines Lebens seiner Mutter gegenüber. Beitrag zum neuen Röcken-Denkmal von Manfred Klein (Gießen) vom 12.01.2001
Ich bin der Meinung, dass man einen Lieblings-Philosophen eigentlich nicht haben kann, obwohl mich Nietzsche schon fasziniert. Natürlich gibt es Meinungen von Nietzsche, die vordergründig und flüchtig gelesen vielleicht keinen Sinn ergeben, oder sogar völlig unsinnig sind. Man muss sehr tief in seine Werke eindringen, um sie einigermaßen zu verstehen. Nietzsches Philosophie betrachte ich mehr als ein Unterwegs-sein denn als endgültige Aussage. Er lässt ja in der Tat auch vieles offen. Der Leser soll sich ja selbst finden, in dem er sich verliert, windet, sich an den Kopf fasst und dann... fällt. Hier begegnet er dem Weg, den er selbst gehen muss. Nietzsche bleibt meistens im Verborgenen. Seine Texte muss man, so finde ich, in zwei Ebenen sehen, und zwar die poetisch-schriftstellerische, die immer irgendwie wichtig erscheint, natürlich auch verbindlich, wie es scheint; aber in der zweiten Ebene gibt seine Philosophie Erkenntnismöglichkeiten (hier ist N eher skeptisch), auch der Begriff der Wahrheit, der nach Nietzsche eigentlich nicht fassbar ist. Aber ihn interessieren auch Fragen des Problems der Willensfreiheit: Der Wille, der etwas "compliciertes" ist, wie er sagt. Man sollte sich intensiv mit Nietzsche beschäftigen, bevor man ihn an Sätzen wie "Gott ist todt." festmacht. Und vielleicht auch am Begriff des Übermenschen! Dabei kann es passieren, dass man den Autor besser versteht, als er sich selbst verstand, wie Kant sagte. Es könnte den Übermenschen ja evtl. in Zukunft geben, wenn es möglich ist das "Beste" zu klonen. Nach dieser Ausführung folgt zwangsläufig eine Verwerfung dieses albernen Nietzsche-Denkmals. Beitrag von jek (Bremen) vom 15.02.2001
Was soll bitteschön ein Denkmal für den Philosophen des Hammers? Muss wieder eine Tafel zerschlagen werden, um dem Zerschläger jener näher zu kommen? Absurd! Beitrag von Imre Bártfai (Ungarn) vom 22.02.2001
Meine Meinung zu Nietzsche: Meine Deutsch-Kentnisse sind nicht sehr groß und nicht weit genug, um alles zu sagen, was in meinem Herzen öber diesen Philosophen ist. Nietzsche war der unpoetische Poet, der Künstler, der nicht länger Künstler sein konnte, der Prophet, der alle Religion haßt, mit seinem Worte zu sagen: Zu Menschliches – allzu Menschliches. Er war der erste bewußte Held. Ein Mann, der wahnsinnig werden musste mit dieser Not, das Wissen zu erlangen, und damit ewig zu leben – mit dem Tod. Ein Mann mit Paradoxen, ein Mann: der Erlöser der Menschheit. Nur er konnte die Menschheit erlösen, nur als der Mann, der schuldlos ohne Glauben war. Und wo es kein Schuld gibt, dort gibt es Erlösung. Die Menschheit muß keine Schuld, keine Angst, keinen Missverstand haben, und wenn die Zeit für die Menschheit gekommen ist, frei zu werden, dann wird keine Notwendigkeit für Religion mehr da sein. Oder doch? Sie können weiter predigen, über eine andre Welt oder über den Tod, es ist nicht wichtig. Ich denke, der edelmütige Dionysos kann nicht gegen die christlichen unmenschlichen Propheten verlieren. Ich wähle Wissen und Schönheit anstatt Leid und Torheit. Das ist ein menschliche Wahl -- allzu menschlich für die Christen. Beitrag von Andi vom 20.06.2001 Nietzsches Philosophie ist aktueller denn je. Dieses Denkmal wirkt auf mich wie eine lächerliche Racheaktion der Kirche. Einen so mißverstandenen, tragischen und einsamen Menschen nun noch ins Lächerliche zu ziehen muß nun wirklich nicht sein. Es zeugt mal wieder davon, was "das Volk" aus den Größten die es hervorbringt macht, immer wieder macht. Schon allein, dass man ihn christlich bestattet hat. Traurig. Auf Wunsch gelöscht 18.11.2007 Beitrag von Dr. Bodo Krug aus Gera, Thüringen vom 08.08.2001
Werter Herr Walther, Mit freundl. Grüßen aus Thüringen Beitrag von Roman Arendt aus Fintel, Deutschland, vom 07.09.2001
