Naumburg und Nietzsche


Da sich die Stadt Naumburg nunmehr auch mehr und mehr "ihres größten Sohnes" besinnt, ist es an der Zeit, der Stadt von Nietzsches Jugend und seiner letzten Jahre in der Pflege der Mutter eine eigene Seite zu widmen. Dies umso mehr, als zu Nietzsches Geburtstag am 15. Oktober 2007 auf dem Holzmarkt zu seinen Ehren ein Denkmal eingeweiht wurde, das ich Ihnen hier zeigen möchte.
Neben aktuellen Ausstellungen im Nietzsche-Haus Naumburg und im Dokumentationszentrum wird die Planung und Eröffnung des neuen Domuentationszentrums in Naumburg vorgestellt.



Neue Dauer-Ausstellung 2024 im Nietzsche-Haus: "Nietzsche 1,2,3 ..."

Sowohl das Nietzsche-Haus selbst wie auch die Mitteldeutsche Zeitung kündigen die am 13.04.2024 eröffnete neue Daueraustellung auf ihren Internetseiten an; hier der Link zum Nietzsche-Haus.
Recht ausführlich (auch mit Fotos) stellt die Mitteldeutsche Zeitung die neue Dauer-Ausstellung vor; auch hier der entsprechende Link zur MZ.



Aktuelle Ausstellung vom 16. Mai 2015 bis 31. März 2016 im Nietzsche-Haus Naumburg:
"Nietzsche: deutsch?" oder: Was den Deutschen abgeht

Das Nietzsche-Haus Naumburg stellt die Ausstellung auf seiner Webseite vor:
" Woran liegt es, daß der im Ausland meistgelesene deutsche Philosoph unter uns noch immer ein Fremdkörper ist?
Die Ausstellung „Nietzsche: deutsch?“ geht dieser Frage in drei Räumen nach. Sie erinnert daran, wie Nietzsche die verspätete Nationalstaatsgründung mit dem Kaiserreich seit 1871 erlebt hat, zeigt, welche Antworten sein Werk darauf gab, wie es von „den“ Deutschen bis 1989 vereinnahmt oder verdammt wurde und versucht kurz und knapp eine erste Bilanz der vermeintlichen Nietzsche-Renaissance im wiedervereinten Deutschland der vergangenen 25 Jahre.

Die Thüringer Allgemeine hat sich die Ausstellung schon einmal angesehen, und Lavinia Meier-Ewert berichtet unter dem Titel Nietzsche und das „deutsche Hornvieh“ – eine Ausstellung in der Ausgabe vom 22.07.2015 unter anderem:
"Dwars geht es um etwas anderes: Zu zeigen, wie ambivalent das Verhältnis des Philosophen zu den Deutschen war und umgekehrt: wie er sie verdammte und sie ihn vereinnahmten."
"Was Dwars aber in seiner Bestandsaufnahme der Nachwende-Zeit konstatiert, klingt vernichtend: Die Nietzsche-Konjunktur brummt: Noch nie seien so viele Bücher über ihn geschrieben worden wie in den vergangenen 25 Jahren. Rasch gründeten sich im deutschen Osten Gesellschaft, Dokumentationszentrum und das Weimarer Kolleg samt Stipendiaten-Programm."
"Und das Ergebnis? Nietzsche ist so zahnlos wie nie, schlussfolgert Dwars. In die Gedenkstätten strömten Gäste aus der Welt – den Deutschen bleibe er fremd. Die Widersprüche in seinem Denken, die ihn für die Nazis zu stachelig machten, könnten wir uns heute zu eigen machen, sagt Dwars. Stattdessen werde er glattgebügelt, 'weißgewaschen von jeder Schuld, jeder Mitverantwortung für seine fragwürdigsten Gedanken.'"
"'Warum reflektieren wir nicht, dass Nietzsche ein Feind der Frauen- und Menschenrechte war?', fragt Dwars. 'Der wäre heute verfassungsfeindlich – aber wir feiern ihn nur.'"

Lesen Sie den gesamten Artikel bei der Thüringer Allgemeinen.



Aktuelle Ausstellung vom 10.05.2014 - 31.03.2015 im Nietzsche-Haus Naumburg:
"… ich verspreche ein tragisches Zeitalter" - Nietzsche / Expressionismus / Weltkrieg



Die von Dr. Jens-Fietje Dwars (Jena) kuratierte diesjährige Ausstellung im Nietzsche-Haus Naumburg wird wie folgt vorgestellt (Auszug):
"Ich verspreche ein tragisches Zeitalter", schrieb Nietzsche 1888 in "Ecce Homo", seiner letzten Autobiografie: es werde "Kriege geben, wie es noch keine auf Erden gegeben hat." Ein Vierteljahrhundert später zogen auch die Expressionisten mit Nietzsches "Zarathustra" im Gepäck in den Großen Krieg. Sie hatten ihn geradezu herbeigesehnt, wie der junge Johannes R. Becher in seinem Gedicht "Beengung" vor 1914: "Was sollen wir noch? Die Welt wird zu enge. / Der Polizei gelingen unglaubliche Fänge. (...) / Wir horchen auf wilder Trompetdonner Stöße / Und wünschten herbei einen großen Weltkrieg." Mehr noch: in ihrer Kunst nahmen die Expressionisten die Zerstörung der überkommenen Welt vorweg, indem sie in der Dichtung, der Malerei und Musik bis dahin gültige Ordnungen sprengten. Und dies nicht nur in Deutschland, sondern auch in Frankreich, Italien und Russland, oft unter Berufung auf Nietzsche, der die Schaffenden zum Zerbrechen alter Tafeln ermutigte.
... Wenn wir Nietzsche und die Kunst der Moderne als Blitze, als Wetterleuchten der "Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts" begreifen, und den Weltkrieg als ihren Donner, so fragt sich, was in diesen drei Phänomenen eigentlich zutage tritt? Welches Gewitter, welche Spannung verbirgt sich dahinter und zieht uns noch immer in ihren Bann?