Ich als gläubiger Christ kann Ihnen nur sagen, dass Nietzsche keine wirklich wahren Sachen über Gott und Jesus sagen konnte. Er hat ihn nie wirklich erfahren und als Empiriker kann ich ihnen sagen, dass man nur wahre Erkenntnis über Dinge erlangen kann, wenn man sie auch erfahren hat. Trotz allem hat Nietzsche auch, wie ich finde, sehr interessante Dinge geschrieben ("Der Fall Wagner"). Kurze Anmerkung (H. Walther): Reichliche christliche Erfahrung wird man Nietzsche als Pfarrer- und Pfarrhauskind wohl kaum absprechen können – lesen Sie etwa seinen Text "Mein Leben" von 1858, bevor er nach Pforta ging (s. "Jugend" und "Musik"). Manche sprechen insofern gar von einer "ekklesiogenen Neurose" bei ihm. Soweit würde ich zwar nicht gehen, jedoch sehe ich Nietzsche durchaus als "religiöse Natur", dem spätestens im Alter von 17 Jahren (1862) nach der Bekanntschaft mit Feuerbach zwar nicht das religiöse Moment, aber der "christliche Gott" abhanden gekommen ist (s. den Schluß von "Willensfreiheit und Fatum" unter "Werke"). Wie übrigens ausgerechnet der "Empiriker" "wahre Erkenntnis" über Gott erlangen kann, bleibt mir völlig schleierhaft, wenn spätestens seit der "negativen Theologie" Meister Eckeharts zutage liegt, daß "positive Aussagen", mithin eine "wahre Erkenntnis" Gottes im menschlichen Geist nicht möglich ist – von der Unmöglichkeit eines Gottesbeweises ganz zu schweigen. "Wirklich wahre Sachen über Gott und Jesus" kommen mithin immer aus dem Glauben, niemals aus der Erkenntnis, und schon gar nicht aus der empirischen (s.a. meinen Kommentar zur Enzyklika "Fides et Ratio"). Email von Rodrigo Borges de Faveri, Brasilien, Santa Catarina, vom 18.09. und 10.10.2001
Dear mr. walther, (10.10.2001) Dear Mr. Walther, Artikel der Nürnberger Nachrichten vom 13.12.2001 Email von Liu Haining, Nanjing, Jiangsu, China, vom 19.12.2001
Im Auftrag von zwei Verlagshaeusern habe ich "Lou Salome und ihr Leben" und "Nietzsches letzter Traum" uebersetzt. Ein Philosoph, der mich sehr beeindruckt hat. Email von Manuela Gumlich, Oranienburg, vom 30.01.2002
Ich bin noch nicht sehr lange am lesen Nietzsches Schriften und vielleicht auch noch sehr jung (also wenn Ihnen irgendwas infantil vorkommt, ist es das jugendliche Bedürfnis sich mitzuteilen). Aber die komplexität und vielfalt Nietzsches Schriften und Meinungen kommt der meinen gleich weshalb er eine für mich aufszuschauen würdigen Person in meinem Leben darstellt. Ich beschäftigte mich nie wirklich mit seiner Vergangenheit, was denke ich auch zweitrangig ist, aber das er christlich Bestattet wurde ärgert mich nun wirklich. Hat er sich nicht genug ins Zeug gelegt um seinen Unmut der Christlichen Religion mitzuteilen, das dies einfach übergangen wurde? Konnten die sich das nicht denken, das die Tatsache das er tod ist, für ihn Überschattet wurde von der Tatsache auch noch in deren Reihen zu liegen. Die haben echt Zynik die Verantwortlichen. Oder war es womöglich noch Rache an seiner Ungläubigkeit und der Mut dies zu äußern? Wie dem auch sei, bin ich jedesmal so sehr beeindruckt, von der vielfallt seiner Person, das es ja nicht Absehbar war, das sein Geist irgendwann aufgab. Zu viele Geistige Ergüsse machen wohl wirr. Ein bisschen primitivität hätte er sich bewahren sollen, wie es die Natur für uns ja eigendlich bestimmt hat. Er war kein Mensch mehr. Er war sein (geliebter) Übermensch. Vielleicht wollte er mal ganz versteckt auf seinen für sich gedachten Rang aufmerksam machen. Ein schönes Leben noch. Tata Email von Gerd Schnatterbeck, Freiberg/BW, vom 01.03.2002
friedrich nietzsche hat mir in mehrfacher hinsicht das leben gerettet! ich schätze, daß einfach viele ihn nicht bis überhaupt nicht verstehen. dazu kommen berge teilweiser verwirrender natur, die sich bestimmend auf die urteilskraft einiger, gern unzeitgemäß gewesener zeitgenossen auswirkt. zur entlastung ihrer läßt sich sagen, daß sie eh schon geistig tot sind, ehe sie irgendeinen müll produzieren. beweise gibt es keine. nichts ist wahr alles ist erlaubt. Email von John-Charles Cary, vom 08.03.2002
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studying Nietzsche for years and have only now started learning German so
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English-speakers. Email von Ingrid Schwaegermann aus Edmonton, Kanada, vom 18.03.2002
Was mich an Liu Hainings Beitrag beeindruckt hat, ist die Tatsache, dass zwei Nietzsche betreffende Werke in eine der chinesischen Sprachen übersetzt wurden! Email von PD Dr. Reinhard Weber, Marburg, vom 29.03.2002
Eine mit so viel Aufwand und Mühe erstellte Nietzsche-Seite ist mir noch nicht begegnet,
auch wenn ich erst Gelegenheit hatte, nur sehr kurz hineinzuschauen. Ich zolle höchstes Lob, und werde mich
bald einmal näher mit dem Inhalt befassen. Einstweilen Glückwunsch und Dank. Email von Marianne Werner, 24796 Bredenbek, vom 14.04.2002
Friedrich Nietzsche war einer der größten philosophischen Denker unserer Zeit.