Lesen Sie den gesamten Text des Nietzsche-Hauses hier im Internet.
Weiter steht ein Bericht der Mitteldeutschen Zeitung vom 23.05.2014 unter dem Titel "Zarathustra in Stahlgewittern der Kriege" zur Verfügung.

Unter dem Titel "Krieger mit dem saurem Gesicht - Jenaer kuratiert Nietzsche-Ausstellung" berichtet die Ostthüringer Zeitung vom 7.8.2014:
Mit "Zarathustra" in den Großen Krieg - für das Nietzschehaus Naumburg hat der Jenaer Literaturwissenschaftler Jens-Fitje Dwars die Ausstellung "Nietzsche. Expressionismus. Weltkrieg" kuratiert.
Näheres finden Sie hier bei der Ostthüringer Zeitung!




Ausstellungstrilogie VERSTEHEN ZU VERSTEHEN - Kunst zu Nietzsche und Wittgenstein
im Nietzsche Dokumentationszentrum Naumburg vom 17. April bis 14. Dezember 2014

Von April bis Dezember 2014 findet aus Anlass des 170. Geburtstags von Friedrich Nietzsche das dreiteilige Ausstellungsprojekt "VERSTEHEN ZU VERSTEHEN – Kunst zu Nietzsche und Wittgenstein" statt. In diesem Projekt arbeitet Hans­Peter Klie als Künstlerkurator mit der Kunstwissenschaftlerin Barbara Straka als konzeptioneller Beraterin zusammen. Er hat für diese Reihe von drei Einzelpräsentationen noch Martin von Ostrowski und Susanne Pomrehn gewonnen. Es gelingt so, drei sehr unterschiedliche künstlerische Positionen und Perspektiven auf die beiden Philosophen zusammenzuführen. Für jede Ausstellung werden spezielle Arbeiten erschaffen, die sich mit jeweils anderem Fokus auf die Philosophenpersönlichkeiten, auf ihre geistigen Bezugspersonen, den Ausstellungsort und seine Geschichte beziehen – sowie die spezifischen denkerischen Eigenarten und ihr existenzielles Sein thematisieren.
Hier können Sie die gesamte Presse-Information einsehen.

Die Arbeiten und Termine im Einzelnen:

  • Hans-Peter Klie (Ausstellung „WIR METAPHYSIKER“, 17.4.–9.7.2014)
  • Martin von Ostrowski (Ausstellung „KOPFMUSTER“, 24.7.–24.9.2014)
  • Susanne Pomrehn (Ausstellung „IN BETWEEN“ 09.10.–14.12.2014)



Ausstellung vom 22.04.-31.10.2012 im Nietzsche-Haus Naumburg:
Lous Knopf und andere Pretiosen aus dem geheimen Kabinett des Dr. Nietzsche

Das Nietzsche-Haus kündigt auf seiner Homepage die Ausstellung an wie folgt:
Wenn Museumspilger finden, was sie suchen, erleben sie Höhepunkte, von denen uns die Gästebücher berichten. Mit der vielbeschworenen kritischer Erkenntnis hat das wenig zu tun, die wirkt, als Belehrung, enttäuschend und erregt Widerwillen. Wird jedoch die Kritik als Spiel mit der echten oder vermeintlichen Aura der Dinge praktiziert, dann lädt sie zur Einübung von Distanz ein. Nietzsches Biographie eignet sich als Rahmenhandlung für solche Überlegungen besonders gut, weil Nietzsche sich selbst halb als Kritiker aller bisherigen Religion, halb als Prophet und Stifter eines neuen Glaubens verstand und aufführte, sein Leben und Schreiben inszenierte.
Unsere Ausstellung zeigt Dinge, die von uns mit diesem Leben und Schreiben verbunden werden, und erzählt Geschichten, die sich sodann in ihnen sinnlich offenbaren. Im Stil einer Wunderkammer werden sie ästhetisiert und mit Bedeutung aufgeladen, die in ihrer Überspitzung zugleich dazu auffordert, sie in veränderter Perspektive wahrzunehmen, d.h. ihre per se sprachlose körperliche Existenz mit den angebotenen Bedeutungs-Zuschreibungen in Beziehung zu setzen und daraus - durchaus augenzwinkernd - neue Erzählungen zu gewinnen. Fiktion und Historie stellen sich so gegenseitig in Frage, was ist "echt", was ist "falsch"?

Helga Heilig schreibt in der Mitteldeutschen Zeitung vom 22.04.12 unter dem Titel "Des Denkers allerletztes Hemd" unter anderem dazu:
Diese Exposition provoziert und spaltet offensichtlich die Geister, aber das ist wahrscheinlich durchaus gewollt. Wer sich auf diese ungewöhnliche, und wohl einzigartige Präsentation einlässt, muss sich zwangsläufig mit "Glaubensfragen" auseinandersetzen. Etwa der, warum die Menschen so stark an "authentischen" Ausstellungsstücken interessiert sind. Kurator Jens F. Dwars versuchte während der Ausstellungseröffnung am Sonnabend darauf eine Antwort zu finden. Reliquien oder Preziosen vermittelten eine sinnliche Gewissheit, die Gewissheit "alles ist wahr und echt, alles ist gelogen zugleich", so umriss Dwars das, was in dieser Sonderausstellung zu sehen ist. Der Leiter der städtischen Museen, Siegfried Wagner, erläuterte, wie es zur Idee für die Exposition kam. Ein Großteil der Besucher vermisse in der Dauerausstellung "handfeste" Dinge des Alltags, die den großen Philosophen umgeben haben, oder die er einst genutzt hat.
... "In unmittelbarer Nähe von Objekten, die einst Nietzsche besessen hat, wollen Besucher eine Teilhabe von seinem Geist erfahren", erklärte Wagner. Nun wird diesen Wünschen, wenn auch in einer außergewöhnlich ironischen Art und Weise, Rechnung getragen. Eine Flussbarbe, die nachweislich 1890 konserviert wurde, ein Hut, Hammer und Sichel, ein Stein, Zylinder und Anzug, Zinnsoldaten oder (welch Blasphemie!) ein Tuch, auf dem er sein Konterfei hinterlassen hat - zu all den ausgestellten Dingen werden auf nebenstehenden Schautafeln ernsthaft Geschichten erzählt. Sie erscheinen abstrus, könnten aber auch wahr sei. Und spätestens am Ende des Rundgangs, wenn die Kopie eines Berichts von Stasi-Hauptmann Wilhelm aus dem Jahr 1988 präsentiert wird, und man Nietzsches Stöhnen zu hören bekommt, wird das Nachdenken über Reliquien und deren magische Anziehungskraft geradezu Pflicht. Diese Pflicht könnte jedoch auch - je nach Sichtweise des Betrachters - zur reinen Freude werden.



Virtueller Spaziergang durch und Rundblick über Naumburg (Juli 2011):

"Naumburg im 360-Grad-Rundblick: Ab Mittwoch präsentiert das Naumburger Tageblatt / Mitteldeutsche Zeitung auf seiner Internetseite einen virtuellen Stadtrundgang der Extraklasse. Über 60 Panoramabilder von Naumburger Sehenswürdigkeiten sind dort ebenso zu finden wie Panoramaaufnahmen von Firmen, Fachgeschäften und Institutionen. Dabei ermöglicht die Königsklasse der Fotografie dem Betrachter nicht nur imposante Blicke auf die historischen Gebäudeensembles, sondern nimmt ihn auch in etliche mit hinein. Hinzu kommen Luft- und Nachtaufnahmen."
Sehr gelungene Ansichten von Naumburger Sehenswürdigkeiten, leicht zu bedienen - unbedingt ansehen! Zum Beispiel auch das Nietzsche-Haus und das neue Dokumentationszentrum!



Ausstellung vom 11.04.-30.10.2010 im Nietzsche-Haus Naumburg:
Gott ist tot. Antichrist oder Gottsucher? Nietzsche zwischen Kritik und Prophetie

"Gott ist tot“ lautet die wohl meist zitierte und oft missverstandene Botschaft Nietzsches, der sich selbst zuletzt als „Antichrist“ verstand. Andere, wie Lou von Salomé, sahen in ihm einen Religionsstifter, für Karl Jaspers war Nietzsches Aufbäumen gegen den Glauben seiner Zeit Ausdruck einer verborgenen Christlichkeit, für Ernst Bertram war er gar ein „zweiter Christus“, der die zerreißenden Widersprüche der Vernunft für die Menschheit „auf sich“ nahm und bis zum Wahnsinn zu Ende gedacht hat.
Heute wird der radikale Kritiker nicht nur von christlicher Seite als Gottsucher interpretiert: einer, der auf der Suche nach der Wahrheit des Christentums war und im Gegensatz zu den Frömmlern seiner Zeit keine Lüge vor Gott gelten ließ. Für wieder andere zeigt sich in Nietzsche die Hybris des aufgeklärten, sich wahnhaft selbst übersteigenden Menschen ...
Die Ausstellung lädt dazu ein, Nietzsches unerledigte Fragen wahrzunehmen. Sie erkundet, wie aus dem "kleinen Pastor", wie Nietzsche von seinen Mitschülern in Naumburg genannt wurde, der selbsterklärte "Antichrist" werden konnte, wie sein Satz "Gott ist tot" seit 125 Jahren gewirkt hat und welche Kraft er heute noch hat: Kraft zur Provokation, zum Eingedenken, zur Besinnung – und zu souveräner Selbstverortung der Nachgeborenen.

Noch mehr dazu auf der Internet-Seite des Nietzsche-Hauses Naumburg ...

Auch die Mitteldeutsche Zeitung vom 11.04.2010 (Helga Heilig) berichtet über die Ausstellungseröffnung:
Der Kurator Fietje Dwars legte "den aufmerksam zuhörenden Gästen nahezu leidenschaftlich und ausführlich seine Überlegungen zum Thema dar. Dwars unternimmt den Versuch, aufzuzeigen, wie und warum ausgerechnet der Pfarrerssohn Friedrich Nietzsche, von seiner Mitschülern „der kleine Pastor“ genannt, nur wenige Jahrzehnte später den Tod Gottes proklamiert und er sich selbst letztlich als „Antichrist“ verstand. Dwars ist überzeugt, dass die Antwort in der Biografie Nietzsches zu finden ist."
Lesen Sie mehr bei der MZ ...

Herrn Brückl aus Bad Kösen verdanke ich es, dass ich Ihnen hier einige prägnante Fotos dieser aktuellen Ausstellung vorstellen kann:


Der gottesfürchtige Vater - und der "tolle Mensch" als Gottsucher


"Hat man mich verstanden? - Dionysos gegen den Gekreuzigten ..."



Ausstellung vom 30.03.-01.11.2009 im Nietzsche-Haus Naumburg:
Herrenmensch und Übermensch - Nietzsche im Schatten des Dritten Reiches

Eine Ausstellung zum Umgang mit dem Werk des Philosophen Friedrich Nietzsche (1844-1900) in der Zeit des Nationalsozialismus wurde in Naumburg am 29.03.2009 eröffnet. Unter dem Titel "Herrenmensch und Übermensch - Nietzsche im Schatten des Dritten Reiches" werden bis 1. November rund 30 Objekte ausgestellt. Unter anderem werden Bücher, Fotografien und bebilderte Texttafeln gezeigt.