Er wird auch heute noch von den meisten verdammt und mißverstanden. Alles spricht gegen ihn und doch war sein Geist
groß und einmalig. Seine Wahrheiten sind von seltsamer Größe. Er besaß großen Mut, die Dinge beim richtigen Namen zu nennen.
Er war wohl der einsamste Mensch. Ich hoffe sehr, daß eine Zeit kommt, wo man die wahre Größe Nietzsches erkennt, ihn versteht.
Email von Oscar Biedermann, CH 5313 Klingnau/Schweiz, vom 10.06.2002
Für mich ist f. nietzsche ein philosoph, ein großatiger tiefenpsychologe, ein menschenkenner von großartigem format und ein prophet, der das 20.igste jahrhundert wie kein anderer vorausgesehen hat. seine leistung ist vor allem, dass er konsequent gedacht hat und keine kompromisse gemacht hat. er untersuchte alle aspekte des lebens, hat die moralinsauren heuchler entlarvt, auch wenn er sich damit fast das ganze damalige bildungsbürgertum zum feind gemacht hat. Email von Bernd Volkhardt, Berlin, vom 23.09.2002
Für mich ist F. Nietzsche der größte Philosoph, den dieses Land hervorgebracht hat. Gerade das, was oft verächtlich gemeint, als Lebensphilosophie beschrieben wird, macht m. E. sein Größe aus. Auch dass er ein Dichterphilosoph war, spricht dafür! Die Umwertung aller Werte steht (nach wie vor) an. Die Kritik an der verfaulten bürgerlichen Gesellschaft ist nach wie vor höchst aktuell. Der Freie Geist und die Lehren des Zarathustra zu erstreben! Email von Rupert Schröter, Werder (Havel), vom 28.11.2002
Zu Herrn Arendt - leider sehr verspätet, weil ich erst jetzt auf diese Seiten gestoßen bin: Anmerkung (Helmut Walther): Email von Pamela Pfitzner, Eine mögliche in einem möglichen, vom 15.12.2002
Ich vermute, dass es sich mit Nietzsche so verhält wie mit allen, die wir groß sehen. Es wird geredet und geschrieben und gefachsimpelt, zerpflückt, seziert, verklausuliert, beschmiert, ein- und ausgestampft und über allem wabert das Damoklesschwert "War das nicht der mit dem Übermenschen, der Gott getötet hat? Und hat nicht Hitler..." Bedankt! Abgeschreckt durch Sekündärliteratur wagte ich mich bis jetzt nicht an F.N. heran, doch Eure Seite nahm mich überraschend freundlich auf. Natürlich habt Ihr eine Auswahl getroffen... aber wenigstens zitiert ihr IHN und nicht Professor Dr. von und zu und überhaupt Sauerbruch. Dafür danke! Information Philosophie Nr. 5 Dezember 2002 über diese Website (S. 175) Email von A. M. Biondo, St. Louis, Missouri - USA, vom 28.12.02
Dear Helmut Email von Antonio Foggi (Pisa, Italien), vom 02.02.2003
Sehr geherter Herr Walther, Herzliche Grüsse, Zum Gedicht "Vor Nietzsches Grab" von A. Foggi (italienisch, deutsch und englisch) gelangen Sie mit diesem Link. Email von Carmen Asano (Tokyo/Japan), vom 16.02.2003
Der Versuch, jeder Versuch, Nietzsche begrifflich zu erklären, muss fehlschlagen. Er lässt sich nicht in Grenzen stecken, in Schubladen und schon gar nicht in Systeme. Sein ganz persönliches, von ihm gehütetes, schöpferisches Chaos ist es, das ihn auf jedem Stern daheim sein lässt, nur nicht in den Kategorien der Menschen. Am ehesten würde man Nietzsche vielleicht entsprechen, wenn man ihn tanzen würde. In einem Tanz ohne Grenzen, nur Hingabe, eine Brücke zum Himmel, Freiheit. Ein Tanz des Ja-Sagens, auch zu allem Leid, seine eigene Hymne an das Leben. Diesen Tanz sollte man in der Natur tanzen, in der Luft, die sein Zarathustra atmete, in der klaren, dünnen Luft hoch oben im Gebirge. Allein. Und nicht gesehen. Betreffend das Nietzsche-Denkmal in Röcken möchte ich F. Nietzsche selbst sprechen lassen: Was ist Dir das Menschlichste? - JEMANDEM SCHAM ERSPAREN Gästebuch-Eintrag von Martin Katte, vom 22.04.2003