Die Mitteldeutsche Zeitung vom 29.03.2009 berichtet über die Ausstellungseröffnung unter dem Titel "Unbequeme Fragen und viel Raum zum Denken". Jana Kainz schreibt über die von Jens-Fietje Dwars als Kurator eingerichtete Ausstellung:
Während der Stadtrat über diese praktischen Dinge philosophierte, stellte Dwars eine Ausstellung über den Philosophen zusammen, die es inhaltlich in sich hat. Dwars umschrieb das allgemeine Dilemma: Zum einen gelte es, den wortreichen Nietzsche, der neben Luther als zweiter Sprachneuerer gilt, wörtlich zu nehmen. Zum anderen komme man angesichts des "Heeres an Metaphern" aus dem Interpretieren nicht heraus. Alte Fragen sollen aus verschiedenen Perspektiven neu überdacht werden. Denn nachdem Nietzsche mit seinen Reden von "Rasse", "Zucht" und den "Übermenschen" lange als Stichwortgeber Hitlers galt, folgte eine Renaissance des Philosophen, seit der dies vergessen scheint. So stellt er mit seiner Schau Fragen wie: "Hat Nietzsche diese Weißwaschung nötig?" "Und sind wir nicht auf dem Wege, ihn selbst wieder zu fälschen, uns ein sauberes Bild von einem Kuschel-Nietzsche zurechtzuschwindeln, den man bei jeder Gelegenheit zitieren kann?"
In drei Räumen thematisiert die Biologisierung in Nietzsches Denken; die Instrumentalisierung des Philosophen im "Dritten Reich" und den nach 1945 einsetzenden Streit um Nietzsche als Präfaschisten. Was er bringe, auch in Form von Exponaten, sei nichts Neues. Ebenso gibt es keine Antworten. Vielmehr soll die Schau Fragen stellen - unbequeme. Daher tritt der Besucher zwar noch nicht sehr viel gescheiter, aber viel nachdenklicher wieder auf die Straße.
Zu sehen ist die Ausstellung bis zum 1. November.


Nietzsche auf der Anklagebank in Nürnberg - Foto: Hans Brückl

Den gesamten Bericht finden Sie hier im Internet.
Unter dem Titel "Was den Herrenmenschen am Übermenschen gefiel" bringt das Naumburger Tagblatt vom 19.05.2009 eine ausführliche Besprechung der diesjährigen Ausstellung im Nietzsche-Haus von Günter Kowa.
Siehe zum Thema auch meinen Text: Der Wille zur Macht: Nietzsche-Rezeption 1939

Unter dem Titel "Nietzsche-Macht-Größe" findet die Ausstellung zum Nietzsche Kongress vom 27. bis 30.08.2009 in Naumburg statt. Näheres mit dem diesem Link!


Neues Nietzsche-Dokumentationszentrum in Naumburg geplant
Nietzsche-Stiftung in Naumburg gegründet


Nach einem Bericht der Mitteldeutschen Zeitung vom 08.02.2008 unter dem Titel: "Nietzsche-Zentrum: Nun kommt der Bau - 1,3 Millionen Euro Fördergelder für ein anspruchsvolles Projekt" (Redakteurin: HELGA HEILIG) ist der Bau eines neuen Dokumentationszentrums im Weingarten neben dem Nietzsche-Haus so gut wie sicher.


Foto: MZ, Torsten Biel

Bereits in den 90er Jahren erwarb die Stadt Naumburg für eine sechsstellige Summe eine Sammlung von Sekundärliteratur zu Friedrich Nietzsche in den USA. Dort befindet sich die Sammlung immer noch. Sie soll im Nietzsche-Dokumentationszentrum untergebracht werden.
Vor sieben Jahren sollte laut Vorstellungen der Planer der Bau des Nietzsche-Zentrums rund 3,5 Millionen Mark kosten. Entstehen soll ein Besucherempfang, Bibliothek und Vortrags- sowie Ausstellungsraum.

Ab dem 15. April sollen hinter dem Nietzsche-Haus bereits archäologische Unbersuchungen beginnen, so dass der erste Spatenstich wohl im August dieses Jahres erfolgen kann.

Der WochenSpiegel berichtet am 21.04.2008 vom Fortgang dieser Arbeiten:
Auch in das geplante Nietzsche-Dokumentationszentrum kommt Bewegung. Der künftige Bauplatz wurde bereits vom Wildwuchs befreit, die archäologischen Untersuchungen haben kürzlich begonnen. Zudem ist die Gründung einer Stiftung geplant, die langfristig das neu entstehende Dokumentationszentrum betreiben soll.

Die Mitteldeutsche Zeitung berichtet am 01.09.2008 in ihrer Druckausgabe wie im Internet über den Beginn der Bauarbeiten am neuen Dokumentationszentrum sowie über die am 07.09.2008 anstehende Gründung der Friedrich-Nietzsche-Stiftung, der die Betreibung der Gedenkstätte Röcken, des Nietzsche-Hauses in Naumburg und des neuen Nietzsche-Dokumentationszentrums übertragen werden soll. Bereits über 50 Stifter aus Deutschland und aller Welt haben Beiträge zu dieser Stiftung erbracht.
Die feierliche Gründungsversammlung der Friedrich-Nietzsche-Stiftung beginnt kommenden Sonntag, 07.09.2008 um 9 Uhr, im Naumburg-Haus. Nach der Begrüßung der Gäste wird Steffen Dietzsch (Berlin) einen Vortrag mit dem Titel "Zarathustra - Geist in geistloser Zeit" halten. Gegen 12 Uhr gibt Naumburgs Oberbürgermeister Bernward Küper einen Empfang. Dabei stellt sich das neu gewählte Direktorium und der Stiftungsrat der Friedrich-Nietzsche-Stiftung vor.