hallo Herr Walther, Gästebuch-Eintrag von Ingrid Schwaegermann (Edmonton, Kanada), vom 12.05.2003
Beide neuen Beiträge zum Thema Nietzsche und Ortlepp sind sehr zu begrüßen! Email von Maximilian Zech (Braunschweig) vom 03.08.2003
Welche Schande leisteten sich die Politiker, die dieses grausame Werk zuließen? Was vollbrachte jener "Künstler" für eine grausame Tat? Was war mit dem Volk, den einfachen Menschen, die dies Unglück zulassen? Haben denn nun die Menschen in unserem Staat gänzlich jedes Bewusstsein für die Historie ihres eigenen Landes aufgegeben? Wo leben wir, dass am Grabe eines der größten Philosophen der Menschheitsgeschichte jener selbst nackt mit einer Sonnenbrille und einem Hut, welcher seine Geschlechtsteile verbirgt, mehrfach aufgestellt wird? Dieses abscheuliche Gebilde spiegelt den Geist unserer ach so oft perversen Zeit wieder, welcher hier sehr gut zum Vorscheine kommt. Man hätte ihn als große Statue aufstellen lassen sollen, welche all seine Größe widerspiegelt, doch den großen Denker Friedrich Nietzsche mit solch einem Trauerspiel der modernen Kunst zu umgeben, grenzt an Blasphemie. Ich denke, wir können hier gut eigene Antipathien des "Künstlers" oder auch seinen eigenen schlechten Geschmack erkennen, welcher jedoch nicht einfach so auf die Menschheit losgelassen werden sollte. Kurzum rufe ich die Bürger der ganzen Nation, auf den großen Geist dieses Menschen zu ehren und ihn nicht zu verspotten. Nach seinem Tode soll ihm doch wenigstens etwas Gerechtigkeit zu Gnade kommen. Also sollten wir eine Kampagne gegen diese "Kunst" unternehmen und man müsste die Verantwortlichen für jenes zur Verantwortung ziehen. Seid stolz auf die Großen, die unser Land hervorgebracht hat und ehret sie und schändet sie nicht noch nach ihrem Tode durch solch eine Verunstaltung! Email von Frank J. Reede vom 04.08.2003
Hallo Herr Walter, In dem Sinne. Email von Karel Reckers (Hasselt/Belgien) vom 25.09.2003
Nietzsche ist, glube ich, ein von die bedudenste philosophe des 20e jarhr hunderd. Und fur 21 jahr hunderd uch. Email von Antonio Foggi (Pisa, Italien), vom 08.10.2003
"Der dritte Punkt, der mich an Nietzsche stört ..., ist, daß er mit seiner Philosophie doch arg im Elfenbeinturm sitzt. Dagegen ist nichts zu sagen, solange man sich dieses Elfenbeinturms noch bewußt ist, aber dieses Bewußtsein scheint bei Nietzsche nicht immer klar vorhanden gewesen zu sein." Lieber Herr Walther, wie Sie sehen, bei mir ist es jetzt so, das ich persönlich keine recht guten Ideen mehr habe. Also muss ich mich auf die Ideen eines anderen stützen. Ich weiß, vielleicht hätten Sie lieber ein Gedichtlein von mir hören wollen als so einen "gelehrten" Urteilsversuch über Nietzsches Werk. Aber, wissen Sie, Mit meinen herzlichsten Grüßen aus Italien. Viel Gutes, Herr Walther. Antonio Foggi. Hakan Han (Türkei) vom 27.02.2005
Meine Meinung zu Nietzsche: Ich denke, dass Gott tot ist, nicht, dass er gestorben ist, sondern dass er noch nicht geboren ist, wie auch der Übermensch noch nicht gekommen ist...
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