Die Mitteldeutsche Zeitung vom 05.09.2008 berichtet weiter, dass nunmehr die benötigten 50.000 € des vorgesehenen Kapitalstocks von 3 Mio. € beisammen seien. «Wir planen, dass wir das Gebäude im Frühjahr 2010 übergeben werden», sagt der Naumburger Oberbürgermeister Bernward Küper (CDU). Anfang Oktober sollen die Hochbauarbeiten beginnen. Die Kosten von rund drei Millionen Euro tragen die Kommune, das Land und zum überwiegenden Teil die Europäische Union. In einem Architekten-Wettbewerb gewann schon im Jahr 2001 der Entwurf des Weimarer Büros Kirchmeier Graw Brück.
Kernstück ist die von der Stadt Naumburg angekaufte Bibliothek des US-amerikanischen Germanisten Richard Frank Krummel. «Es ist die vermutlich größte private Sammlung zur Nietzsche-Rezeption im 20. Jahrhundert», sagt Eichberg. Seit 1946 habe Krummel rund 7000 Bände und unzählige Zeitungsartikel aus dem deutschsprachigen Raum zusammengetragen, die sich mit Leben und Werk des Philosophen auseinandersetzen.

Das Naumburger Tageblatt/Mitteldeutsche Zeitung vom 08.09.2008 berichtet über die Ergebnisse der Nietzsche-Tagung in Naumburg bom 5.-7. September 2008; danach wurde der Stiftungsrat der Friedrich-Nietzsche-Stiftung sowie dessen Direktorium gewählt. Vorsitzender des Direktoriums wurde Dr. Andreas Urs Sommer, dem weiter Prof. Dr. Renate Rescke und Ralf Eichberg angehören. Vorsitzender des Stiftungsrates ist der Naumburger Oberbürgermeister Bernward Küper, von dem vorgesehenen Stiftungskapital in Höhe von 3 Mio. € wurden von den bis jetzt beteiligten Stiftern aus aller Welt bereits 350.000.- € aufgebracht.

Die Mitteldeutsche Zeitung vom 07.10.2008 berichtet im Internet über den "Masterplan auf dem Weg von der Idee zur Umsetzung".

Die Mitteldeutsche Zeitung vom 22.10.2008 berichtet im Internet sowie in ihrer gedruckten Ausgabe über die Grundsteinlegung zum Dokumentationszentrum in Naumburg.

" ...Das Gebäude aus Holz und Glas wird Magazinräume sowie Platz für Ausstellungen und Lesungen bieten. Außerdem wird es Arbeitsräume für Wissenschaftler und Studenten sowie Büros geben. Kernstück ist die von der Stadt Naumburg für rund 150 000 Euro angekaufte Bibliothek des US-amerikanischen Germanisten Richard Frank Krummel. Seit 1946 hatte Krummel rund 7000 Bände, darunter wertvolle Erstausgaben von Nietzsches Werken sowie unzählige Zeitungsartikel über Nietzsche zusammengetragen."

"... Bis Ende Februar 2009 werden sie die Mauern des knapp drei Millionen teuren Gebäudes hochziehen. Finanziert wird es mit Geldern aus der Europäischen Union, dem Städtebau-Fördertopf des Bundes und des Landes Sachsen-Anhalt sowie einem Eigenanteil der Stadt."

Die Mitteldeutsche Zeitung vom 19.12.2008 bringt einen Überblick über den bisherigen Baufortschritt, aus dem man auch die genaue Lage des Dokuzentrums zum Nietzsche-Haus ersehen kann.


Ralf Eichberg in der Mitteldeutschen Zeitung vom 19.01.2009 über die Aufgaben des Dokuzemtrums:

Schaltzentrale des Geistes
Ralf Eichberg erläutert das Modell des Nietzsche-Zentrums. Drei Stockwerke soll der elegant geometrisch in Holz und Beton ausgeführte, von einer Glashülle gefasste Bau zählen. Das Archiv im Untergeschoss, darüber das Foyer mit Café und Laden, im ersten Obergeschoss Büros und Sonderausstellungen, ein Vortragssaal obenauf. 2,7 Millionen Euro kostet der öffentlich finanzierte Bau, der 2010 vollendet sein soll. Dieser ist der erste Nietzsche gewidmete Zweckbau nach der von 1937 bis 1939 von Paul Schultze-Naumburg angelegten, unvollendet gebliebenen Nietzsche-Gedächtnishalle in Weimar. Selbstverständlich sei der Neubau ein Glücksfall, bestätigt Eichberg. Künftig sollen von diesem Haus aus die regionalen Aktivitäten in Sachen Nietzsche gesteuert werden: die Arbeit der Museen und Gedenkstätten in Röcken, Naumburg und Schulpforte sowie die Vorhaben von Forschung und Bildung: Nietzsche-Kongresse, Nietzsche-Werkstatt Schulpforta, Jahrbuch für Nietzsche-Forschung, die Arbeit des Dokumentationszentrums. Die buchstäbliche Basis des Zentrums bildet die von 1946 an zusammengetragene Nietzsche-Sammlung des 1925 in Buffalo (New York) geborenen Germanisten Richard F. Krummel, die größte Privatsammlung zur Rezeption des Denkers, die sämtliche Druckwerke von und über Nietzsche bieten will. Von der Stadt Naumburg für 150 000 Euro angekauft, soll die Sammlung vor Ort nicht nur fortgeführt, sondern um Filme, Tonträger, Kunstwerke erweitert werden, ein unbedingt nützlicher Einsatz.


Stand der Bauarbeiten im August 2009

Verfolgen Sie den Baufortschritt auf der extra dafür geschaffenen Internet-Seite
Nietzsche-Dokumentationszentrum Naumburg
- ein Bautagebuch in Bildern -

09.01.2009: Bundeskulturstiftung fördert Nietzsche-Stiftung

FOCUS ONLINE weist am 05.08.2010 auf die am 14.10.2010 bevorstehende Eröffnung des Dokuzentrums hin und zitiert Ralf Eichberg: "Durch diese Sammlung kann man die gesamte Breite der Nietzsche-Rezeption im 20. Jahrhundert im deutschsprachigen Raum erfassen. Darin ist sie wohl einzigartig."
Hier der ganze Artikel mit einem Foto des fast fertigen Baus bei FOCUS ONLINE

Ein Höhepunkt ist die Lesung Martin Walsers mit dem Titel "Lebenslänglich Nietzsche", teilte die Friedrich-Nietzsche-Stiftung am Dienstag, 17.08.2010 in Naumburg mit.

Die Mitteldeutsche Zeitung vom 12.10.10 bringt ein Interview von Christian Eger mit Martin Walser, der zur Eröffnung des Dokuzentrums am 15.10.2010 in Naumburg sprechen wird, unter dem Titel: "Immer schon und immer noch":

"Kein Mensch wird mich je einladen, über Nietzsche zu sprechen. Ich bin kein Kenner, kein Fachmann..." lässt Martin Walser ("Ein fliehendes Pferd", "Tod eines Kritikers") in seinem Buch "Meßmers Reisen" einen "Nietzsche-Referenten" sprechen. Nun spricht Martin Walser (83) selbst über den Philosophen am Freitagabend in Naumburg im Zuge des Nietzsche-Kongresses aus Anlass der Eröffnung des Nietzsche-Dokumentationszentrums. Mit dem in Überlingen am Bodensee lebenden Schriftsteller sprach unser Redakteur Christian Eger. Herr Walser, "Lebenslänglich Nietzsche" heißt Ihr Naumburger Vortrag. Das klingt ein wenig wie: Nietzsche als Bestrafung. Martin Walser: Nein, das ist allein Ihre Interpretation! Das ist doch klar, wenn ich das nehme, drehe ich das um. Dann heißt das: Immer schon und immer noch Nietzsche! Das ist das Gegenteil von Bestrafung. Es ist ein Bekenntnis, dass ich nie ohne ihn ausgekommen bin.

Hier finden das ganze Interview bei der MZ im Internet!

Über die Eröffnung berichtete unter anderem MDR Figaro direkt und bringt dazu im Internet einiges Material, auch einen dreiminütigen Video-Beitrag sowie einen kurzen Audio-Beitrag aus Naumburg.
MDR Figaro bringt auch einige Interviews zur Eröffnung am 15.10.2010 (drei Beiträge)
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Dazu der Bericht über die Walser-Rede der Mitteldeutschen Zeitung vom 17.10.2010:
Lebenslange Beziehung zu einem Meisterdenker

Das Dokumentationszentrum ist für interessierte Besucher zugänglich dienstags bis freitags 14 Uhr bis 17 Uhr und an den Wochenenden 10 Uhr bis 16 Uhr, zu den regulären Öffnungszeiten des angrenzenden Nietzsche-Hauses. So der Leiter der städtischen Museen, Dr. Siegfried Wagner. Der Eintrittspreis von 2,50 Euro pro Person gilt für den Besuch beider Einrichtungen.

Einen weiteren ausführlichen Bericht zum neuen Dokumentationszentrum bringt Hans Christoph Rauh in NEUES DEUTSCHLAND vom 23.10.2010.

Unter dem Titel "Sammlung birgt viele Schätze" berichtet Helga Heilig am 21.12.10 in der Mitteldeutschen Zeitung über eine erste Sichtung der Krummel-Bibliothek im Naumburger Dokumentationszentrum. Die ca. 7.500 Bände enthalten nach den Worten Ralph Eichbergs wertvolle Überraschungen: "Diese Bibliothek ist uneingeschränkt sehr sehr wertvoll", stellte er bei einer ersten Vorstellung fest. Lesen Sie den gesamten Bericht in der MZ!


Unter dem Titel "Tür steht nicht still im Doku-Zentrum" berichtet Helga Heilig am 11.07.11 in der Mitteldeutschen Zeitung über die vielfältigen Aktivitäten im Naumburger Dokumentationszentrum seit dessen Eröffnung vor einen dreiviertel Jahr. Lesen Sie den gesamten Bericht in der MZ!



Das neue Nietzsche-Denkmal in Naumburg


Inzwischen sind mir von Herrn Brückl aus Bad Kösen - dem dafür mein herzlicher Dank gilt! - sehr gelungene Fotografien des neuen Naumburger Denkmals zugegangen, die ich Ihnen hier zugänglich machen kann, so dass es nun möglich ist, sich einen eigenen Eindruck davon zu verschaffen.
Ob die "maßvolle Würde" Nietzsches (so Kai Agthe in seiner Würdigung unten) wirklich gut mit der selbstbewusst-herausfordernden Fragehaltung des Mädchens aus dem 21. Jahrhundert korrespondiert? Für mich eher nicht - ich hätte mir bei dieser "Bild-Idee" dann doch lieber keinen ikonisierten "leidenden Nietzsche" gewünscht, wie er dieser Darstellung doch wohl zugrunde liegt, sondern eher den mit dem Hammer philosophierenden Herausforderer der herrschenden Moral und Kultur, etwa so, wie ihn seine Lieblings- und oft versandten Fotografien zeigen.

Durch Anklicken der kleinen Bilder können Sie sich weitere Fotografien aus verschiedenen Blickwinkeln ansehen.



Hier der Bericht des WOCHENSPIEGEL im Internet über die Denkmalseinweihung:

Wochenspiegel > Naumburg > Bericht vom 16.10.2007

Einweihung des Nietzsche-Denkmals

Skulpturen auf dem Naumburger Holzmarkt enthüllt


Auf dem Naumburger Holzmarkt wurde am Montag das Nietzsche Denkmal enthüllt.
Geschaffen hat es der Magdeburger Künstler Dr. Heinrich Apel (l). Foto: Nowotka

Naumburg (red). "Nietzsche ist ein Pfund, mit dem man wuchern kann. Wir in Naumburg haben das noch nicht so ganz begriffen, so schein mir." Diese Worte kamen von Dr. Curt Becker, der als Vertreter der Broche-Stiftung die Einführungsrede hielt. Nietzsche, in Röcken geboren, in Naumburg und Schulpforta aufgewachsen, gehört zu den großen Denkern des europäischen Geisteslebens. Er gilt heute als Klassiker der Philosophie, so Becker. Was fehle, das wäre eine Stätte der Erforschung seines Leben und seiner Werke. Welcher Ort würde sich besser anbieten als Naumburg. Die Stadt hatte sich nach der Wende dem Gedenken Nietzsches angenommen, 1992 das Gebäude Weingarten käuflich erworben und zu einem Museum ausgebaut. Die später hinzu gekauften Flurstücke sollten die Möglichkeit bieten, ein Nietzsche-Dokumentationszentrum zu errichten. Heute verdeckt ein Bauzaun das Grundstück, das auf bessere Zeiten hofft. "Das ist kein Vorwurf", wollte Becker verstanden wissen. Es ist aber ein Hinweis, dass ein Vorhaben noch auf seine Umsetzung harrt. Genau am 163. Geburtstag Nietzsches gibt es nun ein Denkmal des Philosophen auf dem Naumburger Holzmarkt unweit des Hauses im Weingarten, in dem Nietzsche in seinem Krankheitstagen mehrere Jahre von seiner Mutter gepflegt wurde. Geschaffen hat es der Magdeburger Künstler Dr. Heinrich Apel, der u.a. von vielen Arbeiten im Dom – die Jacobsleiter an der Tür zum Domschatzgewölbe, aber auch die Handläufe zu den Aufgängen zum Ostchor – bekannt ist. Die Broche-Stifung übernahm mit der Bereitstellung von 30 000 Euro den Eigenmittelanteil der Stadt Naumburg.


Auch das Naumburger Tageblatt berichtet in seiner Ausgabe vom 16. Oktober 2007 ausführlich über die Denkmalsenthüllung mit verschiedenen Fotos von Hans-Dieter Speck.



Der Holzmarkt in Naumburg vom Weingarten her gesehen, sehr schön restauriert, aber 14 Tage vor der Enthüllung noch ohne Denkmal ... (Foto: HW)



Blick vom Nietzsche-Haus Weingarten 18 zum Holzmarkt (Foto: HW)



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Einen weiteren großformatigen und ausführlichen Bericht brachte das Naumburger Tageblatt mit weiteren Fotos von Hans-Dieter Speck; so wird begründet, warum die Stadt Naumburg ihrem "größten Sohn" ein Denkmal setzte, und auch die Intentionen des Bildhauers Dr. Heinrich Apel werden angesprochen, von denen er sich bei der Gestaltung des Denkmals leiten ließ: Einen "Dialog der Neugier" nennt er die Grundidee seines Werkes. Auch die Fortschritte zum Neubau eines Nietzsche-Dokumentationszentrums in Naumburg werden erläutert.

Zugegeben, aus den veröffentlichten Bildern lässt sich noch nicht viel darüber sagen, ob dies Naumburger Denkmal besser gelungen ist als etwa dasjenige in Röcken ... - aber wichtig und richtig scheint mir zunächst schon allein die Tatsache, dass sich die Naumburger doch immer stärker auf ihren weltberühmten Sohn besinnen.




Die Thüringische Landeszeitung brachte am 2. November 2007 einen weiteren Bericht von Kai Agthe

Quelle: Internet

Thüringische Landeszeitung

Der Philosoph und das Mädchen

01.11.2007 Von Kai Agthe

Die Stadt Naumburg ehrt Nietzsche: "Dialog der Neugier" hat der Magdeburger Bildhauer Heinrich Apel seine Skulptur genannt, die den Philosophen und ein Mädchen zeigt. Foto: Agthe

Naumburg. (tlz) Pünktlich zum 150. Geburtstag von Friedrich Nietzsche (1844-1900) wurde im Oktober 1994 das Nietzsche-Haus in Naumburg seiner Bestimmung übergeben. Seither informiert das kleine Museum am Weingarten 18 in Wort und Bild über das bewegte Leben dieses faszinierenden Denkers, der hier prägende Kindheitsjahre verbrachte und in den neunziger Jahren des 19. Jahrhunderts auch als Kranker von seiner Mutter gepflegt wurde.

Den diesjährigen 163. Geburtstag des berühmtesten Naumburgers nahm man zum Anlass, auf dem nur wenige Schritte vom Nietzsche-Haus entfernten Holzmarkt ein aus zwei Figuren bestehendes Bronzedenkmal zu enthüllen. Zu sehen ist Friedrich Nietzsche, der auf einem Stuhl sitzt und ein Buch in Händen hält, das ihm auf die Knie gesunken ist. Den Kopf leicht zur Seite gedreht, scheint er über das soeben Gelesene nachzudenken. Neben ihm steht ein Mädchen, das, die Arme keck in die Seite gestemmt, den Denker mit einer Mischung aus Neugier und Skepsis betrachtet. Der sitzende Nietzsche mit den über das Postament gestreckten Beinen scheint die junge Dame nicht wahrzunehmen. Er ist etwa lebensgroß, schlanker als das historische Original und mit einem Mantel bekleidet.

Einen "Dialog der Neugier" hat der Bildhauer Heinrich Apel aus Magdeburg seine Skulptur genannt. Der Künstler ist in Naumburg seit vielen Jahren präsent: Schon in den 70er und 80er Jahren hat er zwei bronzene Handläufe für den Ostchor des Domes kreiert, die wegen ihres Humors die Besucher erfreuen. Vor zwei Jahren folgte eine Bronzetür, die Jakobsleiter darstellend, für das Domschatzgewölbe.

Finanziert wurde das Denkmal zu Friedrich Nietzsche vom Bund, dem Land und der Broche-Stiftung. Letztere übernahm den Anteil der Stadt von dreißigtausend Euro. Curt Becker, Ex-Oberbürgermeister und Justizminister Sachsen-Anhalts a. D., hatte das Projekt in den letzten Jahren forciert. In den Worten, die er zur Enthüllung sprach, gab Becker seiner Hoffnung Ausdruck, dass in naher Zukunft auch das seit 2001 in Planung begriffene Dokumentationszentrum neben dem Nietzsche-Haus realisiert werden möge, um hier auch Nietzsche-Forschung zu etablieren.

Ein erster gelungener Versuch, Nietzsche nach 1989/90 skulptural zu würdigen, stammt von Klaus Friedrich Messerschmidt. Der in Halle lebende Künstler schuf für den Kirchhof in Röcken, Nietzsches Geburtsort, im Jahre 2000 eine unkonventionelle und ergreifende Figurengruppe. Nietzsche und Mutter, die vor der reproduzierten Grabplatte des Denkers stehen, sind dort zu sehen. Durch beide verläuft ein Riss. An den Längsseiten sieht man noch zwei Nietzsches, und zwar nackt, nur mit Sonnenbrille und Bowler ausstaffiert, den sie sich vors Geschlecht halten.

Messerschmidts Grundidee war ein Traum Nietzsches, mitgeteilt in einem der letzten Briefe, die er vor Ausbruch seiner geistigen Umnachtung in Turin schrieb. In dem heißt es, er, Nietzsche, sei zweimal bei seiner eigenen Beerdigung zugegen gewesen. Für Messerschmidts und Apels wundervolle Arbeiten gilt: Beide Denkmale überzeugen durch ihre menschlich-allzumenschliche Dimension. In Röcken steht, in Naumburg sitzt kein Übermensch, kein personifizierter Wille zur Macht. Im Gegenteil, es herrscht maßvolle Würde.



Dass die Naumburger ihren großen Mitbürger bereits fest in ihr Herz geschlossen haben, mag der gelungene Schnappschuss von Hans-Dieter Speck aus der Mitteldeutschen Zeitung vom 17.11.2008 zeigen; wie sich diese "Umarmung" aber mit der von Kai Agthe angesprochenen "maßvollen Würde" verträgt, ist sicher eine andere Frage.


Ausstellung 2008 im Nietzsche-Haus:
125 Jahre Zarathustra - "Vergiss die Peitsche"

Unter dem Titel "Ohne Peitsche und lähmende Strippen berichtete die Mitteldeutsche Zeitung/Naumburger Tagblatt von der Eröffnung dieser Ausstellung, die Dr. Jens Fietje Dwars als Kurator betreut. Gezeigt werden unter vielem anderen eine 70 Jahre alte Zarathustra-Darstellung von Georg Kolbe, ein Fries des Künstlers Dieter Weidenbach sowie Prachtausgaben des "Zarathustra". Dazu gibt es Informationen zu den Frauen in Nietzsches Leben. Auch die "Zarathustra-Rede" von Thomas Mann von 1947 (Zitate dazu auf dieser Website) kann abgehört werden.

Die Austellung in Naumburg ist geöffnet vom 6. April bis zum 31. Oktober 2008, weitere Hinweise finden Sie auf der entsprechenden Website des Naumburger Nietzsches-Hauses.

Kai Agthe, der Kurator des Nietzsche-Hauses, geht in einem ausführlichen Artikel der Thüringer Landeszeitung vom 09.05.2008 (Quelle: TLZ.de vom 12.05.2008) auf diese Ausstellung sowie auf verschiedene Aspekte von "Nietzsche in Naumburg", die auch hier angesprochen werden, ein. Anlass ist ihm der Bezug des Hauses Weingarten 18 durch die Familie Nietzsche vor genau 150 Jahren - unter dem Titel "Prophet, Peitsche und Projekt: Naumburgs Nietzsche-Haus" schreibt er:

"Vor genau 150 Jahren zog Friedrich Nietzsche (1844-1900) mit Mutter und Schwester in das Haus Weingarten Nr. 18. in Naumburg. 1858 ist auch das Jahr, in dem er in die Landesschule Pforta aufgenommen wurde, die ihn zu dem machte, der er war. 1890 kam der geistig umnachtete Philosoph nach Naumburg zurück. Bis zu ihrem Tod 1897 pflegte Franziska hier ihren Sohn, der für sie nicht der Antichrist, sondern stets ihr „Herzensfritz“ war. In ihren Briefen an Franz Overbeck, 1937 als Buch veröffentlicht, hat sie von ihrem und des Kranken Alltag ausführlich berichtet. Elisabeth Förster-Nietzsche, die in Weimar lebte, verkaufte das Haus 1899. So blieb das Gebäude mit der klassizistischen Fassadengestaltung vom unappetitlichen Nietzsche-Kult der dreißiger Jahre unberührt.
Allein eine Tafel erinnert seit 1919 an den berühmten Bewohner des Hauses. Die Naumburger haben es dem Theologen Reiner Bohley (1941-1988) zu verdanken, dass der Schriftzug erhalten blieb. Dank seiner Zivilcourage gelang es ihm in den siebziger Jahren, die Tafel vor staatlicher Bilderstürmerei zu bewahren. Sie war bis zur Wende der einzige Hinweis auf Nietzsche in Naumburg.
Seit 1994 ist das Gebäude ein Museum, in dem in Wort und Bild über die tragische Biografie des berühmten Philosophen informiert wird."

Den gesamten Artikel finden Sie unter dem bei der TLZ im Internet (s. oben).

Über die Veranstaltung zum Ende dieser Ausstellung berichtet Hans Dieter Speck am 3.11.2008 in der Mitteldeutschen Zeitung


Aus dem Weidenbachschen Lebensfries im Naumburger Nietzsche-Haus:
Nietzsche in Naumburg (Bildmitte) zwischen Turin und Tod.
FOTO: HANS-DIETER SPECK (Foto: MZ)
MZ vom 04. November 2008



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Letzte Aktualisierung dieser Seite: 10.09.2019


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